STRASSENBAHN MAGAZIN Sie Straßenbahn in Dresden (Vorschau)
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Mülheim a.d. Ruhr<br />
Auf geht’s – zum<strong>in</strong>dest für Wagen 292. Bei sieben Prozent Gefälle rollt der M6S 296 <strong>in</strong> Höhe<br />
des Bismarckturms dagegen mühelos <strong>in</strong> Richtung Innenstadt<br />
der anderen Seite an der Haltestelle Rathausmarkt<br />
wieder aufzutauchen.<br />
Nun heißt es: Ducken und Stromabnehmer<br />
e<strong>in</strong>ziehen! Die 110 zwängt sich durch<br />
e<strong>in</strong>en engen Brückenbogen, über den bis <strong>in</strong><br />
die 1990er-Jahre e<strong>in</strong> Teil der Bahnstrecke<br />
Osterrath – Dortmund führte. Über e<strong>in</strong>e<br />
Million Ziegelste<strong>in</strong>e sollen für den Bau des<br />
Viadukts durch die Mülheimer Innenstadt<br />
verbaut worden se<strong>in</strong>. H<strong>in</strong>ter der Brücke wird<br />
die 110 wieder zur klassischen <strong>Straßenbahn</strong><br />
und durchfährt den Rathausbogen, ehe sie<br />
an der Haltestelle „Stadtmitte“ hält. Die<br />
Bahnsteiganlagen s<strong>in</strong>d hier relativ neu. Bis<br />
zum Jahr 2007 mussten die Bahnen noch das<br />
mittlerweile leer stehende Kaufhof-Gebäude<br />
umfahren. Selbst „Woolworth“ hat sich<br />
aus der Mülheimer City verabschiedet. So<br />
br<strong>in</strong>gt es nicht mehr allzu viel, dass die 110<br />
heutzutage direkt vor der Fußgängerzone<br />
„Schlossstraße“ hält.<br />
Umstieg zu den Bussen<br />
Immerh<strong>in</strong> ist die Stadtmitte nach wie vor e<strong>in</strong><br />
wichtiger Umsteigeknoten: Die meisten<br />
Mülheimer Busl<strong>in</strong>ien halten hier, außerdem<br />
verkehren „e<strong>in</strong>e Etage tiefer“ im Stadtbahntunnel<br />
die 102 Richtung Uhlenhorst<br />
und Oberdümpten und die normalspurige<br />
901 nach Duisburg.<br />
H<strong>in</strong>ter der Haltestelle verzweigen sich die<br />
Gleise. Die L<strong>in</strong>ien 104 und 112 biegen nach<br />
l<strong>in</strong>ks <strong>in</strong> die Le<strong>in</strong>ewebestraße e<strong>in</strong>, rechts gelangen<br />
die Bahnen über die Schlossbrücke<br />
zum Betriebshof, die 110 fährt dagegen weiter<br />
geradeaus. Auf halber Strecke zum nächsten<br />
Halt existiert e<strong>in</strong> Gleiswechsel, <strong>in</strong>teressanterweise<br />
die letzte Umsetzmöglichkeit vor<br />
der Endstelle Hauptfriedhof – und die ist immerh<strong>in</strong><br />
noch rund vier Kilometer entfernt.<br />
Vorbei am altehrwürdigen Hotel „Handelshof“<br />
kommt die Bahn nun <strong>in</strong> Straßenmitte<br />
vor dem evangelischen Krankenhaus zum<br />
stehen – die Haltestelle „Wertgasse“ ist erreicht.<br />
Von hier aus kommt man <strong>in</strong> wenigen<br />
M<strong>in</strong>uten <strong>in</strong> die Mülheimer Altstadt mit<br />
ihren kle<strong>in</strong>en Fachwerkhäusern und der Petrikirche,<br />
deren Wurzeln bis <strong>in</strong>s 7. Jahrhundert<br />
zurückgehen. Aber auch entlang der 110<br />
wird die Bebauung sehr sehenswert: Rund<br />
um die Haltstelle Wilhelmstraße stehen e<strong>in</strong>ige<br />
prunkvolle Jugendstil-Villen, reichverzierte<br />
Wohnhäuser warten nur darauf, als<br />
Motiv „erlegt“ zu werden.<br />
Der Ausstieg an der Wilhelmstraße lohnt<br />
sich doppelt. Ganz <strong>in</strong> der Nähe bef<strong>in</strong>det sich<br />
nämlich der Mülheimer Wasserbahnhof.<br />
Von dort aus starten die Ausflugsschiffe der<br />
„Weißen Flotte“ <strong>in</strong> Richtung Essen-Kettwig<br />
durch das romantische Ruhrtal.<br />
Gemütlich <strong>in</strong>s Kahlenbergviertel<br />
Die L<strong>in</strong>ie 110 verlässt h<strong>in</strong>gegen die Straße<br />
nach Essen und biegt durch den engsten<br />
Gleisbogen im Mülheimer Netz l<strong>in</strong>ks <strong>in</strong> die<br />
schmale Wilhelmstraße e<strong>in</strong>. Hier beg<strong>in</strong>nt<br />
e<strong>in</strong>e etwa 100 Meter lange Steigung, ehe die<br />
Bahn am Wilhelmplatz scharf rechts <strong>in</strong> die<br />
Kampstraße rollt. Autos fahren hier vergleichsweise<br />
wenige. Die Haltestellen auf diesem<br />
Abschnitt s<strong>in</strong>d äußerst spartanisch e<strong>in</strong>gerichtet:<br />
Richtung Hauptfriedhof muss sich<br />
der Fahrgast mit e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>fachen Haltestellenschild<br />
am Fahrbahnrand zufrieden geben,<br />
An der Haltestelle „Spielplatz“ erreicht man<br />
den wohl besten Aussichtspunkt Mülheims:<br />
den Bismarckturm<br />
<strong>in</strong> Richtung Innenstadt steht zum<strong>in</strong>dest hier<br />
und da e<strong>in</strong> Wartehäuschen. Bis zur Haltestelle<br />
„Wasserstraße“ ist die Bebauung noch<br />
sehr dicht, hier prägen schmucke Bauten –<br />
meist aus der Gründerzeit – das Bild.<br />
Ab der Wasserstraße geht es merklich<br />
bergauf, mit etwas Glück kann man rechts<br />
durch die Baumreihen e<strong>in</strong>en Blick auf das<br />
Ruhrtal erhaschen. Jetzt heißt es: Anlauf nehmen!<br />
Mit immerh<strong>in</strong> sieben Prozent Steigung<br />
erklimmt die 110 die Bismarckstraße.<br />
Nach e<strong>in</strong>em engen L<strong>in</strong>ksbogen erstrecken<br />
sich auf der rechten Seite weite Wiesen mitsamt<br />
dem stolzen Bismarckturm von 1909.<br />
Heute bietet er e<strong>in</strong>em Künstler Unterschlupf<br />
und kann zu wechselnden Zeiten bestiegen<br />
werden. Den Blick über die Stadt und das<br />
Ruhrtal ist die Kletterei allemal wert.<br />
Dann ist die Steigung geschafft – die 110<br />
hat den Kahlenberg erreicht. Inmitten e<strong>in</strong>er<br />
<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 12 | 2012<br />
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