JB-2013
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Auf der Suche nach einer prägnanten Einleitung für<br />
einen AIDS-Hilfe-Jahresbericht, die die Arbeit und die<br />
Ereignisse des jeweiligen Berichtsjahres einigermaßen<br />
treffend auf den Punkt bringen und Neugier wecken<br />
könnte, hilft uns für das Jahr <strong>2013</strong> das 30-jährige Jubiläum<br />
unseres Bundesverbandes. Aus diesem Anlass<br />
hat die Deutsche AIDS-Hilfe eine sehr spannende Kampagne<br />
gestartet, die mit zehn Thesen in provokanter<br />
aber treffender Weise den aktuellen Wissenstand zum<br />
Themenfeld HIV/AIDS aufgreift, den enormen Wandel<br />
beschreibt und zugleich zum gesellschaftlichen Diskurs<br />
anregt. Wir, die AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel, fanden<br />
diese Kampagne jedenfalls richtig gut und so wird<br />
Sie, liebe Leser_innen, die ein oder andere These in<br />
diesem Jahresbericht begleiten.<br />
Selbstverständlich gibt der vorliegende Bericht vor allem<br />
Auskunft über die konkrete Arbeit der AIDS-Hilfe Duisburg<br />
/ Kreis Wesel e.V.- Fachstelle für sexuelle Gesundheitsförderung-<br />
im Jahre <strong>2013</strong>. Wir wünschen anregende<br />
Lektüre!<br />
„AIDS IST AUCH NICHT MEHR; WAS ES MAL WAR.“<br />
Diese Eingangsthese zur DAH-Kampagne zum 30jährigen<br />
Jubiläum ist alles andere als ein Ausdruck des<br />
Bedauerns, wie es im Volksmund oft im Sinne von `Früher<br />
war alles besser´ gemeint ist, sondern vielmehr die<br />
Begrüßung einer neuen – im Wesentlichen besseren<br />
– Zeit und Ausdruck des Wandels und der Veränderung<br />
der Arbeitsgrundlagen und Themenfelder von AIDS-<br />
Hilfen – zumindest in Deutschland. Im Vorwort des Jahrbuches<br />
2012/<strong>2013</strong> der DAH werden der Veränderungsprozess<br />
und die alten und neuen Herausforderungen<br />
auch für uns als lokale Mitgliedsorganisation so treffend<br />
beschrieben, dass wir dies gerne zitieren möchten:<br />
„Bei ihrer Gründung (1983) hatte die Deutsche AIDS-Hilfe<br />
drei wesentliche Ziele: Betreuung der Kranken, die<br />
damals unmittelbar den Tod vor Augen hatten. Die Unterstützung<br />
der am stärksten von HIV betroffenen Gruppen,<br />
denen massive Ausgrenzung drohte. Und die Suche<br />
nach Wegen, sich und andere vor einer HIV-Infektion zu<br />
schützen, ohne die Lust am Leben und die Freude an<br />
der Sexualität zu verlieren.<br />
Seitdem hat sich viel verändert. Dank der Fortschritte<br />
der Medizin haben die meisten Menschen mit HIV eine<br />
fast normale Lebenserwartung. Ein erfülltes Leben mit<br />
Partnerschaft und Familie, Job und Freizeit –ganz nach<br />
ihren persönlichen Wünschen – steht ihnen offen. Oft<br />
wird dieses Leben jedoch durch Diskriminierung oder<br />
Ausgrenzung schwer oder sogar unmöglich gemacht.<br />
Noch immer verschlechtern Diskriminierung und Ausgrenzung<br />
die Gesundheitschancen vieler Menschen.<br />
Nachweislich wirksame Schutzmaßnahmen und wirksame<br />
Therapien werden bestimmten stigmatisierten<br />
Gruppen aus ideologischen Gründen vorenthalten, zum<br />
Beispiel Menschen, die Drogen konsumieren oder sich<br />
in Haft befinden oder die keine Papiere haben.<br />
Wo die Gesellschaft und die Politik das Menschenrecht<br />
auf den bestmöglichen erreichbaren Gesundheitszustand<br />
einschränken, treten wir dafür ein, dass sich das<br />
ändert. Wir nennen das „Strukturelle Prävention“. Aber<br />
auch viel weniger sperrige Worte passen: Solidarität.<br />
Mitgefühl. Respekt. Verantwortung.<br />
Der Gründungsanspruch der Deutschen AIDS-Hilfe gilt<br />
heute wie damals: Wir setzen uns ein für ein offenes<br />
Miteinander von Menschen mit verschiedenen Lebensentwürfen.<br />
Wir möchten sie alle darin bestärken,<br />
eigenverantwortliche Entscheidungen zu fällen und sich<br />
vor Gesundheitsrisiken zu schützen. Wir möchten dazu<br />
beitragen, dass Menschen sich vor HIV schützen<br />
können und dass Menschen mit HIV vor Diskriminierung<br />
geschützt sind.“<br />
(Jahrbuch 2012 I <strong>2013</strong> der DAH, S. 2-3, Berlin, September<br />
<strong>2013</strong>)<br />
Wir begreifen diesen Anspruch nicht nur als Selbstanspruch,<br />
sondern auch als öffentlichen Auftrag und Verpflichtung,<br />
denn darauf basieren zu einem wesentlichen<br />
Teil die Präventionserfolge in Deutschland.<br />
Strukturelle Prävention zielt nicht nur auf individuelle<br />
Verhaltensänderungen, sondern eben auch auf die<br />
Veränderung der Verhältnisse, in denen Menschen und<br />
insbesondere Menschen in besonders riskierten Situationen<br />
oder Umständen leben.<br />
Zielgruppenspezifische Prävention<br />
Die zielgruppenspezifische Prävention als Kernauftrag<br />
für AIDS-Hilfen ist unerlässlich, damit die richtigen Menschen<br />
mit passenden Botschaften und Maßnahmen<br />
lebenswelt- und akzeptanzorientiert erreicht werden können<br />
und die Ansätze nicht ins Leere greifen, denn: Nur<br />
wer sich schätzt, schützt sich und andere!<br />
Auch wenn in Deutschland eine vergleichsweise günstige<br />
Situation erreicht werden konnte, dürfen wir in unserer<br />
Arbeit nicht nachlassen, müssen die etablierten<br />
Strukturen erhalten werden, um die Erfolgsgeschichte<br />
weiter zu schreiben, um nicht zuletzt auch die wirtschaftlichen<br />
Einspareffekte von preiswerter und wirksamer<br />
Prävention gegenüber nach wie vor teurer Therapie zu<br />
halten.<br />
„Besonderes Augenmerk muss dabei auch auf Menschen<br />
gerichtet werden, die aufgrund sozialer, kultureller<br />
und persönlicher Faktoren ihre Gesundheit nicht<br />
ausreichend schützen können. HIV/AIDS-Prävention<br />
muss deshalb zukünftig stärker mit Maßnahmen der<br />
Gesundheitsförderung verknüpft werden“ (Landeskonzept<br />
„Weiterentwicklung der HIV/AIDS-Prävention in<br />
5