Argumente - Jusos
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Kapitel II Der Nahostkonflikt zwischen 1948 und 1967<br />
Von Asiye Öztürk, Juso-Landesvorstand Nordrhein-Westfalen<br />
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Mit der Ausrufung des israelischen Staates im Jahr 1948 und der folgenden Kriegserklärung<br />
der arabischen Nachbarstaaten (Ägypten, Libanon, Jordanien, Syrien und Irak)<br />
weitete sich der seit dem 19. Jahrhundert schwelende Konflikt zum arabisch-israelischen<br />
Krieg aus und veränderte die nahöstliche Landkarte grundlegend: Israel eroberte das heute<br />
international als sein Staatsgebiet anerkannte Territorium, Jordanien behielt die Kontrolle<br />
über die Westbank einschließlich Ost-Jerusalems, Ägypten besetzte den Gaza-Streifen und<br />
Syrien rückte in den Golanhöhen vor. 1949 kam es unter UN-Ägide zwar zum Waffenstillstand,<br />
einen Friedensschluss gab es aber nicht. Die arabischen Staaten lehnten direkte Verhandlungen<br />
mit Tel Aviv ab, da dies einer völkerrechtlichen Anerkennung gleichgekommen<br />
wäre. Dennoch wurde Israel zum wichtigen Akteur in den regionalen Gleichungen.<br />
Mit der Vertreibung und Flucht eines großen Teils der ansässigen Palästinenser<br />
(bis 1949 ca. 730.000) entstand zudem ein Konfliktgegenstand, der bis heute jegliche Regelungsversuche<br />
des Nahostkonflikts blockiert. Die große Anzahl palästinensischer Flüchtlinge<br />
in der Westbank, dem Gaza-Streifen und zahlreichen arabischen Nachbarländern trug<br />
auch wesentlich dazu bei, dem palästinensisch-israelischen Konflikt eine gesamtarabische<br />
Dimension zu geben. In der israelischen Gesellschaft dagegen wirken die Ereignisse und<br />
Kriege vor und nach der Gründung des jüdischen Staates bis heute als Gründungstrauma.<br />
Das Gefühl, der ständigen Bedrohung durch eine Überzahl von Feinden ausgesetzt zu sein,<br />
die Israel zerstören wollen, paralysiert bis heute in großen Teilen die israelische Politik. 1<br />
In den folgenden Jahren versuchten zwar mehrere arabische Regierungen (darunter<br />
Jordanien und Ägypten) mit Israel ins Gespräch zu kommen. Ihr Ziel war es, eine<br />
dauerhafte und akzeptable Lösung des Konflikts zu finden. Diese Verhandlungen und Gespräche<br />
blieben allerdings aus innenpolitischen Erwägungen geheim. Aufgrund des nach<br />
wie vor starken Widerstandes der arabischen Eliten in Politik und Militär, aber auch des<br />
Großteils der Öffentlichkeiten, konnten sich die schwachen Regime einen derlei Vorstoß<br />
in Richtung einer völkerrechtlichen Anerkennung Tel Avivs nicht leisten. Ferner kam hinzu,<br />
dass Tel Aviv zu diesem Zeitpunkt aufgrund der Gefahr einer Entschädigung oder Rückkehr<br />
der Flüchtlinge an einem Ausgleich nicht interessiert war. So verpufften die frühen Ansätze<br />
einer arabisch-israelischen Konfliktregelung.<br />
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Um die Staatsgründung Israels entwickelten sich heftige Kontroversen, in denen vor allem jüngere Historiker<br />
die offizielle israelische Geschichtsinterpretation in Frage stellen; zum Historikerstreit siehe: Benny Morris:<br />
The Birth of the Palestinian Refugee Problem, 1947 – 1949, Cambridge 1988; Ilan Pappé: Die ethnische Säuberung<br />
Palästinas, Frankfurt 2007; Tom Segev: Es war einmal ein Palästina. Pantheon 2005; ders.: 1967. Israels<br />
zweite Geburt, Bonn 2007.<br />
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