Herunterladen - ABA Fachverband Offene Arbeit mit Kindern und ...
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Einleitung<br />
02<br />
Patricia Hladschik<br />
Liebe Lehrerinnen <strong>und</strong> Lehrer!<br />
Die meisten von uns erinnern sich noch an Zeiten, als Mädchen Handarbeiten <strong>und</strong> Buben Werken in<br />
der Schule hatten, als es noch <strong>und</strong>enkbar war, sich einen Buben als späteren Kindergärtner vorzustellen,<br />
als das Mädchen, das Mechanikerin werden wollte, um später sein Motorrad selbst reparieren zu<br />
können, nicht mehr als ein müdes Lächeln abbekam.<br />
Vieles hat sich verändert <strong>und</strong> vieles ist gleich geblieben. Niemand von uns hat sich von den tradierten<br />
gesellschaftlichen Rollenzuschreibungen gänzlich gelöst. Die Vorstellungen davon, wie sich Frauen <strong>und</strong><br />
Männer, Buben <strong>und</strong> Mädchen verhalten bzw. zu verhalten haben, verschwinden nicht in dem Maß aus<br />
unseren Köpfen in dem sich etwa die gesetzlichen Gr<strong>und</strong>lagen ändern. Es lohnt sich also nach wie vor,<br />
Geschlechterrollen im Unterricht zu reflektieren <strong>und</strong> neue Bilder in unseren Köpfen entstehen zu lassen.<br />
In österreichischen Schulen ist das Unterrichtsprinzip Erziehung zur Gleichstellung von Frauen <strong>und</strong> Männern<br />
in den Lehrplänen der meisten Schularten verankert. Dies entspricht dem Gr<strong>und</strong>satz des Gender<br />
Mainstreaming, zu dem sich die Europäische Union <strong>und</strong> die österreichische B<strong>und</strong>esregierung verpflichtet<br />
haben. Gender Mainstreaming als integrativer, gesamtgesellschaftlicher Ansatz geht über das Konzept<br />
der Frauenförder- <strong>und</strong> Gleichstellungspolitik hinaus. Es zielt ausdrücklich auf ein übergreifendes<br />
Rollenverständnis für Frauen <strong>und</strong> Männer sowie die Aufnahme der Geschlechterperspektive in die Gesamtpolitik,<br />
also auch in die schulische Bildungsarbeit.<br />
Auch der Gr<strong>und</strong>satzerlass zum Unterrichtsprinzip Politische Bildung hält fest, dass Schülerinnen <strong>und</strong><br />
Schüler dazu befähigt werden sollen, gesellschaftliche Strukturen in ihrer Art <strong>und</strong> Bedingtheit zu erkennen<br />
<strong>und</strong> zu hinterfragen. Das Hinterfragen tradierter gesellschaftlicher Rollenzuschreibungen liefert<br />
dazu einen wertvollen Beitrag <strong>und</strong> ist aus der Politischen Bildung in der Schule nicht wegzudenken.<br />
Die vorliegende Broschüre stellt konkrete, leicht umsetzbare Beispiele für Schulprojekte <strong>und</strong> Unterrichtseinheiten<br />
zum Thema Geschlechtergerechtigkeit vor. Mit dieser Zusammenstellung, die das Thema<br />
Geschlechtergerechtigkeit aus unterschiedlichen Perspektiven, thematisch vielfältig <strong>und</strong> für unterschiedliche<br />
Altersgruppen aufbereitet, leistet Zentrum polis – Politik Lernen in der Schule einen Beitrag<br />
dazu, Geschlechterrollen in der Schule bewusst wahrzunehmen, zu reflektieren <strong>und</strong> zu gestalten. Die<br />
Broschüre ist ein Beitrag von Zentrum polis zu den Aktionstagen Politische Bildung (23. April bis 9.<br />
Mai), die 2007 das Thema Geschlechtergerechtigkeit in den Mittelpunkt des Programms stellen, <strong>und</strong><br />
soll dazu beitragen, das Thema auch über die Aktionstage hinaus nachhaltig in der Politischen Bildung<br />
in der Schule zu verankern.<br />
Mit Projekten <strong>und</strong> Unterrichtsst<strong>und</strong>en zum Thema Geschlechtergerechtigkeit können Sie an Ihrer Schule<br />
Gender-Bewusstsein schaffen, Diskussionen anregen <strong>und</strong> sicher viele Veränderungen – auch in alltäglichen<br />
Situationen – herbeiführen.<br />
Aber auch ein bewusster Blick auf die Planung <strong>und</strong> Durchführung von Projekten <strong>und</strong> Aktivitäten aus<br />
anderen Themenbereichen lohnt sich. Analysieren Sie diese einfach einmal aus dem Blickwinkel der<br />
Geschlechtergerechtigkeit: Wie viele Buben <strong>und</strong> Mädchen sind beteiligt <strong>und</strong> welche Aufgaben werden<br />
ihnen jeweils zugeteilt? Wer hält eine Rede? Wer moderiert? Wer leistet die gesellschaftlich anerkannte<br />
<strong>und</strong> wer die nicht anerkannte <strong>Arbeit</strong> im Rahmen des Projekts? Wer steht im Rampenlicht <strong>und</strong> wer<br />
leistet die unerlässliche <strong>Arbeit</strong> im Hintergr<strong>und</strong>?<br />
Denn Geschlechtergerechtigkeit ernstzunehmen, bedeutet auch <strong>und</strong> gerade in der Schule, sich bei jeder<br />
Maßnahme die Frage zu stellen, welche Auswirkungen sie auf Frauen <strong>und</strong> Männer, Buben <strong>und</strong> Mädchen<br />
hat – <strong>und</strong> ob sie dazu dient, überkommene Rollzubeschreibungen fortzuschreiben oder aufzubrechen.<br />
Wir wünschen Ihnen eine informative Lektüre <strong>und</strong> hoffen, dass Ihnen unsere Broschüre Lust auf viele<br />
Projekte macht, die ein wenig aus den herkömmlichen Denkschemata ausscheren.<br />
Patricia Hladschik<br />
für das Team von Zentrum polis – Politik Lernen in der Schule