Konfliktfähiges Zusammenleben in Familien ... - Familienbildung
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Bundesverband e.V., Projekt „<strong>Konfliktfähiges</strong> <strong>Zusammenleben</strong> <strong>in</strong> <strong>Familien</strong>“ von 1999 bis 2001<br />
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haltevermögen und das Durchstehen von Misserfolgsgefühlen. Das alles wird nur mit viel Offenheit<br />
und Echtheit erfolgreich se<strong>in</strong>. Es geht um den Willen dazu und den Glauben daran, selbst konstruktive,<br />
befriedigende Problemlösungen f<strong>in</strong>den und mite<strong>in</strong>ander aushandeln zu können.<br />
Die Referent<strong>in</strong> ist Diplompsycholog<strong>in</strong> und frei praktizierende Psychotherapeut<strong>in</strong>. Sie br<strong>in</strong>gt sowohl<br />
Erfahrungen aus ihrer Beratungs- und Therapiepraxis als auch aus der eigenen Familie mit – sie erzieht<br />
drei kle<strong>in</strong>e K<strong>in</strong>der. Das ist wichtig, weil die Referent<strong>in</strong> später möglichen kritischen Nachfragen<br />
oder Zweifeln der teilnehmenden Eltern am wirkungsvollsten durch authentische Beispiele und Erfahrungen<br />
begegnen kann. Selbsterlebtes <strong>in</strong> beruflichen und/oder privaten Bereichen hat i.d.R. e<strong>in</strong>e stärkere<br />
Überzeugungskraft als Appelle, die nicht durch gelebte Praxis untermauert s<strong>in</strong>d.<br />
Vorüberlegungen/Planung<br />
Der Abend soll ke<strong>in</strong>e „Vortragsveranstaltung mit Diskussion“ werden. Er will vielmehr die Elternpersönlichkeiten<br />
auf kognitiver, aber auch emotionaler Ebene ansprechen und sie auch gefühlsmäßig erreichen.<br />
Dies kann bei bildungserfahrenen Gruppen gut durch e<strong>in</strong>e offene Sitzordnung im Stuhlkreis<br />
erreicht werden, e<strong>in</strong>e Anordnung, <strong>in</strong> der jede anwesende Person alle anderen direkt sehen, ansehen<br />
und ansprechen kann. Persönliche Begegnung wird dadurch nicht gefordert, aber erleichtert und nahegelegt<br />
– unterstützt von geeigneten, die unterschiedlichen Individualitäten berücksichtigenden E<strong>in</strong>stiegs-/Kennenlernmethoden.<br />
An diesem Abend bedeutet der Stuhlkreis e<strong>in</strong>e Herausforderung an die Teilnehmer/<strong>in</strong>nen, und erfordert<br />
den Mut der Referent<strong>in</strong>. Denn – bei eher bildungsungewohnten Personen löst die offene Sitzordnung<br />
gelegentlich e<strong>in</strong> Erschrecken, e<strong>in</strong>e Verunsicherung und dadurch möglicherweise e<strong>in</strong>en Rückzugseffekt<br />
aus, d.h. sie erreicht zunächst nicht den Effekt der persönlichen Öffnung, sondern eher etwas<br />
wie trotzigen Widerstand und Verschlossenheit. Erwachsene, die wenig an Bildungsveranstaltungen<br />
teilnehmen und deshalb methodische Neuerungen und aktuelle Bildungstrends nicht erleben, erwarten<br />
zunächst – wie gewohnt – entweder e<strong>in</strong>en Platz <strong>in</strong> der frontal ausgerichteten, Anonymität sichernden<br />
Stuhlreihe oder aber e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>deutig def<strong>in</strong>ierten Platz am Tisch. „Ungeübte“ Teilnehmer/<strong>in</strong>nen<br />
wünschen die Sitzordnung am Tisch, weil der Tisch etwas wie e<strong>in</strong>en Sicherheitsabstand zu<br />
sichern sche<strong>in</strong>t, weil er e<strong>in</strong>en Distanzhalter bildet und die Möglichkeit zu unbeobachtet legerer Körperhaltung<br />
suggeriert, statt den Teilnehmer/<strong>in</strong>nen persönliche Nähe und Öffnung <strong>in</strong> der Gruppe abzuverlangen,<br />
zu der die Bereitschaft vielleicht erst wachsen muss. Zurückhaltende oder e<strong>in</strong>schüchternde<br />
Wirkungen kann die Referent<strong>in</strong> jedoch – wenn sie sich dieses Mechanismus` bewusst ist – abfangen<br />
und sie mit methodischen Mitteln umlenken.<br />
Anfangssituation – Herstellen der Gruppenatmosphäre<br />
Die Referent<strong>in</strong> begrüßt die Gruppe, benennt als erstes noch e<strong>in</strong>mal das Thema, das geme<strong>in</strong>same Interesse,<br />
das die Menschen <strong>in</strong> dieser Runde zusammenführt. Sie stellt sich mit e<strong>in</strong>igen Sätzen zur eigenen<br />
Person vor, erläutert ihren persönlichen Bezug zum Thema. Sie gibt sich nicht nur <strong>in</strong> ihrer beruflichen<br />
Funktion sondern auch als Person zu erkennen, die die Themen, Fragen und Probleme aus eigener<br />
Erfahrung kennt. Diese Offenheit hat e<strong>in</strong>e gewisse Signalwirkung für das Gesprächsklima des Abends:<br />
Eltern erleben – ganz kurz und andeutungsweise -, dass hier Persönliches e<strong>in</strong>en Platz hat, erlaubt und<br />
erwünscht ist.<br />
Die Referent<strong>in</strong> setzt e<strong>in</strong>e dem Zeitrahmen angemessene Methode an den Anfang, um die Teilnehmenden<br />
<strong>in</strong> Kontakt mite<strong>in</strong>ander zu br<strong>in</strong>gen, um Offenheit und Teilnahmebereitschaft herzustellen. Meistens<br />
lässt sich e<strong>in</strong>e lockere Gesprächsatmosphäre erreichen, <strong>in</strong>dem gleich <strong>in</strong> den ersten M<strong>in</strong>uten der<br />
Veranstaltung jede Person e<strong>in</strong>en Augenblick lang die Aufmerksamkeit der Gruppe erhält und spürt.<br />
Jede Person sollte zu Beg<strong>in</strong>n des Abends wenigstens für e<strong>in</strong>en kurzen Augenblick die eigene Stimme<br />
<strong>in</strong> der noch neuen, fremden Umgebung gehört haben; das ist die Gelegenheit, diffuse Anfangsängste,<br />
z.B. <strong>in</strong> der Gruppe zu sprechen, zu überw<strong>in</strong>den. Dies gel<strong>in</strong>gt auch bei sehr zurückhaltenden, unsicheren<br />
Menschen, wenn sie gebeten werden, über etwas ihnen Vertrautes zu sprechen, etwas, das ihnen zu<br />
diesem frühen Zeitpunkt nicht die Offenbarung eigener Sichtweisen und Standpunkte oder <strong>in</strong>tellektuelle<br />
Leistungen abverlangt, sondern etwas Persönliches, das eher gern und bereitwillig auch relativ<br />
fremden Menschen mitgeteilt wird.<br />
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