Argumente - Jusos
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besonderen Rolle, die Algerien in dieser Union einnehmen sollte, waren sogar Staaten<br />
wie Marokko und Libyen verprellt. Erst als Italien und Spanien, die zunächst vor einer<br />
Spaltung der EU durch einen solchen Schritt gewarnt hatten, sich im Dezember 2007 für<br />
die Idee erwärmen konnten, gewann die Debatte an Dynamik.<br />
Die Kritik Deutschlands verhallte jedoch nicht ungehört. Nach jüngsten Gesprächen<br />
zwischen Bundeskanzlerin Merkel und Präsident Sarkozy im Februar 2008 begann<br />
man mit der Erarbeitung eines gemeinsamen Kompromissvorschlages, der die Einbettung<br />
in bestehende EU-Strukturen vorsieht. Zudem soll das Konzept unter dem<br />
neuen Titel „Union für das Mittelmeer“ unter der Beteiligung aller EU-Staaten eng in den<br />
Barcelona-Prozess eingebunden sein. Die gehobene Rolle der Mittelmeeranrainerstaaten<br />
wird sich vermutlich nur in der Einsetzung eines Sekretariats mit 20 Mitarbeitern widerspiegeln,<br />
das von zwei Direktoren aus je einem Vertreter der EU-Mittelmeeranrainer und<br />
einem Nicht-EU-Anrainerstaat geleitet werden soll. Über die genauen Inhalte, Themen<br />
und zusätzliche Finanzmittel für diese „Union“ liegen noch keine Informationen vor.<br />
Bis zur für den 13. Juli 2008 geplanten feierlichen Verabschiedung der „Union<br />
für das Mittelmeer“ verbleibt nur noch wenig Zeit für die Entwicklung von konkreten<br />
Projekten und politischen Texten. Bis dahin mangelt es aber nicht an Konfliktpotenzial:<br />
So erfüllt Libyen, das der Union beitreten soll, bisher nicht die für den Barcelona-Prozess<br />
geltende Aufnahmebedingung im Bereich des UN-Menschenrechtsschutzes. Auch die<br />
Türkei hat kaum Interesse an einer Festigung einer EU- Parallelstruktur. Und Marokko<br />
strebt ausgerechnet im zentralen Bereich der Migrationspolitik bilaterale Abkommen an.<br />
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Ausblick<br />
Die beschriebenen Modelle für multilaterale Konfliktlösung im Nahen und<br />
Mittleren Osten verfolgen unterschiedliche Strategien für ähnliche und nicht voneinander<br />
trennbare Probleme. Beide Konzepte bekennen sich zur Verantwortung der internationalen<br />
Gemeinschaft für die Region und nutzen den grenzübergreifenden Charakter<br />
dieser Herausforderungen als Chance für Öffnung und Zusammenarbeit. Doch während –<br />
wie bereits der Barcelona-Prozess gezeigt hat – die „Union für das Mittelmeer“ europäische<br />
Interessen in der Mittelmeerregion in den Mittelpunkt stellen wird, verfolgt die KSZMNO<br />
eine Strategie, in der die Sicht der Konfliktpartner im Zentrum stehen. Die Nachhaltigkeit<br />
und Akzeptanz der Arbeitsergebnisse für den Gesamtprozess gilt es daher aufmerksam<br />
zu verfolgen. Die Kunst wird jedoch darin bestehen, dass diese neuen Projekte Fehler<br />
und Schwächen bereits bestehender Strukturen wie dem Nahost-Quartett und der<br />
UN nicht kopieren, sondern darüber hinausgehen, ohne sie zu schwächen. Nur so können<br />
wir der Interdepedenz der politischen, ökonomischen, wirtschaftlichen, sozialen<br />
und ökologischen Aspekte gerecht werden, ohne die es sowohl nördlich als auch südlich<br />
des Mittelmeers dauerhaft keine Sicherheit geben wird.<br />
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