Herunterladen - ABA Fachverband Offene Arbeit mit Kindern und ...
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Philipp Leeb<br />
Warum Bubenarbeit?<br />
Während der Feminismus der letzten Jahrzehnte Frauen als Instrument der Emanzipation diente, gab<br />
es wenig Reflexion unter Männern. Im angloamerikanischen Raum brachten in den 70ern Erving Goffman<br />
<strong>und</strong> Robert Connell wichtige Ergebnisse für die Männerforschung. Die Bubenarbeit entstand als<br />
Forderung zur Ergänzung der Mädchenarbeit <strong>und</strong> auch im deutschsprachigen Raum gibt es seit einiger<br />
Zeit schon einige große Strömungen der Bubenarbeit:<br />
„Buben haben Probleme, <strong>und</strong> ihr größtes ist, dass sie keine Probleme haben (dürfen).“<br />
Die antisexistische Bubenarbeit (Heimvolkshochschule Alte Molkerei Frille, D)<br />
Diese Form sieht sich eingeb<strong>und</strong>en im Zusammenhang gesellschaftlich wirksamer Macht- <strong>und</strong> Herrschaftsverhältnisse<br />
zwischen den Geschlechtern. Buben sind Akteure <strong>und</strong> Betroffene der Geschlechterverhältnisse<br />
<strong>und</strong> sollen ein Bewusstsein entwickeln, das nicht auf der Unterdrückung anderer basiert.<br />
Buben werden als privilegierte Täter gesehen, die in einer patriarchalen Gesellschaft aufwachsen<br />
<strong>und</strong> Mädchen bedrohen. In diesem Ansatz werden Buben <strong>mit</strong> dieser Rolle konfrontiert, <strong>und</strong> ihnen werden<br />
Privilegien <strong>und</strong> Räume genommen, die sie besetzen, <strong>und</strong> den Mädchen zur Verfügung gestellt.<br />
Dabei wird aber darauf geachtet, dass die Buben sich in Mädchenrealitäten hineindenken sollen <strong>und</strong><br />
dadurch „neue Männer“ werden. Dieser Ansatz wurde heftig kritisiert <strong>und</strong> nach einer Revision modifiziert.<br />
Der Hauptkritikpunkt war, dass Bubenarbeit nicht als Reaktion auf problematisches Verhalten<br />
passieren soll, sondern als Gr<strong>und</strong>haltung verstanden werden soll.<br />
„Die Körperlosigkeit als Kernproblem männlicher Zurichtung“<br />
Die emanzipatorische Bubenarbeit (Michael Schenk, D)<br />
Schenk sieht Buben als Opfer einer männerorientierten Gesellschaft, in der es nur scheinbar Privilegien<br />
gibt, <strong>und</strong> die männliche „Täterschaft“ ist Teil der gesellschaftlichen Rollenfixierung, für die der<br />
Junge keine Schuld trägt. Die Bubensozialisation ist als „Prozess der Zurichtung <strong>mit</strong> spezifisch männlichen<br />
Folgeproblemen“ zu verstehen. Als Methode empfiehlt Schenk die Bubenarbeit als Raum, in<br />
dem Buben ihre spezifische Situation thematisieren können <strong>und</strong> sie von der Lehrperson Empathie erwarten<br />
können. Er führt außerdem die introspektive Wende <strong>und</strong> Körperarbeit als Hilfe zur Entwicklung<br />
einer stabilen männlichen Identität an.<br />
„Perspektiven für ein anderes Mannsein“<br />
Die kritische Männerforschung (Reinhard Winter, D)<br />
Winters zentrales Ziel (auch als identitätsorientierte Bubenarbeit bezeichnet) besteht darin, Buben<br />
(mehr) Selbstbezug zu ver<strong>mit</strong>teln <strong>und</strong> fehlende stabile Identität durch ein breites Verhaltensrepertoire<br />
zu kompensieren. Er geht davon aus, dass Buben sich von Mädchen abgrenzen, indem sie sich negativ<br />
als „Nicht-Nicht-Mann“ definieren <strong>und</strong> erläutert, dass das Mann-Sein individuell zu bewältigen ist.<br />
Winter erläutert die Methode der Selbstthematisierung als einen biografischen Zugang zu sich selbst.<br />
Buben sollen die Fähigkeit entwickeln, Männlichkeit gewaltlos – gegenüber anderen Buben, Mädchen<br />
<strong>und</strong> sich selbst – zu leben.<br />
„Buben sind so – Sind Buben so?“<br />
Die schulische Bubenarbeit (Netzwerk Schulische Bubenarbeit, CH)<br />
Die geschlechtsbezogene Bubenarbeit hat zum Ziel, Buben an Stelle der herkömmlichen Männerstereotype<br />
ein lebensfreudiges <strong>und</strong> lebenstüchtiges Selbstbild zu ver<strong>mit</strong>teln. Dabei stehen die Ressourcen<br />
<strong>und</strong> Fähigkeiten der männlichen Jugendlichen im Zentrum <strong>und</strong> weniger die Probleme, die sie machen.<br />
Geschlechtsbezogene Bubenarbeit will Buben vor allem ermöglichen, ihre Einstellungen, Wahrnehmungs-<br />
<strong>und</strong> Verhaltensmöglichkeiten zu erweitern. Diese Form der Bubenarbeit hat folgende Ziele:<br />
„Buben akzeptieren wir – auch wenn wir sie nicht immer verstehen.<br />
Buben werden ganzheitlich angesprochen – auch ihre versteckten, ruhigen Seiten interessieren uns.<br />
Buben machen Probleme – darauf reagieren wir konstruktiv <strong>und</strong> angemessen.<br />
Buben haben Probleme – wir nehmen sie da<strong>mit</strong> ernst.<br />
Buben haben besondere Stärken – dort setzen wir an, da<strong>mit</strong> die gemeinsame <strong>Arbeit</strong> Freude macht.“<br />
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