Neue Beiträge zur Phylogenie und Systematik der Miriden ... - Helda
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30 0. M. Reuter.<br />
nämlich gef<strong>und</strong>en, dass mehrere Gattungen <strong>der</strong> <strong>Miriden</strong>-Unterfamilie Bryocorinn (Monaionion,<br />
Pacht/peltis, Helopelfis, Physophoroptera, Odoniella u. s. w.) trochalopod sind, <strong>und</strong> dass ihre<br />
kurze <strong>und</strong> drehr<strong>und</strong>e Hinterhüften, wie auch <strong>der</strong> angrenzende Teil <strong>der</strong> Hinterbrust, fast ganz<br />
wie bei den Nabiden gebildet sind, ein Umstand <strong>der</strong> wahrscheinlich davon abhängt, dass diese<br />
Arten schreiten <strong>und</strong> nicht laufen o<strong>der</strong> springen. In ähnlicher "Weise haben wohl auch die<br />
übrigen trochalopoden Formen <strong>der</strong> Heteropteren<br />
verän<strong>der</strong>ten Lebensverhältnissen zufolge sich<br />
aus ursprünglich pagiopoden entwickelt. Unter den Hydrocorisae findet sich nur eine trochalopode<br />
Familie, Nepidae. "Während die Vertreter <strong>der</strong> übrigen Familien alle schwimmen <strong>und</strong><br />
darum pagiopod sind, haben die Arten jener sich für das Leben <strong>und</strong> Kriechen am Boden<br />
angepasst <strong>und</strong> demgemäss die Struktur <strong>der</strong> Hüften <strong>und</strong> des anliegenden Teiles <strong>der</strong> Brust<br />
zweckmässiger Weise verän<strong>der</strong>t. Im Gegensatz zu Kikkaldy, nehme ich nämlich an, dass<br />
die Hinterhüften <strong>der</strong> ursprünglichen Heteropteren sogenannte „Coxae cardinatae" gewesen<br />
sind. Diese Annahme wird auch dadurch unterstützt, dass die Hüften <strong>der</strong> Homopteren ebenfalls<br />
demselben Typus angehören. W T as speziell die oben genannten Nepiden betrifft, ist es<br />
schon aus dem Gr<strong>und</strong>e nicht möglich, sie, wie Schioedte, Kiekaldy u. a., mit den Reduviiden,<br />
Gerriden u. s. w. als am nächsten verwandt zu betrachten, weil ihre Mittel- <strong>und</strong> Hinterbrust<br />
zusammengesetzt ist <strong>und</strong> eine solche sich wohl nicht mehr aus einer einfachen wie<strong>der</strong><br />
herleiten lässt. Übrigens hat Schmidt in einer Abhandlung (siehe S. 17) die neue Verwandtschaft<br />
<strong>der</strong> Nepiden mit den pagiopoden Belostomatiden ausführlich dargelegt. Es werden<br />
darum durch die auf den Bau <strong>der</strong> Hinterhüften begründete Einteilung, wirklich verwandte<br />
Familien wie<strong>der</strong> von einan<strong>der</strong> getrennt. So z. B. auch einerseits die Anthocoriden"<br />
<strong>und</strong> <strong>Miriden</strong> <strong>und</strong> andrerseits die Nabiden, welche nicht nur im Baue <strong>der</strong> weiblichen<br />
Genitalsegmente, son<strong>der</strong>n auch in <strong>der</strong> auffallenden Struktur des Eier-Chorions, so grosse<br />
Übereinstimmung zeigen.<br />
Die Struktur <strong>der</strong> Vor<strong>der</strong>beine ist nicht selten von den Lebensbedingungen im hohen<br />
Grade beeinflusst worden. Dies ist beson<strong>der</strong>s bei solchen Familien <strong>der</strong> Fall gewesen, <strong>der</strong>en<br />
Vertreter räuberisch sind (Nerthridae, Naucoridae, Nepidae, Macrocephalidae), bei denen zweckmässige<br />
<strong>und</strong> nicht selten, wie bei einigen Macrocephaliden, sehr abenteuerliche Umgestaltungen<br />
sowohl <strong>der</strong> Schenkel, wie <strong>der</strong> Schienen, stattgef<strong>und</strong>en haben. Eine ganz verschiedenartige<br />
<strong>und</strong> höchst merkwürdige, ebenfalls für die Aufnahme <strong>der</strong> Nahrung angepasste Umbildung <strong>der</strong><br />
Vor<strong>der</strong>beine <strong>und</strong> beson<strong>der</strong>s <strong>der</strong> Vor<strong>der</strong>füsse, treffen wir bei den meistens von kleinen Algen<br />
lebenden Corixiden an. Dass alle solche Umwandlungen natürlich ein späteres Entwickelungsstadium<br />
darstellen, ist wohl nicht nötig hervorzuheben. — Eine beson<strong>der</strong>e Spezialisierung des<br />
ursprünglichen Typus, ebenfalls ökologischer Natur, ist mit den Hinterbeinen <strong>der</strong> schwimmenden<br />
Hydrocorisen-Familien eingetreten. — Endlich mögen in diesem Zusammenhange noch<br />
die Grabbeine <strong>der</strong> Familie Tkyreocoridae erwähnt werden, welche Familie sicher als höher<br />
spezialisiert wie die meisten übrigen Pentatomoideen zu betrachten ist.<br />
Die Füsse <strong>der</strong> Heteropteren sind, wie bekannt, in den früheren Lebensstadien (bei<br />
den Larven <strong>und</strong> Nymphen) zweigliedrig, während sie meistens bei den Imagines aus drei<br />
Glie<strong>der</strong>n bestehen. Es wäre jedoch entschieden unrichtig die Familien, <strong>der</strong>en Vertreter auch<br />
als Imagines nur zweigliedrige Füsse haben, als ursprünglicher als die übrigen zu betrachten.<br />
Solche Familien sind nämlich die folgenden: Aradidae, Tingididae, Macrocephalidae, Microphysidae,<br />
Hebridae <strong>und</strong> Hydrometridae. Zweigliedrige Füsse kommen ferner bei einigen<br />
Hydrocorisen <strong>und</strong> bei den Pentatomiden-Unterfamilien Coptosomina, Cyrtocorina <strong>und</strong> Acanthosomina<br />
vor 1 . Es kann nicht geleugnet werden, dass die allermeisten <strong>der</strong> obigen Familien<br />
aus mehreren Gründen als auffallend hoch spezialisiert betrachtet werden müssen. Auch die<br />
1<br />
Bisweilen sind nur die vor<strong>der</strong>en Füsse zweigliedrig, wie z. B. bei <strong>der</strong> Keduviiden-Unterfamilie<br />
Salyavatina.<br />
Tom. XXXVII.