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Neue Beiträge zur Phylogenie und Systematik der Miriden ... - Helda

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Xeue <strong>Beiträge</strong> <strong>zur</strong> <strong>Phylogenie</strong> <strong>und</strong> <strong>Systematik</strong> <strong>der</strong> <strong>Miriden</strong>. 29<br />

pagiopoden 2 , d. h. den laufenden, springenden <strong>und</strong> schwimmenden Formen als Ausgangspunkte<br />

für Muskeln benutzt worden. Die Suturen sind also in Diensten <strong>der</strong> Biologie <strong>der</strong><br />

betreffenden Tierchen eingetreten <strong>und</strong> dieser Umstand erklärt, warum sie bei einzelnen Familien<br />

so lange persistieren. Das Vorkommen einer ..zusammengesetzten" Brust ist darum<br />

unter den Heteropteren nicht immer ein primitives Merkmal, son<strong>der</strong>n kann auch verhältnismässig<br />

hoch spezialisierte Familien, wie die <strong>Miriden</strong> <strong>und</strong> mehrere Hydrocorisen, charakterisieren.<br />

Die imaginalen Stinkdrüsen, die in <strong>der</strong> Hinterbrust liegen, sind bei den Heteropteren<br />

wahrscheinlich sehr frühzeitig entwickelt worden. Wenn die Orifieien fehlen, so ist dies<br />

gewiss ein erst später erworbener Charakter. Unter den <strong>Miriden</strong> <strong>und</strong> Tingididen z. B.<br />

sind die Orifieien meistens sehr deutlich. Es kommen aber einzelne Gattungen vor, bei denen<br />

sie vollständig verschw<strong>und</strong>en sind, <strong>und</strong> Übergänge zwischen diesen beiden Typen sind nicht<br />

selten. Die im Wasser lebenden Wanzen können natürlich für die Stinkdrüsen keine Verwendung<br />

haben <strong>und</strong> bei diesen findet man von Orifieien keine Spur. So bei allen Hydrocorisae,<br />

aber auch bei <strong>der</strong> Familie AepophUidae, <strong>der</strong>en einziger, bisher bekannter Vertreter,<br />

ebenfalls unter <strong>der</strong> Wasserfläche lebt. Wahrscheinlich aus demselben Gr<strong>und</strong>e entbehren auch<br />

die auf dem Wasser lebenden Mesoveliadae, Gerridae, Veliadae <strong>und</strong> Hgdrometrldae <strong>der</strong> Stinkdrüsenöffnungen.<br />

Kirkaldy hat freilich (Some remarks on the Phylogeny of the Hemiptera-<br />

Heteroptera in Canad. Kntom., 1908, p. 360, <strong>und</strong> Catalogue of the Hemiptera Heteroptera<br />

1, 1909, p. xxin) behauptet, dass die Imagines von dieser Familie ein medianes Orificium<br />

auf dem zusammengeschmolzenen Metasternum <strong>und</strong> dem ersten Ventralsegment besässen. Es<br />

ist aber unmöglich zu verstehen, zu welchem Nutzen ein solches <strong>der</strong> Wasserfläche zugewandtes<br />

Orificium dem Tierchen sein könnte, <strong>und</strong> Dr. Poppxüs, <strong>der</strong> mehrere Gerris-Axten diesbezüglich<br />

untersucht, hat mir mitgeteilt, dass er von demselben keine Spur finden konnte. An<br />

dem angegebenen Platz fand er nur ein kleines Wärzchen o<strong>der</strong> einen tiefschwarzen, kleinen,<br />

r<strong>und</strong>lichen Makel. Schon das Leben an feuchten Orten <strong>und</strong> an Wasserstränden scheint ein<br />

Verschwinden von Stinkdrüsenöffnungen mitgefühlt zu haben. Sie fehlen nämlich ebenfalls<br />

den Dipsocoridae, <strong>und</strong> den Uferwanzen, den Oehtcridae <strong>und</strong> Acantlüadae, wie auch den mit<br />

diesen verwandten Leptopodidae, die wohl nunmehr meistens an trockenen Orten leben,<br />

nicht aber wie<strong>der</strong> Orifieien ausgebildet haben, wenn das Fehlen solcher dem Phylus, dem sie<br />

angehören, einmal charakteristich ist. Aus dem oben gesagten geht deutlich hervor, dass<br />

das Fehlen <strong>der</strong> imaginalen Stinkdrüsenöffnungen ein Charakter adaptiver Natur ist, <strong>der</strong> nur,<br />

wenn früh erworben <strong>und</strong> lange vererbt, von grösserem systematischem Wert sein kann.<br />

Die Struktur <strong>der</strong> Beine <strong>und</strong> beson<strong>der</strong>s <strong>der</strong> Hinterhüften hat in <strong>der</strong> <strong>Systematik</strong> <strong>der</strong><br />

Heteropteren eine nicht geringe Rolle gespielt. Da Schioedte (1. c. 1869) gegen die Zweiteilung<br />

<strong>der</strong> Heteropteren in Gymnoceraten <strong>und</strong> Cryptoceraten auftrat <strong>und</strong> dieselbe als künstlich<br />

bezeichnete, stellte er eine neue Zweiteilung <strong>der</strong>selben in Trochalopoda <strong>und</strong> Pagiopoda<br />

auf, welche er auf den Bau <strong>der</strong> Hinterhüften <strong>und</strong> des angrenzenden Teils <strong>der</strong> Hinterbrust<br />

gründete (siehe S. 13). Er hat dabei aber vergessen, dass, wie ich es schon 1908 in meinen<br />

„Bemerkungen üher Nabiden", 1. c. p. 89, hervorgehoben habe, die Verschiedenheit im Bau<br />

<strong>der</strong> Hinterhüften nicht weniger, als die im Bau <strong>der</strong> Fühler (bei den Gymnoceraten <strong>und</strong> Cryptoceraten)<br />

von <strong>der</strong> Lebensweise <strong>der</strong> Tiere abhängig gewesen ist <strong>und</strong> dass jene, ebenso wohl<br />

wie diese, adaptiver Natur sind. Ihre durchgreifende Bedeutung für die <strong>Systematik</strong> konnte<br />

darum schon a priori in Frage gestellt werden. Durch die Untersuchungen, die Dr. Poppius<br />

auf meine Anregung vorgenommen hat, ist es auch nunmehr dargelegt worden, dass sogar<br />

in <strong>der</strong>selben Familie sowohl trochalopode, wie pagiopode Gattungen vorkommen. Er hat<br />

einfach.<br />

2<br />

Bei den Velocipediden, Aeanthiaden, Leptopodiden <strong>und</strong> Aepophiliden sind die drei Brustsegmente<br />

N:o 3.

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