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Neue Beiträge zur Phylogenie und Systematik der Miriden ... - Helda

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26 0. M. Reuter.<br />

Fühlergliedes einen warzenförmigen Vorsprung, <strong>der</strong> wohl als <strong>der</strong> letzte Rest des mit dem<br />

dritten zusammengeschmolzenen vierten Fühlergliedes zu deuten ist.<br />

Die Länge <strong>und</strong> Lage <strong>der</strong> Fühler hat, wie bekannt, eine grosse Rolle in <strong>der</strong> <strong>Systematik</strong><br />

<strong>der</strong> Heteropteren gespielt <strong>und</strong> hat sogar als Hauptgr<strong>und</strong> für die Einteilung dieser Insekten<br />

in zwei grosse Sectionen (Geoeorisae <strong>und</strong> Hydrocorisae Latreille's o<strong>der</strong> Gymnocerata <strong>und</strong><br />

Cryptocerata Fieber's) gedient. Bei <strong>der</strong> ersteren sind sie frei <strong>und</strong> vorstehend, stets länger als<br />

<strong>der</strong> Kopf, bei <strong>der</strong> zweiten dagegen höchstens so lang wie <strong>der</strong> Kopf <strong>und</strong> meistens verborgen.<br />

In <strong>der</strong> Tat giebt es in obiger Hinsicht drei Gr<strong>und</strong>typen <strong>der</strong> Heuhpteren-Fühler: frei vorstehende<br />

Fühler, länger als <strong>der</strong> Kopf, frei vorstehende, sehr kurze Fühler <strong>und</strong> kurze, mehr<br />

o<strong>der</strong> wenig verborgene Fühler. Eine sehr ursprüngliche Form des ersten Typus bilden die<br />

Fühler <strong>der</strong> Dipsocoroideen, <strong>der</strong>en zwei erste Glie<strong>der</strong> verdickt <strong>und</strong> sehr kurz, die zwei letzten<br />

dagegen lang <strong>und</strong> sehr fein borstenförmig sind. Es erinnern diese Fühler nicht wenig an<br />

die <strong>der</strong> Cicadarien. Der mittlere Typus ist <strong>der</strong> Gattung Ochierus (Pelogonus) eigen,<br />

die von einigen Verfassern <strong>zur</strong> ersteren, von an<strong>der</strong>en <strong>zur</strong> zweiten Section gezählt<br />

worden ist. Der Wert dieser verschiedenen Typen für die <strong>Systematik</strong> ist indessen nicht von<br />

allen Verfassern anerkannt worden. Schon Schioedte hat (1869) hervorgehoben, dass die<br />

obige Verschiedenheit in <strong>der</strong> Fühlerbildung ein Charakter ist, <strong>der</strong> durch verschiedene<br />

Lebensbedingungen hervorgerufen worden ist. Wie auch die von Latreille den beiden Sektionen<br />

gegebenen Benennungen andeuten, charakterisieren die freien Fühler, entwe<strong>der</strong> lang<br />

o<strong>der</strong> kurz, die Landbewohner l unter den Heteropteren, während die Wasserwanzen kurze<br />

<strong>und</strong> versteckte Fühler haben. Dieser letztere Typus ist zweifelsohne als eine später erworbene<br />

Adaption für das Leben im Wasser zu betrachten <strong>und</strong> es würde gar nicht ausgeschlossen<br />

sein, dass er einen heterophyletischen Homomorphismus darstelle, wenn nicht an<strong>der</strong>e Umstände<br />

vorlägen, die es wahrscheinlich machten, dass wenigstens die allermeisten sogenannten<br />

Cryptoceraten homophyletisch wären. Ich werde unten (Kap. III) auf diese Frage <strong>zur</strong>ückkommen.<br />

— Was die Form <strong>der</strong> Fühlerglie<strong>der</strong> bei den sogenannten Gymnoceraten betrifft,<br />

ist diese, wie schon Dumeril (1806) bemerkt hat, nicht ohne Bedeutung für die <strong>Systematik</strong>.<br />

Ohne Zweifel bezeichnen die fadenförmigen o<strong>der</strong> gegen die Spitze borstenförmigen<br />

Fühler ein älteres Entwickelungsstadium. Solche kommen den Superfamilien Dipsocoro'ideae,<br />

Achanthio'ideae, CimicoMeae, Gerroideae <strong>und</strong> Pentatnmo'ideae zu (siehe Kap. IV). Nur bei einigen<br />

mehr spezialisierten Formen <strong>der</strong> Acanthiaden (Ghcuioscirta Stäl), Anthocoriden (Anthocoris)<br />

<strong>und</strong> <strong>Miriden</strong> (Eusiictas Reut., Sahlbergiella Hagl., Ropalisescliatus Reit., Volkelius Dist., Physophoroptera<br />

Popp., Ceratocapsus Reut., Glaphyrocoris Reut.) sind die beiden letzten Fühlerglie<strong>der</strong><br />

spindelförmig verdickt, äusserst selten (Macrocephaliden) nur das letzte keulen- o<strong>der</strong><br />

walzenförmig; diese letztere Familie ist aber schon in vielen Beziehungen hoch spezialisiert.<br />

Bei den meisten Coreidae, Pyrrhocoridae <strong>und</strong> Myodochidae, wie auch bei den Neididae, Tingididae<br />

<strong>und</strong> Aradidae ist nur das vierte Fühlerglied spindelförmig verdickt, ein Typus <strong>der</strong><br />

sicher auf eine spätere Differenzierung hinweist.<br />

Auch die Struktur <strong>der</strong> Schnabelscheide ist von den Verfassern für die <strong>Systematik</strong><br />

<strong>der</strong> Heteropteren verwendet worden, indem die Geocorisen mit Hinsicht auf die Zahl <strong>der</strong><br />

Schnabelglie<strong>der</strong> in zwei grosse Gruppen, Trssaraeondylae <strong>und</strong> Tricondylae, eingeteilt worden<br />

sind. Wenn aber schon <strong>der</strong> Bau <strong>der</strong> Fühler von ökologischen Umständen abhängig gewesen<br />

ist, so ist dies mit dem Schnabel, <strong>der</strong> die Nahrungsaufnahme des Tieres vermittelt, in noch<br />

höherem Grade <strong>der</strong> Fall <strong>und</strong> eine Gr<strong>und</strong>einteilung, die sich nur auf solche adaptive Merkmale<br />

stützt, muss mehr o<strong>der</strong> weniger unnatürlich werden. Die Schwäche <strong>der</strong>selben wird schon<br />

dadurch offenbar, dass Verfasser, welche diese Einteilung angenommen haben, jedoch, um<br />

1<br />

Dass die Fühler <strong>der</strong> Ochteriden so kurz sind hängt vielleicht davon ab, dass diese Insekten als<br />

Larven <strong>und</strong> Nymphen im leuchten Sande sich Tunnels graben, wobei lange Fühler ein Hin<strong>der</strong>nis wären.<br />

Tom. XXXV11.

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