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Die Arbeitsmarktpolitik der letzten Jahre und die Hartz-Gesetze

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den ersten Arbeitsmarkt nicht entsprechen. Ihre starke Nutzung ist aber wohl auch<br />

ein Ausdruck dafür, dass sich <strong>der</strong> Arbeitsmarkt als weniger aufnahmefähig erwiesen<br />

hat, als ursprünglich erhofft. Um <strong>die</strong> Aktivierung nicht ins Leere laufen zu lassen,<br />

braucht man zeitweilige Beschäftigungsmöglichkeiten im zweiten Arbeitsmarkt auch<br />

für <strong>die</strong>jenigen, <strong>die</strong> aus unterschiedlichen Gründen als eher „arbeitsmarktfern“ anzusehen<br />

sind. Im Vergleich zu Arbeitsbeschaffungs- <strong>und</strong> Strukturanpassungsmaßnahmen<br />

handelt es sich hierbei nicht um Arbeitsverhältnisse <strong>und</strong> mit Ausnahme <strong>der</strong><br />

„Entgeltvariante“, <strong>die</strong> aber in <strong>der</strong> Praxis nur eine sehr untergeordnete Rolle spielt,<br />

wird nur eine eher symbolische „Mehraufwandsentschädigung“ gezahlt, <strong>die</strong> <strong>die</strong>sem<br />

Instrument den Namen „1-€-Job“ eingebracht hat. Dem <strong>Jahre</strong>sbericht <strong>der</strong> BA zufolge<br />

waren im <strong>Jahre</strong>sdurchschnitt 2009 321.639 Personen in Arbeitsgelegenheiten beschäftigt,<br />

davon 86,7% in <strong>der</strong> Mehraufwandsvariante. <strong>Die</strong> Gesamtzahl <strong>der</strong> Zugänge<br />

bzw. Bewilligungen in Arbeitsgelegenheiten lag mit 806.212 noch deutlich höher (darunter<br />

88,4% mit Mehraufwandsentschädigung) (B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit 2010b:<br />

66).<br />

Bei <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> beruflichen Weiterbildung haben <strong>die</strong> <strong>Hartz</strong>-Reformen insofern<br />

zu einschneidenden Verän<strong>der</strong>ungen geführt, als <strong>die</strong> zuvor übliche Zuweisung von<br />

Personen in bestimmte Maßnahmen ab Anfang 2003 durch <strong>die</strong> Vergabe eines Bildungsgutscheins<br />

abgelöst wurde, <strong>der</strong> lediglich Angaben zu Bildungsziel <strong>und</strong> Kursdauer<br />

enthält. Ziel war, <strong>die</strong> Eigenverantwortung <strong>der</strong> Arbeitslosen zu stärken <strong>und</strong><br />

mehr Markt im Weiterbildungsbereich zu schaffen. Durch <strong>die</strong> verän<strong>der</strong>te Geschäftspolitik<br />

<strong>der</strong> BA haben sich erhebliche Marktverän<strong>der</strong>ungen ergeben. <strong>Die</strong> Ausgabe des<br />

Bildungsgutscheins hat <strong>der</strong> BA nahezu jegliche Steuerungsmöglichkeit genommen.<br />

<strong>Die</strong>s führt z.T. zu ungünstigen Teilnehmerzusammensetzungen in den Gruppen, <strong>die</strong><br />

auch von den Teilnehmenden selbst kritisiert werden. Als zentraler Nachteil des Bildungsgutscheins<br />

wird <strong>die</strong> harte K<strong>und</strong>enselektion gesehen. Vor allem <strong>die</strong> leistungsstärkeren<br />

Gruppen am Arbeitsmarkt kommen mit dem Bildungsgutschein relativ gut<br />

zurecht, während weniger qualifizierte Personen <strong>und</strong> Behin<strong>der</strong>te sowie Personen mit<br />

Sprachschwierigkeiten tendenziell überfor<strong>der</strong>t sind.<br />

<strong>Die</strong> von <strong>der</strong> BA-Zentrale formulierte Vorgabe einer prognostizierten Verbleibsquote<br />

von 70% für <strong>die</strong> Zulassung von Maßnahmen hat dem Bilanzbericht des BMAS (2006:<br />

XII) zufolge „zu einer Bestenauswahl (Creaming) geführt“. Mit dem im Dezember<br />

2008 verabschiedeten Gesetz zur Neuausrichtung <strong>der</strong> arbeitsmarktpolitischen Instrumente,<br />

das u.a. darauf abzielte, <strong>die</strong> Qualifizierungsmöglichkeiten zu verbessern,<br />

wurde u.a. <strong>die</strong>se Vorgabe wie<strong>der</strong> aufgehoben.<br />

Quantitativ ist <strong>die</strong> Zahl <strong>der</strong> Teilnehmer/innen an einer geför<strong>der</strong>ten Weiterbildung stark<br />

gesunken, was bereits vor den <strong>Hartz</strong>-<strong>Gesetze</strong>n eingesetzt hatte: Zwischen 2000 <strong>und</strong><br />

2005 ging sie von 523.000 Zugängen auf 135.000 zurück. Erst 2006 erhöhte sich <strong>die</strong>

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