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Bilder (von links): Peter Hamel (1, 2, 4), Harzer Tourismusverband e.V. (3)<br />
Drei Länder unter einem Dach<br />
Die Vermarktung des Harzes als touristisches Ziel war lange ein Nebeneinander verschiedener Initiativen. Seit 2010<br />
jedoch vereint der Harzer Tourismusverband alle drei Harz-Länder unter einem Dach.<br />
Text: Franziska Fischer<br />
Manchem Anhänger einer „Westharzfusion“ der Landkreise Osterode<br />
und Goslar gilt es als ausgemachte Sache: Nur durch den kommunalen<br />
Zusammenschluss kann das Gebiet sich als touristische<br />
Destination gegen sinkende Gästezahlen und dahinsiechende Kurbetriebe<br />
zur Wehr setzen. Der größte Konkurrent wird dabei in<br />
direkter Nachbarschaft, im Ostharz, vermutet.<br />
Touristen jedoch interessiert es herzlich wenig, ob sie sich<br />
gerade in Bad Grund, Thale oder Goslar befinden, denn sie besuchen<br />
keine politische Verwaltungseinheit, sondern Sehenswürdigkeiten<br />
wie das Iberger Höhlenerlebniszentrum, den Hexentanzplatz<br />
oder das UNESCO-Weltkulturerbe Rammelsberg. Touristen interessiert<br />
ebenfalls nicht, ob sie auf ihrem Erkundungstour durch den<br />
Nationalpark Harz vom Landkreis Osterode in den Landkreis Goslar<br />
wechseln oder ob sie auf dem beliebten Goethe-Wanderweg, der<br />
von Torfhaus bis auf den Brocken führt, die Landesgrenze zwischen<br />
Niedersachsen und Sachsen-Anhalt überqueren. In den allermeisten<br />
Fällen werden sie diese Veränderung nicht einmal bemerken.<br />
„Der Harzurlauber ist unwahrscheinlich mobil: Er erkundet von<br />
seinem Übernachtungsdomizil aus Attraktionen im ganzen Harz<br />
und lässt sich dabei weder von Landkreis- noch von Landesgrenzen<br />
stören oder beeinflussen“, fasst es Carola Schmidt, Geschäftsführerin<br />
des Harzer Tourismusverbands (HTV) zusammen.<br />
Die logische Schlussfolgerung dieser Erkenntnis bringt Osterodes<br />
Bürgermeister Klaus Becker auf den Punkt: „Man kann nur<br />
den Gesamtharz vermarkten, von Goslar bis Walkenried, von Osterode<br />
bis Wernigerode.“ Bis zu einer funktionierenden Gesamtvermarktung<br />
war es jedoch ein weiter Weg. So traten etwa zwischenzeitlich<br />
mehrere Kommunen aus dem Kreisgebiet Osterode<br />
aus dem damaligen Harzer Verkehrsverband (HVV) aus, um sich<br />
fortan über die neu gegründete Plattform Harzer Sonnenseite e.V.<br />
selbst zu vermarkten. Allerdings verläuft ein Großteil der beliebten<br />
Wanderwege landkreis- und länderübergreifend; das bei Osterode<br />
beginnende Vorzeigeprojekt Harzer Hexenstieg etwa führt bis<br />
zum Hexentanzplatz in Thale. Das UNESCO-Weltkulturerbe des<br />
Harzer Wasserregals ebenso wie der Nationalpark Harz erstrecken<br />
sich sowohl über den Landkreis Goslar als auch den Landkreis Osterode.<br />
Angesichts dessen und der Tatsache, dass auch die Attraktivität<br />
der Loipen- und Radroutennetze auf der landschaftlichen<br />
Vielfalt der Gesamtdestination basiert, erscheinen derartige separatistische<br />
Unternehmungen eher kontraproduktiv denn hilfreich:<br />
„Die Leistungsträger und die Verantwortlichen im Harz müssen diesen<br />
Weg eines gemeinsamen Dachmarketings gehen, ohne nur auf<br />
den Heimatort oder die Himmelsrichtungen Nord, Süd, West und<br />
Ost zu schauen“, macht der Goslarer Landrat Stephan Manke deutlich.<br />
Einen klaren Einschnitt im harztouristischen Dachmarketing<br />
brachte Anfang 2010 die umfassende Neuorganisation des Harzer<br />
Tourismusverbands, in dem im Herbst 2011 auch der Harzer Förderkreis<br />
aufging. Im Vorstand des Verbandes sitzen die Landräte<br />
aller Harzanrainer. Das Aufgabenspektrum blieb dasselbe, Verbandstruktur<br />
und Marketingkonzept wurden jedoch kategorisch entschlackt<br />
und modernisiert. Wichtigste Neuerung ist die Kreation<br />
einer Markenidentität der Dachmarke Harz mit modernem Corporate<br />
Design. Ziel, so Carola Schmidt, ist dabei, über den bereits<br />
hohen Bekanntheitsgrad des Harzes hinaus ein neues Image zu<br />
schaffen, das „die Moderne transportiert, ohne dabei das Traditionsbewusstsein<br />
zu verlieren.“ Die neue Marke Harz, die mit neuen<br />
Aktivsportkonzepten wie Downhill oder Monsterroller gezielt auch<br />
jüngere Leute anspricht, dabei aber Senioren und junge Familien,<br />
die nach wie vor den Großteil der Gäste ausmachen, nicht außen<br />
vor lässt, scheint zu funktionieren. Die Übernachtungszahlen für<br />
den Gesamtharz sind 2012 merklich gestiegen. Und das gilt auch<br />
für den Westharz.