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Die Arbeitsmarktpolitik der letzten Jahre und die Hartz-Gesetze

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litischen Begründungslyrik vorrangig <strong>der</strong> Haushaltskonsoli<strong>die</strong>rung durch Einpassung<br />

<strong>der</strong> Leistungen <strong>und</strong> Instrumente in einen angestrebten Budgetrahmen.<br />

Es ist nicht zu erwarten, dass <strong>die</strong> Verän<strong>der</strong>ungsdynamik auf dem Arbeitsmarkt im<br />

nächsten Jahrzehnt nachlassen wird. Durch <strong>die</strong> Folgen <strong>der</strong> Finanzkrise <strong>und</strong> <strong>die</strong><br />

Schuldenbremse wird <strong>der</strong> finanzielle <strong>und</strong> politische Handlungsspielraum aber sehr<br />

eingeschränkt bleiben. <strong>Die</strong> <strong>Arbeitsmarktpolitik</strong>, <strong>die</strong> zwischen 2000 <strong>und</strong> 2010 im Unterschied<br />

zu den 1980er <strong>und</strong> 1990er <strong>Jahre</strong>n von Budgetkürzungen verschont blieb,<br />

gerät wie<strong>der</strong> stärker in den Blickwinkel des Finanzministers, <strong>der</strong> ambitionierte Sparziele<br />

realisieren will. Es ist nicht sicher, ob <strong>die</strong> Folgen <strong>der</strong> Finanzkrise tatsächlich bereits<br />

bewältigt sind o<strong>der</strong> ob <strong>die</strong> gleichzeitige Haushaltskonsoli<strong>die</strong>rung in Europa zu<br />

einer nachhaltigen Wachstumsschwäche o<strong>der</strong> sogar zu einem erneuten wirtschaftlichen<br />

Einbruch („double dip“) führen wird. Falls Letzteres eintritt, kann noch einmal<br />

<strong>der</strong> massive Einsatz arbeitsmarktpolitischer Instrumente gefor<strong>der</strong>t sein. <strong>Die</strong> paradoxe<br />

Situation, dass durch zu starkes Sparen <strong>die</strong> Ausgaben wie<strong>der</strong> steigen, gehört zu den<br />

realistischen Szenarien <strong>der</strong> wirtschaftlichen Entwicklung in Europa.<br />

Gleichzeitig ist absehbar, dass sich <strong>der</strong> Arbeitsmarkt durch <strong>die</strong> demografische Entwicklung,<br />

verän<strong>der</strong>te Erwerbsmuster, <strong>die</strong> Öffnung <strong>der</strong> mittel- <strong>und</strong> osteuropäischen<br />

Märkte, <strong>die</strong> wachsende Erwerbstätigkeit von Frauen <strong>und</strong> <strong>die</strong> erfor<strong>der</strong>liche Integration<br />

von Migranten <strong>und</strong> Migrantinnen sowie weiter steigende Qualifikationsanfor<strong>der</strong>ungen<br />

wandeln wird. <strong>Die</strong> Erfahrungen <strong>der</strong> Finanzkrise haben zudem das Vertrauen in<br />

unregulierte Märkte <strong>und</strong> kurzfristiges Handeln von Unternehmen <strong>und</strong> Staat erschüttert.<br />

<strong>Die</strong>s verän<strong>der</strong>t auch <strong>die</strong> Beurteilung arbeitsmarktpolitischer Probleme <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

Wirkungsweise von Instrumenten bei vielen Analytiker/innen <strong>und</strong> Akteur/innen. <strong>Die</strong><br />

positiven Erfahrungen mit <strong>der</strong> Stabilisierung <strong>der</strong> Beschäftigung durch Kurzarbeit <strong>und</strong><br />

an<strong>der</strong>en Arbeitszeitinstrumente in <strong>der</strong> Krise haben <strong>die</strong> Potenziale einer Politik <strong>der</strong><br />

Arbeitsumverteilung verdeutlicht, <strong>die</strong> lange aus dem Instrumentenkasten verbannt<br />

war.<br />

<strong>Die</strong> langfristigen Herausfor<strong>der</strong>ungen auf dem Arbeitsmarkt lassen sich nicht mit einer<br />

<strong>Arbeitsmarktpolitik</strong> bewältigen, <strong>die</strong> nur auf kurzfristige Wirkungen orientiert ist. Daher<br />

befasst man sich heute zunehmend wie<strong>der</strong> mit den mittel- <strong>und</strong> langfristigen Folgen<br />

von Interventionen in den Arbeitsmarkt <strong>und</strong> sieht sie aufgr<strong>und</strong> des erwarteten hohen<br />

Fachkräftebedarfs wie<strong>der</strong> im Zusammenhang mit <strong>der</strong> Bildungs-, Wachstums- <strong>und</strong><br />

Innovationspolitik. Es besteht zunehmend Einigkeit, dass <strong>der</strong> Erhalt <strong>und</strong> <strong>die</strong> Verbesserung<br />

<strong>der</strong> Beschäftigungsfähigkeit aus einer Lebenslaufperspektive angegangen<br />

werden muss. Staatliche Interventionen können hier positive o<strong>der</strong> negative kumulative<br />

Auswirkungen im Lebenslauf haben. Was kurzfristig vielleicht positive Beschäftigungswirkungen<br />

mit sich bringt, schützt langfristig nicht unbedingt vor Ausgrenzung<br />

aus dem Arbeitsmarkt o<strong>der</strong> Altersarmut. Aus einem längerfristigen Blickwinkel kann

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