Herunterladen - ABA Fachverband Offene Arbeit mit Kindern und ...
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Lesetext<br />
Frauenarmut in Österreich<br />
571.000 Frauen in Österreich – das sind 14% – leben laut jüngstem Sozialbericht unter der Armutsgrenze.<br />
Alleinerziehende sind <strong>mit</strong> 31% noch stärker armutsgefährdet. Mindestens 6% der Frauen leben<br />
in akuter Armut.<br />
Jüngsten Auswertungen zufolge leben in Österreich 571.000 Frauen (14 %) <strong>mit</strong> Pro-Kopf-Einkommen<br />
unter Euro 785, – monatlich. Da<strong>mit</strong> müssen etwa 100.000 mehr Frauen als Männer <strong>mit</strong> Einkommen<br />
unter der Armutsgefährdungsschwelle auskommen. Frauen sind zudem nicht nur häufiger von Einkommensarmut<br />
betroffen, sondern bleiben auch länger dieser Benachteiligung ausgesetzt als Männer. Armut<br />
ist da<strong>mit</strong> zu einem überproportionalen Maß weiblich. Warum? Die wesentlichste Ursache dafür ist<br />
die Schlechterstellung von Frauen bei der Erzielung von Einkommen.<br />
Das gilt zum ersten im Hinblick auf die Erzielung von Erwerbseinkommen. Zunächst sind weniger<br />
Frauen als Männer erwerbstätig; aber relativ mehr erwerbstätige Frauen als Männer sind arbeitslos.<br />
Erwerbstätige Frauen sind zu einem überproportionalen Ausmaß in sogenannten atypischen Beschäftigungsformen<br />
(v.a. Teilzeitarbeit) tätig sowie in schlecht entlohnten Branchen. Resultat dieser Positionierung<br />
im Erwerbsarbeitsmarkt sind im Vergleich zu männlichen <strong>Arbeit</strong>skollegen geringere Erwerbseinkommen.<br />
Dazu kommt, dass in Österreich nach wie vor nicht gleich viel für gleiche <strong>Arbeit</strong> bezahlt<br />
wird: Frauen verdienen – arbeitszeitbereinigt – um 17% weniger als Männer. Der Großteil dieser Differenz<br />
ist nicht erklärbar, d.h. er basiert schlicht auf Diskriminierung!<br />
Geringe Erwerbseinkommen ziehen geringe Sozialversicherungsleistungen nach sich <strong>und</strong> eröffnen da<strong>mit</strong><br />
einen zweiten Bereich, aus dem Frauen weniger Einkommen beziehen als Männer: das österreichische<br />
Sozialsystem. Frauen bekommen beispielsweise deutlich geringere Leistungen aus der <strong>Arbeit</strong>slosenversicherung<br />
oder der Pensionsversicherung als Männer. Aber nicht nur in punkto Sozialversicherungsleistungen<br />
sind Frauen benachteiligt: viele weitere Sozialleistungen (z.B. Notstandshilfe, Sozialhilfe)<br />
knüpfen an das Familieneinkommen an – <strong>und</strong> führen zu Abhängigkeiten vieler „<strong>mit</strong>telloser“<br />
Frauen von ihren Partnern bzw. zu schwierigen Lebenssituationen nach Scheidungen. Denn die Familie<br />
ist der dritte Bereich, aus dem Frauen Einkommen in Form von privaten Transferleistungen beziehen<br />
können. Zwar ist kaum etwas über die Verteilung von Ressourcen innerhalb von Haushalten bekannt.<br />
Die vorhandene Evidenz deutet aber darauf hin, dass Ressourcen ungleich zugunsten der Buben<br />
<strong>und</strong> Männer <strong>und</strong> zulasten der Mädchen <strong>und</strong> Frauen verteilt sind. Diese Ungleichverteilung von<br />
Ressourcen innerhalb eines Haushalts hat übrigens auch eine ernste Konsequenz für die Armutsforschung:<br />
Methodisch wird bei Armutsstudien nämlich angenommen, dass Einkommen innerhalb<br />
eines Haushaltes gleichmäßig verteilt werden: Da<strong>mit</strong> sind entweder alle Mitglieder eines Haushaltes<br />
armutsgefährdet oder nicht. Wenn Ressourcen aber zu ungunsten der Frauen <strong>und</strong> Mädchen verteilt<br />
sein sollten, dann könnte die weibliche Armutsbetroffenheit sogar noch höher sein als sie zur Zeit ausgewiesen<br />
ist!<br />
Vorrangige Maßnahmen zur Vermeidung von Frauenarmut:<br />
1) Materielle Mindestsicherung für Frauen<br />
Löhne <strong>und</strong> Sozialleistungen in existenzsichernder Höhe<br />
Individueller Zugang zu Sozialleistungen<br />
2) Zugang zu qualitätsvollen sozialen Dienstleistungen <strong>und</strong> Gütern<br />
Bildung, Ges<strong>und</strong>heit, Verkehr (Mobilität), Kinderbetreuung<br />
3) Qualität- <strong>und</strong> sinnvolle <strong>Arbeit</strong>smarktpolitik<br />
Entsprechende Löhne <strong>und</strong> <strong>Arbeit</strong>sbedingungen<br />
Bildungsmaßnahmen, die Handlungskompetenzen stärken – also über rein fachliche Qualifizierung<br />
hinausgehen<br />
Ausbildung <strong>und</strong> <strong>Arbeit</strong>splätze, die Respekt <strong>und</strong> Perspektive bieten<br />
<strong>Arbeit</strong>szeitverkürzung<br />
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(Quelle: www.armutskonferenz.at)