Offene Tore - Orah.ch
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Titel immerhin ankündigt, die gesamte Theologie der neuen Kir<strong>ch</strong>e<br />
zu enthalten 2 , finden wir kein Kapitel über die Kir<strong>ch</strong>e. Nur die beiden<br />
Sa kramente Taufe und Abendmahl wer den behandelt. In dem<br />
kleinen Werk über das neue Jerusalem hingegen ist ein Kapitel<strong>ch</strong>en<br />
über die Kir<strong>ch</strong>e vorhanden. Daher können wir sagen: Die Lehre von<br />
der Kir<strong>ch</strong>e ist bei Swe denborg zumindest ein Thema, wennglei<strong>ch</strong><br />
ihre systematis<strong>ch</strong>e Ausarbeitung no<strong>ch</strong> in den Anfängen steckt.<br />
Dieser Befund entspri<strong>ch</strong>t dem Stand der theologis<strong>ch</strong>en Reflexion<br />
im 18. Jahrhundert. Denn als Swedenborg einige Gedanken über die<br />
Kir<strong>ch</strong>e nieders<strong>ch</strong>rieb, hatte die Betra<strong>ch</strong>tung dieses Gegenstandes<br />
no<strong>ch</strong> keine lange Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te. Zwar gab es s<strong>ch</strong>on in den Werken der<br />
Kir<strong>ch</strong>enväter vielerlei Einzelaussagen über die Kir<strong>ch</strong>e, aber »erst<br />
im 15. Jahrhundert, also im Zeitalter des Konziliarismus und na<strong>ch</strong><br />
den Erfahrungen des abendländis<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>ismas mit der Gefangens<strong>ch</strong>aft<br />
der Päpste in Avignon, entstanden selbständige Traktate über<br />
den Kir<strong>ch</strong>en be griff.« (STh 3,34). Daher waren die reformatoris<strong>ch</strong>en<br />
Ansätze zur Ekklesiologie im 16. Jahrhundert no<strong>ch</strong> sehr jung. Sie<br />
gaben den Anstoß dafür, »daß au<strong>ch</strong> in der katholis<strong>ch</strong>en Kontroverstheologie<br />
der Kir<strong>ch</strong>enbegriff zum Thema der Auseinandersetzung<br />
wurde.« (STh 3,34). Do<strong>ch</strong> erst seit dem 19. Jahrhundert gibt es auf<br />
katho li s<strong>ch</strong>er Seite Lehrdokumente, »die über einzelne Aspekte hinaus<br />
ein Gesamtbild von Kir<strong>ch</strong>e ent wer fen« 3 . Und in unserer Zeit<br />
kann das Thema Kir<strong>ch</strong>e sogar als das zentrale, theologis<strong>ch</strong>e angesehen<br />
werden, jedenfalls insofern das allseitige, ökumenis<strong>ch</strong>e Bedürfnis<br />
zum intensiven Na<strong>ch</strong>denken über das Wesen und die Gestalt<br />
der Kir<strong>ch</strong>e anregt. Der evangelis<strong>ch</strong>e Dogmenges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tler Bernhard<br />
Lohse meinte: »Kein Zweifel … besteht, daß die Einheit der Kir<strong>ch</strong>e<br />
heute in ähnli<strong>ch</strong>er Weise das zentrale Thema der Kir<strong>ch</strong>en- und Dogmenges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />
ist, wie es in vergangenen Epo<strong>ch</strong>en die Trinitätslehre,<br />
die Christologie oder die Sünden- und Gnadenlehre oder au<strong>ch</strong><br />
2 Der vollständige Titel der WCR lautet: »Vera <strong>ch</strong>ristiana religio continens universam<br />
theologiam novae ecclesiae …«<br />
3 Gerhard Ludwig Müller, Katholis<strong>ch</strong>e Dogmatik: Für Studium und Praxis der Theologie,<br />
Freiburg 2003, Seite 572.<br />
OFFENE TORE 2/07 73