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Herunterladen - ABA Fachverband Offene Arbeit mit Kindern und ...

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„Die sollen was Gscheites lernen, die Rotzbuam die“, echauffiert sich ein Mann <strong>mit</strong>tleren Alters <strong>und</strong> rempelt<br />

einen der Buben beiseite. Der Bub ist zehn Jahre alt <strong>und</strong> gut zwei Köpfe kleiner als der Mann. „Was<br />

hast du in deinem Leben gelernt außer Stoßen?“, lächle ich schweigend zurück <strong>und</strong> versuche, gemeinsam<br />

<strong>mit</strong> anderen Buben den Weitereilenden in eine Diskussion zu verwickeln. Der Mann bläst nur verächtlich<br />

aus <strong>und</strong> geht schnellen Schrittes trotzig von dannen. Ich tröste das Opfer <strong>und</strong> erkläre ihm, dass<br />

manche Menschen leider wenig Sinn für Humor haben. Was war passiert? Die Idee der Buben war,<br />

langsam den Durchgangsbereich von der Wiener Kärntner Straße zum Stephansplatz hin enger zu machen,<br />

indem sie Person für Person eine Kette bildeten, bis schließlich nur noch ein schmaler Durchlass<br />

war. Die Aktion sollte nur wenige Minuten dauern. Manche Menschen suchten den Durchlass, manche<br />

blieben stehen <strong>und</strong> fragten nach dem Gr<strong>und</strong>, <strong>und</strong> wenige zeigten ganz unverblümt ihren Unmut, leider<br />

bis zur körperlichen Attacke.<br />

Wir sprechen nun über Raum nehmen <strong>und</strong> geben. Es geht auch um die Schulräume, die sehr oft von<br />

den Buben besetzt <strong>und</strong> bestimmt werden. Wir diskutieren über Beobachtungen <strong>und</strong> die Möglichkeit,<br />

Raum zu lassen. Und wer mehr Raum bekommt: Mädchen oder Buben.<br />

Nun haben die Mädchen sogar die ganze Schule, <strong>und</strong> sie genießen die entspannte Atmosphäre, während<br />

sie – schon erschöpft – <strong>mit</strong> ihren <strong>Arbeit</strong>en fast fertig sind. „Na ja, ich freue mich auch wieder auf<br />

die Buben. Ohne sie wäre es schon fad.“ Wieso? „Wenn die nicht immer so rumlaufen <strong>und</strong> rumschreien<br />

würden.“ Alle? „Nein, es sind eh nicht alle so. Einige sind sogar sehr ruhig. Zu ruhig“, lächelt das Mädchen<br />

<strong>und</strong> packt ihr Werkzeug zusammen. Sie hört die zurück kehrenden Buben <strong>und</strong> ist erstaunt, dass<br />

sie gar nicht rumschreien.<br />

„Wie oft <strong>und</strong> wann wollt ihr im Turnsaal sein?“, fragt gleich einer der Ankommenden aufgeregt. Er will<br />

auf der Stelle einen geschlechtergerechten Plan für die Schulräume machen. „Wenn ihr wieder die<br />

Schule für euch haben wollt, kein Problem! Jederzeit!“ – „Und für euch gilt dasselbe. Wir möchten auch<br />

mal den öffentlichen Raum erobern.“ Hey, ich bin echt gerührt.<br />

Dipl. Päd. Philipp Leeb: Lehramt für Sonderschule <strong>mit</strong> Schwerpunkt Integrative <strong>und</strong> Reformpädagogik, Sprachheillehrer in einer Ganztagesvolksschule,<br />

Bubenarbeiter <strong>und</strong> Kulturarbeiter.<br />

Kontakt: viellieb@gmx.at<br />

5) Sunwork ist eine unabhängige, gemeinnützige Frauenbildungsorganisation <strong>mit</strong> den Spezialgebieten Sozial-Management <strong>und</strong> Ökotechnik /<br />

Umweltbildung. Die „Mobile Werkstatt“ kann für Schulen eingeladen werden. Mehr Infos auf www.sunwork.at<br />

6) Verein Gemeinsam Lernen – SchülerInnenschule; seit 1981 ein alternatives Schulprojekt <strong>mit</strong> Öffentlichkeitsrecht im WUK, Wien 9<br />

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