HANS WERNER HENZE - Schott Music
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The Judgement of Calliope – Das Urteil der Kalliope<br />
Ein Satyrspiel von Wystan Hugh Auden und Chester Kallman (d., e.) (1964/91)<br />
Personen / Cast: Proserpina · Sopran – Venus · Mezzosopran – Kalliope · Tenor – Adonis · Bariton –<br />
Diener<br />
Orchester / Orchestra: 2 (1. auch Picc.) · 1 (auch Engl. Hr.) · 1 · Bassklar. · Altsax. · 1 – 2 · 1 · 1 · 0 – P. S.<br />
(Trgl. · hg. Beck. · Kuhgl. · Tamt. · Mil. Tr. · gr. Tr. [m. u. o. Schnarrs.] · Mar. · Ratsche · Glsp. · Xyl. · Vibr. ·<br />
Röhrengl.) (2 Spieler) – Hfe. · Klav. · 2 Mand. (auf der Bühne ad lib.) · Git. (auf der Bühne ad lib.) –<br />
Str. (3 · 0 · 2 · 2 · 1)<br />
Reduzierte Fassung für Singstimmen, Mandoline und Cembalo von Henning Brauel / Reduced Version<br />
for singers, mandoline and harpsichord by Henning Brauel (1974)<br />
16’<br />
Studienpartitur (Große Fassung) / Study Score (Orchestral version) ED 9101 · Textbuch / Libretto (d./e.)<br />
BN 3368-50<br />
Uraufführung / World Première: 29. Oktober 1997 · Stadttheater Giessen · Dirigent / Conductor: Michael Hofstetter<br />
· Inszenierung / Director: Guy Montavon · Ausstattung / Stage and Costume Design: Mark Väisänen<br />
Die Muse Kalliope ist von Zeus als Schiedsrichterin<br />
in einem Streit zwischen Venus und<br />
Proserpina berufen worden. Streitobjekt ist<br />
der schöne Jüngling Adonis. Bei der mit recht derben<br />
und drastischen Schilderungen geführten Verhandlung<br />
kommen die Hintergründe des Zwists ans Licht:<br />
König Kinryas von Zypern hatte gegenüber Venus damit<br />
geprahlt, dass seine Tochter Myrrha schöner sei<br />
als die Göttin der Liebe.<br />
Venus rächte sich für diese Beleidigung, indem sie dafür<br />
sorgte, dass Myrrha sich in ihren Vater verliebte<br />
und mit ihm schlief. Als König Kinyras sie daraufhin<br />
töten wollte, rettete Venus sie dadurch, dass sie Myrrha<br />
in eine Myrthe verwandelte. Aus dem durch einen<br />
Schwerthieb zerspaltenen Stamm der Myrthe fiel ein<br />
Knabe – Adonis. Um ihn vor den Nachstellungen der<br />
Götter zu schützen, verbarg Venus Adonis in einer<br />
verschlossenen Schatulle, die sie Proserpina anvertraute.<br />
Diese öffnete den Kasten verbotenerweise,<br />
verliebte sich ihrerseits in den schönen Jüngling und<br />
führte ihn in ihren Palast, da ihr Gatte Pluto seinen<br />
Gattenpflichten nicht mehr genügen konnte.<br />
Kalliope fällt ein salomonisches Urteil: Beide – Venus<br />
wie auch Proserpina – haben gleiches Anrecht auf<br />
Adonis. Je ein Drittel des Jahres soll er mit den beiden<br />
abwechselnd zusammenleben, ein Drittel bleibt<br />
er frei und allein. Dass dieses Arrangement in der<br />
Praxis nicht funktioniert, schildern die Protagonisten<br />
am Schluss der Verhandlung, ans Publikum gewandt:<br />
Venus hintertreibt die Abmachung, indem sie Adonis<br />
mit ihrem Zaubergürtel das ganze Jahr an sich fesselt.<br />
Proserpina verrät daraufhin Mars, dass Venus einen<br />
sterblichen Geliebten habe, worauf dieser den Adonis<br />
in Gestalt eines Ebers auf dem Berg Lebanon tötet.<br />
“<br />
Nach der ersten Bassariden-Aufführung wurden<br />
die Librettisten Auden und Kallman von<br />
dem Zweifel befallen, ob das in den 3. Satz der<br />
symphonischen Bassariden-Struktur interpolierte<br />
Intermezzo Das Urteil der Kalliope nicht doch zu<br />
lang sei für das, was es in der Oper bedeuten soll:<br />
eine künstlich verfremdete, farcenhafte Darstellung<br />
der Sexualphantasien und Zwangsvorstellungen<br />
des jungen Pentheus. In der Bassariden-Partitur<br />
von 1992 ist das Intermezzo nun durch eine kurze,<br />
nur Sekunden dauernde Episode ersetzt worden,<br />
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