Die Arbeitsmarktpolitik der letzten Jahre und die Hartz-Gesetze
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1. Einleitung <strong>und</strong> Aufbau des Gutachtens<br />
Kaum ein Politikfeld unterlag in den <strong>letzten</strong> Jahrzehnten so starken Verän<strong>der</strong>ungen<br />
wie <strong>die</strong> <strong>Arbeitsmarktpolitik</strong>. So zählen wir seit Verabschiedung des Arbeitsför<strong>der</strong>ungsgesetzes<br />
(AFG) im <strong>Jahre</strong> 1969 bis zum <strong>Jahre</strong> 2009 39 <strong>Gesetze</strong>sän<strong>der</strong>ungen<br />
des AFG <strong>und</strong> seiner Nachfolgegesetze (Bothfeld u.a. 2009; Steffen 2008). Gänzlich<br />
neu konzipiert <strong>und</strong> organisiert wurde <strong>die</strong> Zusammenführung von Arbeitslosenhilfe<br />
<strong>und</strong> Sozialhilfe in <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>sicherung für Arbeitsuchende (SGB II). Hinzu gekommen<br />
sind Kursän<strong>der</strong>ungen über Verordnungen o<strong>der</strong> Budgetentscheidungen, <strong>die</strong> oft ähnlich<br />
starke Auswirkungen auf <strong>die</strong> <strong>Arbeitsmarktpolitik</strong> wie <strong>Gesetze</strong>snovellen hatten.<br />
Aber auch <strong>die</strong> Umorientierungen im Arbeits- <strong>und</strong> Sozialrecht, <strong>die</strong>s insbeson<strong>der</strong>e im<br />
Hinblick auf <strong>die</strong> Ausgestaltung von Arbeitsverhältnissen <strong>und</strong> <strong>die</strong> Übergangsbedingungen<br />
<strong>und</strong> -zeitpunkte in den Ruhestand, führen direkt <strong>und</strong> indirekt zu Rückwirkungen<br />
auf dem Arbeitsmarkt. Auch hier ist es ebenfalls zu einer Fülle von <strong>Gesetze</strong>sän<strong>der</strong>ungen<br />
gekommen.<br />
<strong>Die</strong>se hohe Schlagzahl von <strong>Gesetze</strong>sän<strong>der</strong>ungen überrascht nicht, da <strong>die</strong> Ausrichtung<br />
<strong>der</strong> <strong>Arbeitsmarktpolitik</strong> durch mehrere Faktoren bestimmt wird:<br />
- Erstens än<strong>der</strong>t sich <strong>der</strong> Problemdruck auf dem Arbeitsmarkt: <strong>Arbeitsmarktpolitik</strong><br />
muss nicht nur auf kurzfristige saisonale <strong>und</strong> konjunkturelle Entwicklungen, son<strong>der</strong>n<br />
gleichzeitig auch auf langfristige strukturelle Herausfor<strong>der</strong>ungen reagieren,<br />
<strong>die</strong> sich in den <strong>letzten</strong> Jahrzehnten wie<strong>der</strong>holt gewandelt haben.<br />
- Zweitens haben sich <strong>die</strong> vorherrschenden Gr<strong>und</strong>annahmen über <strong>die</strong> Funktionsweise<br />
von Arbeitsmärkten <strong>und</strong> <strong>die</strong> Leitvorstellungen zu einer angemessenen Ausrichtung<br />
<strong>der</strong> <strong>Arbeitsmarktpolitik</strong> sowohl in <strong>der</strong> Wissenschaft als auch bei den wichtigsten<br />
internationalen <strong>und</strong> nationalen arbeitsmarkpolitischen Akteur/innen mehrfach<br />
verschoben.<br />
- Drittens wurde <strong>der</strong> <strong>Arbeitsmarktpolitik</strong> wie<strong>der</strong>holt eine herausragende Rolle bei<br />
<strong>der</strong> Bewältigung unerwarteten Strukturbrüchen wie <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>vereinigung o<strong>der</strong><br />
<strong>der</strong> Finanzkrise zugewiesen, auf <strong>die</strong> man nicht mit Standardantworten reagieren<br />
konnte.<br />
- Viertens reagieren <strong>die</strong> Budgets <strong>der</strong> <strong>Arbeitsmarktpolitik</strong> <strong>und</strong> hier insbeson<strong>der</strong>e <strong>die</strong><br />
Ausgaben nicht nur sehr hochsensibel auf Konjunkturverän<strong>der</strong>ungen, son<strong>der</strong>n<br />
auch auf Verhaltensän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Arbeitslosen, Beschäftigten <strong>und</strong> Betriebe. Man<br />
denke nur an <strong>die</strong> überraschend hohe Bildungsbereitschaft <strong>der</strong> Arbeitslosen <strong>und</strong><br />
Beschäftigten nach dem Ausbau <strong>der</strong> beruflichen Weiterbildung im <strong>Jahre</strong> 1969<br />
o<strong>der</strong> <strong>die</strong> Nutzung des Vorruhestands. Durch <strong>die</strong> hohen Ausschläge bei den Ausgaben<br />
gerät <strong>die</strong> <strong>Arbeitsmarktpolitik</strong> schnell ins Visier bei Haushaltskonsoli<strong>die</strong>rungen.<br />
Viele Eingriffe in <strong>die</strong> <strong>Arbeitsmarktpolitik</strong> <strong>die</strong>nten jenseits aller arbeitsmarktpo-