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HANS WERNER HENZE - Schott Music

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Die Oper spielt auf der Insel Itaka, der Heimat<br />

des Odysseus, und schildert in dreizehn<br />

Bildern die aus dem 13. bis 23. Gesang der<br />

Homerschen Odyssee bekannten Ereignisse um die<br />

verzögerte Rückkehr des Helden Odysseus, zehn Jahre<br />

nach Ende des Trojanischen Krieges. Sie folgt dabei<br />

dem Ablauf, wie er bei Homer beschrieben wird. Der<br />

Handlungsbogen spannt sich von der Klage der Penelope<br />

und der Schilderung ihrer Versuche, die geforderte<br />

Heirat mit einem der zahlreichen Freier, die sie<br />

bedrängen, aufzuschieben, über die Telemach-Episoden,<br />

in denen Telemach und Odysseus sich als Vater<br />

und Sohn wiedererkennen und die Eumaios-Szenen,<br />

in denen der Schäfer Eumaios dem Odysseus auf vielfältige<br />

Weise hilft, bis zum Finale im Palast des Odysseus.<br />

Dort kann Odysseus, zunächst unerkannt als<br />

Bettler aufgenommen, die Freier töten und schließlich<br />

seine Gattin Penelope wieder in die Arme schließen.<br />

The opera is set on the island of Ithaca, the home<br />

of Odysseus, and depicts in thirteen scenes the<br />

well-known events from the 13th to the 23rd<br />

song of Homer’s Odyssey relating the delayed return<br />

of the hero Odysseus ten years after the Trojan War.<br />

These scenes follow the structure as told by Homer.<br />

The plot spans the events from the lament of Penelope<br />

and her attempts to postpone the foreseen<br />

marriage with one of the many suitors who are exerting<br />

pressur on her, the Telemachus episodes in which<br />

Telemachus and Odysseus recognise each other once<br />

more as father and son, the Eumaeus scens in which<br />

the shepherd provides substantial help for Odysseus,<br />

and culminate in the final episode in the palace of Odysseus<br />

in which the hero, initially taken in as a beggar,<br />

is able to kill the suitors and ultimately be reunited<br />

with his wife Penelope.<br />

“ “<br />

vitality and effectiveness, and influenced people’s<br />

lives more than they may be aware of. That’s why<br />

I couldn’t entertain any idea of working historically<br />

on the reconstruction of the Ulisse score, probing<br />

carefully and holding myself back: the Viennese and<br />

”<br />

the Venetian manuscripts (both not even in Monteverdi’s<br />

handwriting) contain, as is known, only the<br />

vocal parts and the basses. Entire pieces are missing;<br />

the music for several scenes has been lost, (for example<br />

the Dance of the Moors, the death procession<br />

of the fishermen, the music for Neptun’s first scene).<br />

For myself, I felt it was only right to imagine and try<br />

and imprint on my mind some of Monteverdi’s music<br />

and, by using my imagination to report on the sound<br />

of the orchestra, the voices and the atmosphere, the<br />

cultural climate on the evening of the première in the<br />

autumn of 1641 in the San Cassiano Theatre in Venice,<br />

as though I had been there myself and to transpose<br />

what I heard and experienced to our spatial and<br />

instrumental conditions (and also to our present day<br />

listening habits) and make the piece rise resplendent<br />

in its former originality and vitality. In doing<br />

so I always refer to Monteverdi’s writing and to the<br />

melodic, rhythmic and harmonic forms and ideas to<br />

be found in the Ulisse fragment, which are therefore<br />

predetermined for me.<br />

Mein Griechenlandgefühl, mein Griechenlandbild<br />

ist wahrscheinlich mehr von Hölderlin<br />

und Monteverdi als von Homer und Badoaro<br />

bestimmt. Ich denke, dass viel Italien in dieser Musik<br />

ist, viel von dem Land, in dem griechische Philosophie<br />

und Kunst über die Renaissance hinaus bis in<br />

den heutigen Tag Lebendigkeit und Wirksamkeit haben<br />

und das Leben der Menschen beeinflussen, mehr<br />

als ihnen bewusst sein mag. Es konnte also für mich<br />

keine Rede davon sein, bei der Rekonstruktion der<br />

Ulisse-Partitur historisierend vorzugehen, vorsichtig<br />

tastend und mich zurückhaltend: die Wiener und<br />

die Venezianer Manuskripte (beide nicht einmal in<br />

Monteverdis Handschrift) enthalten bekanntlich nur<br />

die Singstimmen und den Bass. Ganze Stücke fehlen,<br />

Musik zu mehreren Szenen ist verlorengegangen<br />

(z.B. der Mohrentanz, der Totenzug der Fischer,<br />

die Auftrittsmusik für Neptun). Für mich konnte es<br />

sich nur darum handeln, eine Monteverdi-Musik<br />

mir vorzustellen, mir einzubilden: vom Klang des<br />

Orchesters, der Stimmen und der Atmosphäre, das<br />

kulturelle Klima des Premierenabends im Herbst<br />

1641 im San Cassiano Theater in Venedig vermittels<br />

meiner Phantasie zu berichten, als sei ich dabeigewesen,<br />

und dies Gehörte und Erlebte gewissermaßen<br />

auf unsere heutigen räumlichen und instrumentalen<br />

Klangverhältnisse zu übertragen (und auf unsere<br />

heutigen Hörgewohnheiten) und das Stück in seiner<br />

alten Ursprünglichkeit und Lebendigkeit aufleuchten<br />

zu lassen. Dabei berufe und beziehe ich mich immer<br />

auf Monteverdis Schriften und auf die im Ulisse-Fragment<br />

vorhandenen und damit vorgegebenen melodischen,<br />

rhythmischen und harmonischen Gestalten<br />

und Ideen.<br />

My feeling for Greece, my image of Greece is<br />

probably determined more by Hölderlin and<br />

Monteverdi than by Homer and Badoaro. I think that<br />

this music contains much of Italy, much of the country<br />

in which Greek philosophy and art have, beyond<br />

the Renaissance and up to the present, retained their<br />

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