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MEINUNG<br />
Bundestag einbezogen<br />
Das war<br />
ein kluger<br />
Schachzug<br />
Die Regierung hatsich zu<br />
Recht klar festgelegt: Wirwerden<br />
im Nordirak bei der Verteidigung<br />
der Flüchtlingeund<br />
der Freiheit gegendie Islamisten-Mörder<br />
mit Waffen helfen.<br />
Dassdabei ein Tabu gebrochen<br />
wird, geschenkt.<br />
Nurdie plötzliche Aktivität<br />
vonSchwarz-Rot verblüfft.<br />
Denn der Großteil der Deutschen<br />
hatsich klar gegenWaffenlieferungen<br />
ausgesprochen.<br />
Ob ins autonome Kurdistan<br />
oder in ein anderes Krisengebiet:<br />
Deutschland soll<br />
sich raushalten aus den Kriegendieser<br />
Welt! Das warauch<br />
bereits die vorherrschende<br />
Meinung beim Balkan-Krieg<br />
oder beim Afghanistan-Einsatz.<br />
In diesen beiden Fällen<br />
mussteder Bundestag zustimmen,<br />
bei den Waffenlieferungeninden<br />
Nordirak theoretisch<br />
nicht. Weil keine Bundeswehr-Soldatengeschickt<br />
werden.<br />
Nach heftigem Widerstand<br />
wirddie Regierung aber nun<br />
doch die Parlamentarier einbeziehen.<br />
Kluger Schachzug<br />
vonMerkel&Co.:Eine große<br />
Mehrheit vonallen Parteien –<br />
mit Ausnahme der Linken –ist<br />
ohnehin sicher.Sowirddie<br />
Entscheidung für Waffenlieferungen<br />
breit gefächert<br />
legitimiert. Undvielleicht<br />
auch besser<br />
akzeptiert –<br />
selbst für den<br />
Fall, dassetwas<br />
schiefgeht.<br />
PETER EHRENBERG<br />
politik@mopo.de<br />
ZITAT DES TAGES<br />
„Viele Menschen haben<br />
geglaubt,ich seiständigin<br />
Deutschland und säße am<br />
Ende sogar ander Kasse.“<br />
Der gescheiterte Karstadt-Investor<br />
Nicolas Berggruen in der „Süddeutschen<br />
Zeitung“<br />
POLITIK 4<br />
Waffen<br />
Streit um Lieferungen in Irak<br />
gefährlich ist das?<br />
Deutsche lehnen sieab. CDU-Abgeordneter fordertTruppen-Entsendung<br />
Berlin – Und plötzlich soll<br />
alles ganz schnell gehen:<br />
Neun Tage diskutierte die<br />
GroKo über Waffenhilfe<br />
für die Kurden im Nordirak,<br />
am Mittwoch fiel der<br />
Beschluss –und schon soll<br />
es losgehen. „In drei Monatenkann<br />
es zu spät sein“, so<br />
SPD-Abgeordneter Hans-<br />
Peter Bartels. Doch viele<br />
Fragen bleiben unklar.<br />
Hier weinen dieEltern<br />
um Sohn James<br />
Sie hatten mit der IS sogar<br />
selbst über die Freilassung ihre<br />
Sohnes verhandelt: John<br />
und Diane Foley, dieEltern des<br />
ermordeten James, kamen vor<br />
ihr Haus in Rochester (New<br />
Hampshire), stellten sich den<br />
Fragen der Reporter. Und wurden<br />
immer wieder von Weinkrämpfen<br />
geschüttelt.<br />
➤ Wie denkt die deutsche Bevölkerung?<br />
Laut einer Forsa-<br />
Umfrage für den „Stern“<br />
lehnen 63 Prozent Waffenlieferungen<br />
ab. Linke kritisieren<br />
die Entscheidung<br />
von Union und SPD scharf.<br />
Die Grünen und Bundestagspräsident<br />
Lammert<br />
(CDU) fordern ein Bundestagsmandat.<br />
➤ Wird der Bundestag einbezogen?<br />
Voraussichtlich in einer<br />
Sondersitzung kommende<br />
Woche soll das Thema<br />
debattiert werden.<br />
➤ Um welche Waffen könntees<br />
sich handeln? Im Bundesverteidigungsministerium<br />
liegt angeblich die Liste<br />
kurdischer Wünsche vor:<br />
Gewehrmunition, die deutsche<br />
Panzerabwehrrakete<br />
„Milan“ mit den dafür nötigen<br />
Abschussgeräten oder<br />
die Panzerfaust 3der Firma<br />
„Dynamit Nobel Defence“<br />
für Nahziele. Ungeklärt<br />
bleibt: Wie gefährlich wird<br />
es, wenn die verschiedenen<br />
Kurden-Fraktionen die<br />
High-Tech-Waffen behalten<br />
–und was stellen sie dann<br />
mit ihnen an.<br />
➤ Ist die Entsendung von Soldaten<br />
notwendig? Als Erster