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Offene Tore - Orah.ch

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Ist der Monotheismus intolerant?<br />

von Heinri<strong>ch</strong> Beck<br />

Das erste und grundlegende der 10 Gebote, die Moses auf dem<br />

Sinai empfing, lautet: »Du sollst keine fremden Götter neben mir<br />

haben!« Der Eine Gott duldet keine anderen neben si<strong>ch</strong>; er ist, wie er<br />

von si<strong>ch</strong> sagt, ein »eifersü<strong>ch</strong>tiger Gott«.<br />

Die Mens<strong>ch</strong>en erfahren si<strong>ch</strong> selbst als total abhängig von Gott<br />

als ihrem Daseinsgrund und »personalen Mittelpunkt«. Geht so die<br />

»Intoleranz Gottes« auf die Mens<strong>ch</strong>en über, denen er si<strong>ch</strong> in besonderer<br />

Weise zuwendet? Die Rück-bindung an den Einen in bedingungsloser<br />

Hingabe s<strong>ch</strong>ließt dann wohl die Anerkennung au<strong>ch</strong> Anderer<br />

als »Götter«, als absolute Wertträger aus. Diese, wie es s<strong>ch</strong>einen<br />

könnte, im Wesen von »mono-theistis<strong>ch</strong>er Re-ligiosität« liegende Intoleranz<br />

zeigte si<strong>ch</strong> in der Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te ebenso an den beiden weiteren<br />

aus dem Judentum hervorgegangenen Religionen, dem Christentum<br />

und dem Islam. Sie birgt stets au<strong>ch</strong> ein »Potential für die Anwendung<br />

von Gewalt«, wenn – wie es vielfa<strong>ch</strong> verstanden wurde – den Mens<strong>ch</strong>en<br />

das Re<strong>ch</strong>t zu anderen Wertorientierungen abgespro<strong>ch</strong>en wird.<br />

Ist eine sol<strong>ch</strong>e praktis<strong>ch</strong>e Konsequenz aber legitim aus dem Begriff<br />

des »Monotheismus« abzuleiten oder ni<strong>ch</strong>t eher ein Ausdruck der<br />

Angst und des Selbstbehauptungswillens von Gläubigen, die si<strong>ch</strong> in<br />

ihrer sozialen oder politis<strong>ch</strong>en Identität bedroht fühlen?<br />

Es ist nämli<strong>ch</strong> die Frage zu stellen, aus wel<strong>ch</strong>em Grund wohl<br />

Gott die Auss<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong>keit der Hingabe an ihn beanspru<strong>ch</strong>t. Ist es eigene<br />

Unvollkommenheit und Bedürftigkeit, so dass der Mens<strong>ch</strong> ihm<br />

etwas zu geben hätte, das er ni<strong>ch</strong>t s<strong>ch</strong>on von si<strong>ch</strong> aus besitzt? Würde<br />

ein sol<strong>ch</strong>es Motiv ni<strong>ch</strong>t der anzunehmenden absoluten und unbegrenzten<br />

Seinsfülle Gottes widerspre<strong>ch</strong>en? Und würde so ni<strong>ch</strong>t der<br />

Mens<strong>ch</strong> von Gott ledigli<strong>ch</strong> eigensü<strong>ch</strong>tig »benützt«, um si<strong>ch</strong> selbst als<br />

»absoluter Herr« zu erfahren und zu bestätigen – womit der Mens<strong>ch</strong><br />

ni<strong>ch</strong>t um seiner selbst willen geliebt und in eigenes Sein freigegeben<br />

wäre? Und wäre letztli<strong>ch</strong> der Mens<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t überfordert, wenn<br />

OFFENE TORE 2/07 69

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