Themenheft Schulreife
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Umwelt zu interagieren. Das sogenannte „Trotzalter“<br />
ist ja nichts anderes als das Erwachen für die eigene<br />
Persönlichkeit und das erste Bewusstsein um Aus – und<br />
Abgrenzung des eigenen Willens, Körpers und Fühlens<br />
gegenüber Anderen.<br />
3-6 Jahre<br />
Hier beginnt nun das Kind – Zugang zu den sukzessiv<br />
frei werdenden „Schaffenskräften“ zu bekommen,<br />
indem es sich der Phantasiekäfte bedient, um die Welt<br />
in eine für das Kind zu verarbeitende Realität umzuwandeln.<br />
Das freie Phantsiespiel wird als Königsweg<br />
des Kindes in das Leben betrachtet. Tatsache ist aber<br />
auch – dass gerade dieses Phantasiespiel nur möglich<br />
ist, wenn das Kind nicht zur Aussenwelt aufwachen<br />
muss, sondern diese träumende Qualität in dem Weben<br />
des Spieles erreichen kann. Ein zu waches Kind kann<br />
den Zugang zu diesem phantasivollen Spiel nicht finden<br />
und bekommt Schwierigkeiten, sich der darin herrschenden<br />
Kreativität hinzugeben. Verdruss und Trauer<br />
um das vermisste Glücksgefühl – welches die Kinder<br />
erfüllt in dem tiefen Spiel, prägen dann immer öfter<br />
die Stimmung des Kindes. Es äussert dann immer mehr<br />
den Wunsch nach „Ablenkung“ und Beschäftigung von<br />
aussen, um den Mangel des Inneren Engagemanges<br />
auszugleichen. Diese ist ein typisches Verhalten um das<br />
6. Lebensjahr, wo das Kind nun im Zuge der „Geburt<br />
des Ätherleibes“ gänzlich aufwacht und realisiert, dass<br />
das Ergreifen der Phantasiekräfte nun einer Anstrengung<br />
bedarf (da es im Wachen geschieht und nicht<br />
mehr träumend). Das Kind hat nun die Möglichkeit –<br />
zum ersten Mal in seinem Dasein wach und bewusst<br />
„schaffend“ zu werden. Die nun „befreiten“ Äther –<br />
und Schaffenskräfte stehen dem Kind zur Verfügung,<br />
wenn es sie mit seiner „Vortstellungskraft“ ergreift –<br />
nutzen lernt und damit in den wirklich kreativen Prozess<br />
einsteigt. Wird dem Kind diese Möglichkeit gegeben,<br />
kann es das Spiel ganz neu erobern und nun als<br />
Grundlage einer ein Leben lang zuträglichen Kreativität<br />
erüben!<br />
Beschäftigung oder Unterstützung der<br />
Eigeninitiative<br />
Wenn man dem Kind in dieser empfindlichen Phase<br />
des augenscheinlichen Spielverlustes im 5. – 6. Jahresalter<br />
allerdings nicht diese Geduld entgegenbringt<br />
– und sich dem Verlangen des Kindes zur Beschäftigung<br />
beugt, verweigert man ihm oftmals gleichzeitig<br />
dieses Erüben der Eigeninitiative – des Erlebens, dass<br />
es aus eigenem Antrieb wieder in die Aktivität kommen<br />
kann. Vermögen der Selbstbeschäftigung ist eine<br />
grundlegende Voraussetzung des Selbstvertrauens.<br />
Wenn ich weiss, dass ich selber etwas mit mir und der<br />
Umwelt anfangen kann, dann bin ich nicht der unabdinglichen<br />
Abhängigkeit von der ständigen Stimulanz<br />
von aussen ausgeliefert. Ich kann die erste „Selbstständigkeit“<br />
in der Schaffensfreude erleben und kultivieren.<br />
Ein verfrühtes „Beschäftigen“, lernen und organisieren<br />
der Tätigkeiten des Kindes sind daher<br />
meines Erachtens nicht zuträglich für das Kind. Ein<br />
Kind, welches in dieser Phase hauptsächlich durch<br />
äussere Anleitung und Impulse zur Aktivität kommt –<br />
also durch äussere Stimulanz– lernt, dass es als tüchtig<br />
und fleissig bestätigt wird, indem es diese von<br />
aussen herangetragenen Aufgaben erfüllt. Ein Selbstbild,<br />
welches unsere Gesellschaft von heute immer<br />
mehr prägt. Wir wollen den Erwartungen und Anforderungen<br />
der Umwelt entsprechen und gerecht werden.<br />
Tun alles, um so zu werden , wie die Umwelt es<br />
von uns erwartet. Gleichzeitig entwickelt das Kind<br />
dann eine Abhängigkeit von ständiger Stimulanz und<br />
Bestätigung, da das Eigenerleben und Eintauchen in<br />
sich selbst und in die Möglichkeit der Zufriedenheit<br />
dann gar nicht mehr möglich sind.<br />
Die Sicherheit und Freude an dem Tätigwerden aus<br />
einem eigenen, inneren Antrieb und Schaffensdrang<br />
sind eher eine Seltenheit geworden. Dieses Selbstvertrauen<br />
und Erfassen der eigenen Identität aus dem Erleben<br />
der Eigeninitiative werden schon im 6. Jahresalter<br />
veranlagt und möglich – oder unmöglich gemacht.<br />
Die Waldorfpädagogik sollte hier mit gutem Beispiel<br />
vorangehen und dem Kind den Übergang vom Phantasispiel<br />
in die wache Ergreifung der Vorstellungskraft<br />
sowie der Realisierung dieser Vorstellungen durch Konstruktionsspiele,<br />
Rollenspiele usw. ermöglichen. Aus eigener<br />
Initiative! Nicht durch den Erwachsenen initiert<br />
und geführt! Geduld in diesem Entwicklungsschritt<br />
gibt die Vorraussetzung zu einer kraftvollen Entwicklung<br />
mit gesunder Selbtsinitiativkraft!<br />
Altershomogene oder gemischte Gruppen<br />
Ein weiterer Aspekt, bei dem ich mir grössere Aufmerksamkeit<br />
wünschen würde, ist die Frage um die<br />
Intergrierung des Kindes in altershomogene Gruppen<br />
im 6 Jahresalter. Wenn sich das Kind in dieser sensiblen<br />
Umgestaltunsgphase befindet, ist es sehr unsicher,<br />
muss alle Kraft aufwenden um einerseits die<br />
neuen körperlichen Voraussetzungen (Aufrichten,<br />
Freistellung des Halses, der Hüftpartie und die Umgestalltung<br />
des Rückgrates zur S- Kurve) neu zu beherrschen,<br />
aber auch um sich in der neuen Wachheit zu-<br />
46 Die Entwicklung der Kreativität vom Kindergartenalter bis in das Schulalter