PDF (30,4 MB) - RegJo
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8 LemberG / Göttingen regjo südniedersachsen regjo südniedersachsen LemberG / Göttingen 9<br />
Gewiß, dort gibt es keine Seine<br />
und auch den Wald nicht von Vincennes,<br />
doch gäb‘s viel, was zu sagen bliebe<br />
von Göttingen, von Göttingen!<br />
Paris besingt man immer wieder,<br />
von Göttingen gibt‘s keine Lieder,<br />
und dabei blüht auch dort die Liebe<br />
in Göttingen, in Göttingen.<br />
Mir scheint, wir sind weit schlecht‘re Kenner<br />
in punkto „Frankreichs große Männer“<br />
als Hermann, Peter, Helga, und Hans<br />
in Göttingen.<br />
Hier spielte auch, ganz ohne Frage,<br />
das Märchen uns‘rer Kindertage:<br />
„Es war einmal . . .“, ja wo begann‘s?<br />
in Göttingen.<br />
Gewiß, dort gibt es keine Seine<br />
und auch den Wald nicht von Vincennes,<br />
doch sah ich nur so schöne Rosen<br />
in Göttingen, in Göttingen.<br />
Das Morgengrau ist nicht das gleiche<br />
wie bei Verlaine, das silbern-bleiche,<br />
doch traurig stimmt es auch Franzosen<br />
in Göttingen, in Göttingen.<br />
Kommt es mit Worten nicht mehr weiter,<br />
dann weiß es, Lächeln ist gescheiter:<br />
Es kann bei uns noch mehr erreichen,<br />
das blonde Kind in Göttingen ...<br />
Was ich nun sage, das klingt freilich<br />
für manche Leute unverzeihlich:<br />
Die Kinder sind genau die gleichen<br />
in Paris, wie in Göttingen.<br />
Laßt diese Zeit nie wiederkehren<br />
und nie mehr Haß die Weit zerstören:<br />
Es wohnen Menschen, die ich liebe,<br />
in Göttingen, in Göttingen.<br />
Doch sollten wieder Waffen sprechen,<br />
es würde mir das Herz zerbrechen!<br />
Wer weiß, was dann noch übrig bliebe<br />
von Göttingen, von Göttingen ...<br />
„Barbara:<br />
Chanson à Göttingen“<br />
Andreas Lemberg, Öl auf Leinwand, 100 x 80 cm, 2013<br />
Das Gemälde kann käuflich erworben werden. Kontakt unter www.lemberg.de<br />
1964 gelang es, die französische Chansonière Barbara (mit bürgerlichem Namen Monique Andrée Serf, 19<strong>30</strong><br />
bis 1997) in das Junge Theater Göttingen einzuladen. Ihre anfänglich nur geringe Begeisterung für einen<br />
Auftritt in Deutschland verkehrte sich durch das enthusiastische Göttinger Publikum ins Gegenteil. Sie blieb<br />
länger in der Stadt, komponierte das Chanson „Göttingen“ und leistete so ihren Beitrag zur deutsch-französischen<br />
Versöhnung. Quasi nebenbei machte sie Göttingen so auch in Frankreich bekannt. An wie vielen seidenen<br />
Fäden die Entstehung des Liedes hing, schrieb sie später in ihrer Autobiografie: „Ich verdanke dieses<br />
Chanson also der Beharrlichkeit Günther Kleins, zehn Studenten, einer mitfühlenden alten Dame, den kleinen<br />
blonden Kindern Göttingens, einem tiefen Verlangen nach Aussöhnung, aber nicht des Vergessens.“