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Offene Tore - Orah.ch

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er aber au<strong>ch</strong> die Überwindung allzu engsinniger, mit ihr verbundener<br />

Kon no ta ti onen an; zu nennen sind die veräußerli<strong>ch</strong>te Thoraobservanz<br />

und die politis<strong>ch</strong>en Erlösungsphantasien 8 .<br />

Das Besondere der Verkündigung Jesu war das, was er s<strong>ch</strong>on in<br />

seiner Antrittspredigt in der Synagoge von Na za reth zum Ausdruck<br />

bra<strong>ch</strong>te: »Heute ist dieses Wort der S<strong>ch</strong>rift erfüllt vor euren Ohren.«<br />

(Lk 4,21). In Je sus von Nazareth wurde die Zukunft oder die es<strong>ch</strong>atologis<strong>ch</strong>e<br />

Erwartung Gegenwart. Auf zwei Ba si leia wor te sei in diesem<br />

Zusammenhang besonders hingewiesen. Jesus sagte: »Wenn<br />

i<strong>ch</strong> aber mit dem Finger Gottes die Dämonen austreibe, so ist ja (dadur<strong>ch</strong>)<br />

die Herrs<strong>ch</strong>aft Gottes (s<strong>ch</strong>on) zu eu<strong>ch</strong> hingelangt.« (Lk 11,20).<br />

Dass also in Jesus jemand in der Welt oder in der Finsternis da war,<br />

der die bösen Geister beherrs<strong>ch</strong>en und aus trei ben konnte, genau das<br />

war das für jedermann erkennbare Zei<strong>ch</strong>en der anbre<strong>ch</strong>enden Gottesherrs<strong>ch</strong>aft.<br />

Jesu Werk ma<strong>ch</strong>te aus der erwarteten Zukunft aktuelle<br />

Gegenwart. Ebenfalls im Lukasevangelium ist die Ant wort Je su<br />

auf die Frage überliefert: »Wann kommt die Herrs<strong>ch</strong>aft (oder das<br />

Rei<strong>ch</strong>) Gottes?« »Die Herrs<strong>ch</strong>aft Got tes kommt ni<strong>ch</strong>t mit Beoba<strong>ch</strong>tung<br />

(in äußerli<strong>ch</strong> si<strong>ch</strong>tbarer Weise). Man wird au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t sagen: Siehe,<br />

hier ist sie! oder: Dort ist sie! Denn siehe, die Herrs<strong>ch</strong>aft Gottes ist<br />

(s<strong>ch</strong>on) mitten unter eu<strong>ch</strong>.« (Lk 17,20f.). Die Exegese hält die Übersetzung<br />

»mitten unter uns« für die ri<strong>ch</strong>tige, und sie passt ja au<strong>ch</strong> gut zu<br />

Lk 4,21 und 11,20. Wiederum wird gesagt, »daß die Gottesherrs<strong>ch</strong>aft<br />

bereits in Jesus selbst und dem, was si<strong>ch</strong> um ihn herum begibt, gegenwärtig<br />

wird« 9 . Jesus spiritualisierte die Erwartung der Gottesherrs<strong>ch</strong>aft.<br />

Er erlöste sein Volk ni<strong>ch</strong>t von der verhassten Fremdbe-<br />

8 Eine s<strong>ch</strong>öne Illustration finden wir bei Jakob Lorber: »Die gute Maria und Meine<br />

ganze irdis<strong>ch</strong>e Verwandts<strong>ch</strong>aft stellte si<strong>ch</strong> unter dem Messias au<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> glei<strong>ch</strong>fort<br />

einen Besieger der Römer und anderer Feinde des gelobten Landes vor; ja, die Besten<br />

hatten von dem verheißenen Messias nahe dieselbe Vorstellung, wie in dieser Zeit<br />

viele aus der Zahl sonst ehrenhafter Mens<strong>ch</strong>en si<strong>ch</strong> eine ganz verkehrte Vorstellung<br />

vom Tausendjährigen Rei<strong>ch</strong>e ma<strong>ch</strong>en. Aber es war no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t an der Zeit, ihnen eine<br />

andere Vorstellung zu geben.« (GEJ 1,10,3)<br />

9 Peter Stuhlma<strong>ch</strong>er, Biblis<strong>ch</strong>e Theologie des Neuen Testaments, Band 1, 1997, Seite<br />

71.<br />

OFFENE TORE 2/07 75

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