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HANS WERNER HENZE - Schott Music

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N<br />

oboru hat sich einer Gruppe von Jugendlichen<br />

angeschlossen, sehr zur Sorge seiner<br />

Mutter Fusako. Sie ist seit acht Jahren Witwe,<br />

liebt aber den Schiffsoffizier Ryuji Tsukazaki und will<br />

wieder heiraten. Als der Seemann Fusako und Noboru<br />

sein Schiff zeigt, ist der Junge stolz auf seinen zukünftigen<br />

Stiefvater und erzählt die Neuigkeit seinen<br />

Freunden. Die jedoch sehen in Ryuji nur den Erwachsenen,<br />

der ihrem Traum von Unabhängigkeit im Weg<br />

steht. Ryuji offenbart Noboru, dass sein Leben keineswegs<br />

immer heldenhaft verlaufen ist. Umso mehr<br />

wünscht sich Noboru, dass Ryuji dem Meer – Sinnbild<br />

von Weite und Freiheit für die Jungen – treu bleibt.<br />

Ryuji macht Fusako einen Heiratsantrag, will seine<br />

Karriere als Seemann beenden und stattdessen als<br />

Verkäufer in der Boutique arbeiten. Als Noboru dies<br />

seinen Freunden berichtet, beschließen die Jungen,<br />

aus dem Offizier wieder einen „Helden“ zu machen,<br />

und zwar für immer: Sie verurteilen ihn zum Tode.<br />

Noboru, dessen Bewunderung für Ryuji in Verachtung<br />

umgeschlagen ist, lockt den ehemaligen Seemann<br />

zum Versammlungsort der Gruppe. Ryuji bekennt<br />

nichts ahnend seinen „Verrat“ am Meer und wird dafür<br />

von den Jungen „hingerichtet“.<br />

N<br />

oboru has become involved with a gang of<br />

delinquent youths which is a great worry to<br />

his mother Fusako. She has been a widow for<br />

eight years, but has fallen in love with the ship’s officer<br />

Ryuji Tsukazaki and wishes to remarry. When the<br />

seaman shows Fusako and Noboru his ship, the boy<br />

is proud of his future stepfather and announces the<br />

good news to his friends. They however view Ryuji<br />

merely as an adult standing in the way of their freedom.<br />

Ryuji confesses to Noboru that his life has often<br />

been less than heroic. This strengthens Noboru’s<br />

wishes that Ryuji will remain faithful to the sea – the<br />

symbol of space and freedom for the youths.<br />

Ryuji makes Fusako an offer of marriage and intends<br />

to end his maritime career. When Noboru reports this<br />

to his gang, the youths resolve to make a “hero” out<br />

of the officer once and for all: the adolescents sentence<br />

him to death. Noboru, whose admiration for<br />

Ryuji has transformed itself into hate and contempt,<br />

lures the former seaman to the gang’s meeting place.<br />

The unsuspecting Ryuji admits his “betrayal” of the<br />

sea and is consequently murdered in cold blood by<br />

the gang.<br />

“ “<br />

Ich denke, es tut not, sich zu vergegenwärtigen,<br />

dass das Stück keine Moral im westlichen<br />

Sinn hat. Es geschehen die Dinge schicksalhaft,<br />

d.h. wie durch Zufall, wie in der Natur. Wir dürfen<br />

nicht richten, dürfen keine christlich-westlichen<br />

Kriterien ansetzen. Es wird dargestellt, wie Menschen<br />

einander begegnen und was die Konsequenzen<br />

der Begegnungen sind. Jede Frau kann sich mit<br />

Fusako identifizieren, jeder Mann mit Ryuji, und<br />

jeder Mensch mit dem Anfänger, dem es zustößt,<br />

im College einen Anführer kennenzulernen und in<br />

seine Gang von knabenhaften, fast noch infantilen,<br />

altklugen Schulkameraden integriert zu werden. Es<br />

ist wichtig, dass diese Jungens wie normale oder<br />

besser: überdurchschnittlich begabte „college boys“<br />

sich benehmen, wir müssen sie mögen, wir müssen<br />

besonders mit Noboru sympathisieren, der Hauptrolle<br />

der Oper. […] Sie sind keine Perversen oder<br />

Skinheads oder Rocker, dies sind zarte, verletzte<br />

Wesen, deren Spielereien irgendwann einmal, sozusagen<br />

durch den Unglücksfall einer zerebralen<br />

Mißfunktion hervorgerufen, in tödliche Wirklichkeit<br />

umschlagen. Aber sie sind keine Kriminellen. Es<br />

stößt ihnen etwas zu. Ein geistiges Abenteuer, das<br />

zu weit geht, außer Kontrolle gerät: die Grenzüberschreitung.<br />

I think it is necessary to bear in mind that<br />

the piece has no moral in the western sense.<br />

Things happen because they are fated to happen,<br />

i.e. as though by chance and in nature. We should<br />

not judge, should not apply any western or Christian<br />

criteria. The piece shows how people meet and<br />

what the consequences of those meetings are. Every<br />

woman can identify with Fusako, every man with<br />

Ryuji, and each and every one of us with the novice<br />

who happens to fall in with a ringleader at college<br />

and to be taken up into his gang of boyisch, almost<br />

infantile, but precocious classmates. It is important<br />

that these lads behave like normal or, rather, abnormally<br />

gifted college boys, we must be able to like<br />

them, in particular we must be able to sympathize<br />

with Noboru, who is the main character in the opera.<br />

[…] They are no perverts or skinheads or rockers,<br />

but sensitive, wounded creatures. As the result,<br />

as it were, of the unfortunate accident of cerebral<br />

dysfunction, their games suddenly become horribly<br />

real. But they are no criminals. Something happens<br />

to them. An intellectual adventure that goes too far<br />

and gets out of hand. They overstep the mark.<br />

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