Elektrische Energiesysteme - Power Electronics Systems Laboratory ...
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5.4. Leitungsmodell und Lösung der Wellengleichung 87<br />
Näherung mit dem statischen Feld übereinstimmt. Dies gilt sowohl für das<br />
elektrische als auch für das magnetische Feld. Zudem kann in diesem Fall<br />
vorausgesetzt werden, dass die beiden Felder nicht gekoppelt sind.<br />
Damit ist es möglich die auf der Leitung befindliche Ladung und den<br />
den Leiter umschliessenden Fluss durch Kapazität und Induktivität mit der<br />
Spannung bzw. mit dem Strom in Verbindung zu bringen. Kapazität und<br />
Induktivität werden pro Längeneinheit betrachtet. Um auch in axialer Leitungsrichtung<br />
die Gültigkeit des Modells eines Kondensators und einer Spule<br />
zu gewährleisten, wird vorerst ein sehr kurzes Leitungsstück (Längenelement<br />
∆x, siehe Abbildung 5.24) vorausgesetzt. Für jedes Längenelement gilt dann<br />
Q ′ = C ′ U<br />
Φ ′ = L ′ I<br />
wobei Q ′ die Ladung und Φ ′ der Fluss pro Längeneinheit ist. Diese beiden<br />
Grössen können durch Messung mit langsam veränderlichen Wechselgrössen<br />
an einem endlichen Leitungsstück bestimmt werden. Da diese Grössen der<br />
Länge des Leitungsstückes proportional sind, können ein Kapazitätsbelag C ′<br />
und ein Induktivitätsbelag L ′ definiert werden.<br />
Das Übertragungsverhalten der Leitungen wird durch ihre Länge und<br />
die längenbezogenen Kenngrössen R ′ , L ′ , G ′ und C ′ bestimmt. Der konstruktive<br />
Aufbau von Freileitungen erfolgt zwangsläufig vor Ort, so dass<br />
ihre Kennwerte nicht – wie bei den fabriksfertigen Geräten Generator und<br />
Transformator – durch Prüffeldmessungen bestimmt werden können. Dies<br />
gilt grundsätzlich auch für die fertig zur Baustelle angelieferten Kabel, deren<br />
Induktivitäts- und Kapazitätsbelag von ortsspezifischen Faktoren wie<br />
Verlegeart (z.B. Anordnung und Abstand einadriger Kabel), Schaltung und<br />
Erdung der Kabelmäntel oder -schirme sowie von den elektrischen Eigenschaften<br />
des umgebenden Erdbodens abhängt.<br />
5.4.1 Ersatzschaltbild eines Leitungselements<br />
Das Leitungsmodell wird ausgehend von einem Längenelement aufgebaut.<br />
Mit den im Abschnitt 5.2 hergeleiteten Wirk- und Blindwiderstandsbelägen<br />
kann ein infinitesimal kleines Leitungsstück gebildet werden, wie in Abbildung<br />
5.24 gezeigt. 8 In diesem Ersatzschaltbild des Leitungselements sind die<br />
Spannungen und Ströme eingetragen anhand derer die allgemeine Differentialgleichung<br />
der homogenen Leitung hergeleitet werden kann.<br />
Um die Vorgänge auf Leitungen korrekt analysieren zu können, müsste<br />
man auf die allgemeine Theorie der elektromagnetischen Phänomene,<br />
8 Zur Veranschaulichung des Leitungsmodells wird in der Literatur häufig das Bild einer<br />
Kette von Induktivitäten und Kapazitäten gezeigt. Dieses Bild ist für die Ableitung ganz<br />
nützlich, der Kettenleiter gibt jedoch nicht die auf der homogenen Leitung aufscheinende<br />
Wellenausbreitung wieder, weshalb nicht näher auf dieses Modell eingegangen wird.