Die Arbeitsmarktpolitik der letzten Jahre und die Hartz-Gesetze
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8. Ein Großteil <strong>der</strong> Langzeitarbeitslosen hat allenfalls <strong>die</strong> Chance auf einfache Arbeitsplätze.<br />
<strong>Die</strong> Vermittlung auf solche Arbeitsplätze scheitert an teilweise zu hohen<br />
Erwartungen hinsichtlich <strong>der</strong> Lohnhöhe <strong>und</strong> <strong>die</strong> Qualität <strong>der</strong> Arbeit. Arbeitsvermittlung<br />
ist nur bei realistischen Erwartungen an den künftigen Arbeitsplatz<br />
möglich.<br />
Lang andauernde Arbeitslosigkeit führt nicht nur zum Verlust von Einkommen <strong>und</strong><br />
gesellschaftlicher Anerkennung, son<strong>der</strong>n schädigt auf Dauer das Selbstbewusstsein<br />
<strong>der</strong> Arbeitslosen, führt zur Auflösung ihrer Zeitstrukturen <strong>und</strong> entwertet Qualifikationen.<br />
Sie wird begleitet vom Zerfall des sozialen Beziehungsnetzes <strong>und</strong> hat<br />
weitreichende Auswirkungen auf an<strong>der</strong>e Familienmitglie<strong>der</strong>. Arbeitslosigkeit kann<br />
zu Beeinträchtigungen führen, <strong>die</strong> es erschweren, wie<strong>der</strong> eine Arbeit zu bekommen.<br />
Unterwertige im Vergleich zu höherwertiger Arbeit sei zwar auch mit Risiken<br />
belastet, <strong>die</strong> aber geringer wiegen als <strong>die</strong> Folgen <strong>der</strong> Arbeitslosigkeit. Der eigentliche<br />
Skandal seien nicht Arbeitsplätze mit ungünstigen Bedingungen, son<strong>der</strong>n<br />
<strong>die</strong> Arbeitslosigkeit. Es hieß daher: „Aus Arbeit herausgenommen zu werden ist<br />
we<strong>der</strong> eine Wohltat noch ein Recht. (Fast) je<strong>der</strong> Arbeitsplatz ist besser als keiner“<br />
(Streeck/Heinze 2000: 35). Da <strong>die</strong> negativen Folgen von Arbeitslosigkeit mit ihrer<br />
Dauer zunehmen, wurde das Ziel <strong>der</strong> „Vermeidung unterwertiger Arbeit“ im SGB<br />
II aufgeben. Orientiert wird bei <strong>die</strong>sem Personenkreis auf „Jobs“, nicht länger auf<br />
berufliche Tätigkeiten mit einer zeitlichen <strong>und</strong> qualifikatorischen Perspektive.<br />
9. Das Angebot <strong>der</strong> arbeitsmarktpolitischen <strong>Die</strong>nstleistungen sollte einfach <strong>und</strong> für<br />
den Arbeitslosen transparent sein. Ähnlich wie in mo<strong>der</strong>nen Verwaltungen sollte<br />
eine einheitliche Anlaufstelle (one-stop-center) geschaffen werden:<br />
Zur Vermeidung von Verwaltungsaufwand <strong>und</strong> Erhöhung <strong>der</strong> Transparenz sowie<br />
zur Verbesserung <strong>der</strong> Abstimmung <strong>und</strong> Verantwortlichkeit soll je<strong>der</strong> Arbeitslose<br />
nur noch von einer Stelle betreut werden. Neben den bisherigen <strong>Die</strong>nstleistungen<br />
<strong>der</strong> BA sollen <strong>die</strong> Jobcenter auch <strong>die</strong> arbeitsmarktrelevante Beratung <strong>und</strong> Betreuung<br />
des Sozialamtes, des Jugendamtes, des Wohnungsamtes, <strong>der</strong> Sucht- <strong>und</strong><br />
Schuldnerberatung koordinieren. Durch eine Bündelung <strong>der</strong> Kompetenzen soll<br />
gleichzeitig <strong>der</strong> bisherige Verschiebebahnhof in <strong>der</strong> <strong>Arbeitsmarktpolitik</strong> beseitigt<br />
werden: Durch <strong>die</strong> Aufteilung <strong>der</strong> Verantwortlichkeiten für Langzeitarbeitslose auf<br />
Kommunen (Sozialhilfe) <strong>und</strong> B<strong>und</strong>esanstalt für Arbeit (Arbeitslosenhilfe) kam es<br />
zu arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen, <strong>die</strong> nicht vorrangig <strong>der</strong> Integration in Beschäftigung,<br />
son<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Verlagerung <strong>der</strong> Kosten <strong>der</strong> Arbeitslosigkeit auf ein an<strong>der</strong>es<br />
Budget <strong>die</strong>nten. Außerdem wurde <strong>die</strong> Verantwortung für <strong>die</strong> Integration <strong>der</strong><br />
Langzeitarbeit hin <strong>und</strong> hergeschoben, was <strong>die</strong> Konzipierung <strong>und</strong> Durchführung<br />
sinnvoller Ansätze behin<strong>der</strong>te.