Ergebnisbericht 2011 - Bertelsmann Stiftung
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schulisches lernen<br />
Indikator: Hochschulbildung<br />
Der Bereich Hochschulbildung umfasst zwei Kennzahlen, die<br />
aus regionaler Perspektive Hinweise auf die Akademisierung<br />
und die Hochschulinfrastruktur geben können. So gehen die<br />
Kennzahlen „Angebot an Studienplätzen in der Region“ sowie<br />
„Junge Bevölkerung mit Hochschulabschluss“ in diesen Indikator<br />
ein.<br />
Hintergrund<br />
Bei der Wahl des Studienortes gehört die Heimatnähe laut einer<br />
Studie des HIS nach einem fachlich interessanten Studienangebot<br />
zu den wichtigsten Motiven für die Hochschulwahl<br />
(Heine 2008, S. 4).<br />
Während ihrer Zeit an der Hochschule bauen Studenten soziale<br />
Netzwerke vor Ort auf, richten sich häufig eine eigene<br />
Wohnung ein und bauen durch Studentenjobs und Praktika<br />
Kontakte zu Unternehmen auf. Diese vielfältigen Verknüpfungen<br />
mit dem Studienort tragen zur Wahrscheinlichkeit bei,<br />
dass die jungen Menschen auch nach ihrem Abschluss in der<br />
Region verbleiben und der regionalen Wirtschaft als hochqualifizierte<br />
Arbeitskräfte zur Verfügung stehen.<br />
In Zukunft werden auf dem Arbeitsmarkt prozentual mehr<br />
Menschen gebraucht werden, die in der Lage sind, in Forschung<br />
und Entwicklung zu arbeiten, die lehren, beraten oder<br />
publizieren können – Tätigkeiten, die eine hohe Qualifikation<br />
und oft auch einen Hochschulabschluss erfordern. Gleichzeitig<br />
geht die Zahl der potenziell Erwerbstätigen zurück, da<br />
geburtenstarke Jahrgänge in den Ruhestand gehen, während<br />
„Angebot an Studienplätzen<br />
in der Region“<br />
Das „Angebot an Studienplätzen in der Region“ ergibt sich als<br />
Näherungswert aus der Zahl der Studienanfänger im Umkreis<br />
von bis zu 75 km um den Kreis je Hochschulzugangsberechtigten<br />
im selben Gebiet. Die Daten liegen auf der Ebene der Kreise<br />
für das Stichjahr 2007 vor.<br />
Die Zahl der Studienanfänger im Umkreis einer Region dient<br />
als Indikator für die Breite des Studienangebotes. Je höher das<br />
Studienangebot in der Region, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit,<br />
dass ein Abiturient in der Region ein Studienfach seines<br />
Interesses findet. Sie ist damit eine Kennzahl, die einen Hinweis<br />
auf die Passfähigkeit von potenziellen Studierenden aus der Region<br />
und dem Studienangebot in der Region gibt.<br />
Die Kennzahl berücksichtigt dabei nicht das volle Ausmaß der<br />
Bildungswanderung. Dennoch ist sie ein guter Proxy für das Studienangebot,<br />
denn in der Regel befindet sich der Ort der ersten<br />
Einschreibung nicht mehr als 100 km vom Ort des Erwerbs der<br />
Hochschulzugangsberechtigung entfernt.<br />
Gleichzeitig bleiben die Studienanfänger relativ nahe am Ort<br />
des Erwerbs ihrer Hochschulzugangsberechtigung und somit als<br />
Humankapital für die Region erhalten. Für die Kennzahl wurden<br />
Daten aus dem Jahr 2007 genutzt, da die doppelten Abiturjahrgänge<br />
ab 2008 zu ihrer Verzerrung führen würden.<br />
weniger Junge nachrücken. Daher wird der Bedarf an Akademikern<br />
bis 2030 je nach Tätigkeitsfeld zwischen zehn und<br />
über 50 Prozent zunehmen (Kiziak, Kreuter und Klingholz<br />
<strong>2011</strong>, S. 3–4).<br />
Im internationalen Vergleich liegt die Zahl der 30- bis 34-Jährigen<br />
mit tertiärem Bildungsabschluss in Deutschland jedoch<br />
mit ca. 27 Prozent unter dem EU-Durchschnitt und noch deutlich<br />
unter der für 2020 anvisierten Marke von 40 Prozent (Autorengruppe<br />
Bildungsberichterstattung 2010, S. 39). Seit Mitte<br />
der 1990er Jahre nimmt ein stabiler Anteil von drei Vierteln<br />
der Studienberechtigten ein Studium auf (ebd., S. 118). Der<br />
seit 2006 eingetretene Anstieg der Studienanfängerzahl um<br />
ca. 23 Prozent begründet sich vor allem in der Zunahme der<br />
Zahl der Studienberechtigten und nicht in einer höheren Studienbereitschaft<br />
(ebd., S. 121).<br />
Als Hauptgründe für den Verzicht auf ein Studium nennt ein<br />
Großteil der Abiturienten und Absolventen mit Fachhochschulreife<br />
finanzielle Bedenken oder ein Berufsziel, für das<br />
kein Studium erforderlich ist. Die Aussicht, Freunde, Familie<br />
und die gewohnte Umgebung verlassen zu müssen, oder das<br />
Fehlen eines passenden Studienangebots in der Nähe geben<br />
40 bzw. 32 Prozent der Studienberechtigten als einen der Hinderungsgründe<br />
an (ebd., S. 290).<br />
„Junge Bevölkerung<br />
mit Hochschulabschluss“<br />
Die Kennzahl „Junge Bevölkerung mit Hochschulabschluss“<br />
zeigt den Anteil der Personen zwischen 25 und 35 mit Abschluss<br />
im Tertiärbereich in Relation zur Bevölkerung der gleichen<br />
Altersgruppe. Hierbei sind alle Abschlüsse im Tertiärbereich<br />
(ISCED 5A/6 und 5B) einbezogen. Damit werden nicht nur<br />
Personen mit universitären Abschlüssen berücksichtigt, sondern<br />
auch Absolventen praxisbezogener Studiengänge beispielsweise<br />
von Fachschulen und Berufsakademien. Die Daten liegen auf<br />
der Ebene der 132 Anpassungsschichten des Mikrozensus für<br />
das Stichjahr 2008 vor.<br />
Die Kennzahl gibt einerseits einen Hinweis auf die aktuelle Qualifikationsstruktur<br />
der in der Region ansässigen jungen Menschen.<br />
Zum anderen zeigt sie die Attraktivität und Zukunftsaussichten<br />
einer Region, da sie junge Hochqualifizierte erfasst, die<br />
räumlich meist noch sehr flexibel sind und dahin ziehen, wo sie<br />
sich gute Job- und Freizeitbedingungen versprechen.<br />
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