Gewalt von Männern gegenüber Frauen - Polizei Bayern
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beeinflussen kann 171 - regelmäßig immer am Stereotyp der<br />
"klassischen Vergewaltigung" an und machen dami t objekti v<br />
falsche Zusammenhänge und Gesetzmäßigkeiten zur Grundlage<br />
ihrer präventiven Ratschläge: Denn schon nach den Daten<br />
der PKS und erst recht unter Berücksichtigung des<br />
Dunkelfeldes, werden <strong>Frauen</strong> eben nicht vorzugsweise als<br />
Anhalterinnen oder in einsamen Gegenden <strong>von</strong> fremden<br />
Mannern überfallen, sondern auch und gerade <strong>von</strong> ihnen<br />
bekannten Männern im privaten Bereich ihrer eigenen<br />
Wohnungen - gefährlich ist nicht der Englische Garten,<br />
Bondern das eigene Schlafzimmer! Sollte man aber deshalb<br />
<strong>Frauen</strong> raten, sich selten und möglichst nicht zur<br />
Nachtzeit in ihrer Wohnung aufzuhalten und Freunde,<br />
Arbeitskoliegen und Nachbarn zu meiden, wenn es sich bei<br />
diesen um Männer handelt?<br />
5. "Sich selbst erfüllende Prophezeiungen":<br />
Verhaltensorientierte Ratschläge der <strong>Polizei</strong> können zudem<br />
noch, selbst wenn sie nur sehr begrenzt und sehr<br />
situationsspezifiseh gegeben werden - indem etwa vor<br />
bestimmten Orten gewarnt wird, an denen sich schon mehrere<br />
Vergewaltigungen ereignet haben, oder davor, zu mehreren<br />
fremden Männern ins Auto zu steigen - und noch mehr, wenn<br />
sie ganz allgemein nur davor warnen,<br />
Zufallsbekanntschaften mit nach Hause zu nehmen oder sich<br />
auf Zärtlichkeiten einzulassen, wenn man nicht auch den<br />
Geschlechtsverkehr wolle, die fatale Wirkung <strong>von</strong> sich<br />
selbBt erfüllenden Prophezeiungen haben: Denn da diese<br />
7)DieBer - falsche, zumindest unzureichende - Ansatz<br />
präventiver Ratschläge der <strong>Polizei</strong> zeigte sich auch bei der<br />
Diskussion um die Erstellung eines neuen Merkblattes zur<br />
Verhinderung des "Sexuellen Mißbrauchs <strong>von</strong> Kindern": Es erwies<br />
sich als sehr mühsam, die Stereotype vom "bösen fremden Mann",<br />
die das alte Merkblatt "Hab keine Angst" durchgehend<br />
bestimmten, durch krimi nologi sch-kriminalistische Erkenntnisse<br />
zum tatsächlichen Tatablauf und zu den tatsächlich gefährlichen<br />
Tätern und gefährdeten Opfern zu ersetzen - und dies nicht nur,<br />
weil diese Erkenntnisse an das Tabu der "heilen Familie"<br />
rührten, sondern auch deshalb, weil die <strong>Polizei</strong> gegenüber dem<br />
tatsächlichen Täterkreis der Verwandten und engen Bekannten<br />
noch hilfloser ist.