28.02.2014 Aufrufe

Neue Beiträge zur Phylogenie und Systematik der Miriden ... - Helda

Neue Beiträge zur Phylogenie und Systematik der Miriden ... - Helda

Neue Beiträge zur Phylogenie und Systematik der Miriden ... - Helda

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>Neue</strong> <strong>Beiträge</strong> <strong>zur</strong> <strong>Phylogenie</strong> <strong>und</strong> <strong>Systematik</strong> <strong>der</strong> Minden. 27<br />

verwandte Formen nicht zu weit von einan<strong>der</strong> entfernen zu müssen, genötigt worden sind<br />

z. B. die mit dreigliedrigem Schnabel versehenen Anthocoriden unter die Tessaracondylen<br />

<strong>und</strong> die Nabiden, die eine viergliedrige Schnabelscheide haben, unter die Tricondylen zu<br />

stellen. In <strong>der</strong> Tat ist, wie ich schon angedeutet habe, die Struktur des Rostrums von <strong>der</strong><br />

Nahrungsweise des Tierchens stark abhängig gewesen. Ein längeres, viergliedriges, schlankeres<br />

Rostrum kommt beson<strong>der</strong>s den Phytophagen zu (z. B. den <strong>Miriden</strong>). Bei den Carnivoren<br />

wird das Rostruin im allgemeinen kürzer <strong>und</strong> kräftiger <strong>und</strong> das erste Glied oft stark verkürzt<br />

(Nabidae, Microphysidae, Termatophylidae), bis dieses endlich vollständig unsichtbar wird<br />

(Anthocoridae, Cimiciiae, Reduviidae <strong>und</strong> Maerocephalidae). Dass aber phytophage Familien,<br />

wie die <strong>Miriden</strong>, beson<strong>der</strong>s wenn sie, wie diese, nicht exclusiv phytophag sind, <strong>und</strong> carnivore<br />

Familien oft einan<strong>der</strong> phylogenetisch nahe stehen, ist eine Erscheinung, die unter den Insekten<br />

gar nicht selten ist, <strong>und</strong> nach meiner Ansicht gehören auch, wie ich im Kap. III darzulegen<br />

versuchen werde, alle die nun oben angeführten Familien demselben Verwandtschaftskreise<br />

an. Als sehr belehrende Beispiele mit Hinsicht auf die Entwickelung eines dreigliedrigen<br />

Rostrums aus einem viergliedrigen mögen hier die Nabiden-Gattung Scotomedes Stäl <strong>und</strong><br />

die Microphysiden-Gattung Nabidomorpha Popp, angeführt werden, welche nur eine dreigliedrige<br />

Schnabelscheide besitzen, während diese bei allen übrigen typischen Nabiden <strong>und</strong> Microphysiden<br />

noch mit einem deutlichen, obwohl kurzen, Basalglied versehen ist. Aus obiger<br />

Darlegung geht also hervor, dass die Schnabelscheide <strong>der</strong> Heteropteren ursprünglich viergliedrig<br />

gewesen ist <strong>und</strong> die Dreigliedrigkeit des Rostrums auch <strong>der</strong> gesammten Gerroideae, Acanthio'ideae,<br />

Dipsocoroideae <strong>und</strong> Notonecto'ideae, erst später erworben worden ist. — Wie<br />

bekannt ist das Rostrum <strong>der</strong> Corixidae ganz ungeglie<strong>der</strong>t <strong>und</strong> zeigt auch in übrigen Beziehungen<br />

einen merkwürdigen Bau, <strong>der</strong> sich schwierig aus dem <strong>der</strong> übrigen Hydrocorisen<br />

deduzieren lässt. Börnes hat sie (siehe S. 24) darum als eine eigene Unterordnung, Sandaliorrhyncha,<br />

aufgestellt.<br />

Die Struktur des Pronot ums ist<br />

bei den Heteropteren den mannigfaltigsten Umwandlungen<br />

unterworfen worden <strong>und</strong> giebt nur ausnahmsweise für die Aufstellung <strong>der</strong> Familien<br />

brauchbare Charaktere. Ich würde sie auch hier ganz übergangen haben, wenn nicht von<br />

einem Verfasser, Fallen (1814), sogar ein Versuch gemacht worden wäre, sie als wesentliches<br />

Einteilungsprinzip zu verwenden. Dass dies zu keinen natürlichen Resultaten führen konnte,<br />

ist indessen hier kaum nötig hervorzuheben.<br />

Auch das Schildchen ist im allgemeinen von geringer Bedeutung für die <strong>Systematik</strong>.<br />

Nur für die Familien, die wir (Kap. IV) in <strong>der</strong> Superl'amilie Pentatomoideae vereinigt haben,<br />

ist die Grösse desselben bezeichnend, indem es gewöhnlich wenigstens die Mitte des Hinterleibs<br />

<strong>und</strong> die Spitze des Clavus erreicht. Neben dem Typus mit kurzem Schildchen, <strong>der</strong> von<br />

den meisten übrigen Familien vertreten ist, kommt jener schon früh vor <strong>und</strong> ist wohl als<br />

eine <strong>der</strong> Heteropteren-Gr<strong>und</strong>typen zu betrachten. Das den ganzen Hinterleib bedeckende<br />

Schildchen, das für die Pentatomiden-Unterfamilien Coptosomina, Cyrtocorina <strong>und</strong> Scutellerina,<br />

wie auch für die Pentatominen-Division Graphosomaria charakteristisch ist, muss wohl jedenfalls<br />

als ein später erworbener Charakter aufgefasst werden, das von allen diesen Gruppen<br />

selbständig erworben ist. Beson<strong>der</strong>s die Coptosominen sind ja auch übrigens z. B. im Baue<br />

<strong>der</strong> Flügel eine hoch spezialisierte Gruppe. Auch das grosse Schildchen <strong>der</strong> mit den Reduviiden<br />

nahe verwandten, ebenfalls stark spezialisierten Maerocephalidae bezeichnet eine spätere<br />

Entwicklungsstufe. Andrerseits ist auch das Verschwinden o<strong>der</strong> Verborgensein des Schildchens<br />

unter einer hinteren Fortsetzung des Pronotums als sec<strong>und</strong>är zu betrachten.<br />

Die Halbdecken <strong>der</strong> allermeisten Heteropteren bestehen, wie bekannt, aus drei verschiedenen<br />

Teilen, die man Clavus, Corium <strong>und</strong> Monbran benannt hat, Diese drei Teile sind<br />

auch ohne Zweifel bei den primitiven Formen vorhanden^ gewesen. Was Fieber Embolium<br />

benennt, ist nicht, wie die obigen Teile, abgeson<strong>der</strong>t <strong>und</strong> liegt immer in <strong>der</strong>selben Ebene mit<br />

N:o 3.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!