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HANS WERNER HENZE - Schott Music

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P<br />

ollicino und seine sechs Brüder leben mit ihren<br />

Eltern in ärmlichen Verhältnissen. Der Vater ist<br />

Holzfäller und hat seit Monaten kein Geld mehr<br />

verdient; er kann die Familie nicht mehr ernähren. Er<br />

und seine Frau beschließen, die Kinder im Wald auszusetzen.<br />

Der erste Versuch scheitert jedoch dank der<br />

Wachsamkeit Pollicinos, der die Eltern belauscht hatte<br />

und den Weg im Wald mit Kieseln markiert hat. Als<br />

er und seine Brüder nach Hause zurückkommen, hat<br />

der Vater inzwischen seinen Lohn erhalten und alles<br />

scheint sich zum Guten zu wenden. Das Glück währt<br />

jedoch nicht lange und schon bald finden sich die Kinder<br />

wieder allein im Wald, ohne dass Pollicino diesmal<br />

vorsorgen konnte. Die Tiere des Waldes helfen<br />

ihnen und verraten ihnen, dass in der Nähe ein Haus<br />

versteckt liegt; der Wolf führt Pollicino und seine<br />

Brüder dorthin. Unglücklicherweise gehört das Haus<br />

einem Menschenfresser, der dort mit seiner Frau und<br />

seinen sieben Töchtern lebt. Er will die Knaben sofort<br />

fressen, lässt sich jedoch von seiner Frau, die die Knaben<br />

liebgewonnen hat, überzeugen, das Festmahl auf<br />

den nächsten Tag zu verschieben. Die Knaben werden<br />

in eine Kammer gesperrt, in der die sieben Töchter leben.<br />

Clotilde, die älteste der Töchter, verrät Pollicino,<br />

dass sie und ihre Schwestern schon lange von Zuhause<br />

weglaufen wollten. Gemeinsam setzen die Kinder<br />

diesen Plan in die Tat um. Sie haben es fast geschafft,<br />

aus dem Wald zu entkommen, als ihnen ein reißender<br />

Fluß den Weg versperrt. In gemeinsamer Anstrengung<br />

und mit der erneuten Hilfe der Waldtiere schaffen sie<br />

es, den Fluss zu überwinden; dabei stellen Pollicino<br />

und Clotilde fest, dass sie sich ineinander verliebt<br />

haben.<br />

P<br />

ollicino and his six brothers live with their<br />

parents in poor circumstances. The father is<br />

a woodcutter and has earned no money for<br />

months; he can no longer feed his family. He and his<br />

wife decide to leave the children out in the forest.<br />

The first attempt fails thanks to the observant Pollicino,<br />

who has overheard his parents and marked the<br />

path through the forest with stones. When he and his<br />

brothers arrive back home, the father has meanwhile<br />

received his pay and everything seems to be turning<br />

out well. Their happiness does not last, however, and<br />

soon the children find themselves once more alone in<br />

the forest, this time without Pollicino being able to do<br />

anything about it. The forest animals help them and<br />

reveal that a house is hidden nearby; the wolf takes<br />

Pollicino there. Unfortunately the house belongs to<br />

a cannibal who lives there with his wife and seven<br />

daughters. He wants to eat the children right away<br />

but allows himself to be convinced by his wife, who<br />

has grown fond of the children, to put off the banquet<br />

until the next day. The children are locked into a room<br />

in which the seven daughters live. Clotilde, the eldest<br />

of the daughters, reveals to Pollicino that she and her<br />

sisters have long wanted to run away from home. Together,<br />

the children turn this plan into reality. They<br />

have almost managed to get out of the forest when<br />

their way is blocked by a river in spate. With enormous<br />

shared effort and with the help of the animals,<br />

they manage to overcome the river; in the midst of all<br />

this, Pollicino and Clotilde realise that they have fallen<br />

in love with each other.<br />

“ “<br />

Dieses Werk ist mit der Absicht geschrieben,<br />

nicht nur zu lehren, sondern auch zu unterhalten.<br />

Die Kinder, die sich damit beschäftigen, sollen<br />

wie im Spiel an die Musik herangeführt werden.<br />

Das Abenteuer einer solchen Aufführung durch die<br />

Kinder sollte eben im Glücksfall so enden, dass sie<br />

sich bewusst werden, mit einem Mal einen Schritt<br />

in die musikalische Realität gemacht zu haben. Irgendwie<br />

werden alle im Pollicino beteiligten Kinder<br />

immer ausnahmslos so etwas wie Musiker geworden<br />

sein, das eine Kind mehr, das andere weniger,<br />

das tut nichts zur Sache: Musik ist in ihre zarten und<br />

zerbrechlichen Leben eingedrungen, und sie werden<br />

sich, so hoffe ich, von diesem treuesten aller<br />

Verbündeten nicht mehr trennen wollen.<br />

This work has been written with the intention,<br />

not only to teach but also to entertain.<br />

The children who take part should be led into the<br />

music as in a game. The adventure of such a performance<br />

by the children should have the happy outcome<br />

that they become aware that, all at once, they<br />

have taken a step into musical reality. Somehow, all<br />

the children who take part in Pollicino will, without<br />

exception, have become something like musicians,<br />

one child more, another child less, that does not<br />

matter: music has found its way into their delicate<br />

and fragile lives and they will, I hope, never want<br />

to be separated from that most faithful of all allies.<br />

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