Ergebnisbericht 2011 - Bertelsmann Stiftung
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Vor-ort-berichtE<br />
denden unter. „Insgesamt haben wir vor Ort mehr Ausbildungsstellen<br />
als Bewerber“, sagt Torsten Köhler, Geschäftsführer des<br />
Bereichs Bildung bei der Dresdner IHK. „Aber aufgrund ihrer<br />
guten Lernergebnisse streben so viele junge Menschen in diese<br />
attraktiven Berufsfelder, dass wir in anderen Nachwuchsbereichen<br />
Probleme bekommen. Die Anziehungskraft ist so groß,<br />
dass wir in finanziell weniger aussichtsreichen Berufen, wie<br />
beispielsweise der Gastronomie, einen Bewerberrückgang um<br />
rund 50 % haben – bei gleichbleibender Angebotsstruktur.“<br />
Soziales Lernen<br />
Dresden erreicht in der Dimension „Soziales Lernen“ eine sehr<br />
gute Platzierung im oberen Drittel der Vergleichsgruppe (Rang<br />
4/13). Besondere Stärke: Dresdens engagierte Bürger und das<br />
dichteste Netz an Einrichtungen in der Jugendarbeit im Vergleich<br />
zu anderen deutschen Großstädten (Rang 1/13).<br />
Köhler führt die hervorragenden Ausbildungsergebnisse der<br />
Dresdner Jugend auf das umfassend gute Bildungsangebot für<br />
Kinder und Jugendliche und die daraus resultierende berufliche<br />
Lernmotivation und Zielstrebigkeit zurück. Darüber hinaus<br />
habe auch die Etablierung einer noch frühzeitigeren Berufsorientierung<br />
und -vorbereitung in den Schulen (ab der 7. statt zuvor<br />
der 9. Klasse) den Schülern noch einmal einen spürbaren<br />
Schub bei der Suche ihres jeweiligen Wunschberufes gegeben.<br />
Hinzu komme die hohe Bildungs- und Leistungsmotivation der<br />
meisten Dresdner Eltern, die selbst anspruchsvolle Berufe ausübten,<br />
sowie die traditionell große Praxiserfahrung der Lehrer<br />
an den gut ausgestatteten Berufsschulen, die einen direkten<br />
Bezug der Lehrinhalte zur Unternehmenswirklichkeit ermöglichten.<br />
Doch in der Sicht des kommunalen Bildungsmanagers Kehler<br />
relativiert sich die Erfolgsgeschichte. „Ich ringe mit mir, die<br />
DLA-Ergebnisse eins zu eins als Erfolg zu verbuchen“, sagt er.<br />
„Wir haben in Dresden trotz demographisch und wirtschaftlich<br />
bedingter Verbesserungen auf dem Arbeitsmarkt immer noch<br />
eine doppelt so hohe Arbeitslosigkeit wie beispielsweise in Baden-Württemberg.<br />
Und das betrifft natürlich auch die Jugendarbeitslosigkeit.“<br />
Insbesondere den Übergang von der Schule<br />
ins Berufsleben gerade für leistungsschwächere Schüler sieht<br />
er als Schwachstelle. „Deshalb möchten wir insbesondere die<br />
kleinen und mittelständischen Betriebe darin unterstützen,<br />
auszubilden und sich stärker noch als bisher an der Berufsorientierung<br />
in den Schulen zu beteiligen. Dieser Herausforderung<br />
sind wir uns mit allen unseren Partnern bewusst.“<br />
Auch der Bereich des sozialen Engagements und der ehrenamtlichen<br />
Tätigkeit hat Eingang in den Zielkatalog der Stadt<br />
gefunden: „Dresden – ein Ort des Zusammenhalts, des Gemeinsinns<br />
und der Identifikation, die nach innen niemanden<br />
aus der Gemeinschaft der Bürger ausschließt und deshalb nach<br />
außen umso besser strahlen kann“, heißt es in der „Agenda<br />
Dresden 2025“.<br />
Eine regionale Stärke, nicht nur im Bereich des sozialen Lernens,<br />
wird überall bestätigt: „Die Dresdner sind stolz auf ihre<br />
Stadt. Sie haben eine sehr starke lokale Bindung und Identifikation.<br />
Und das bedeutet auch, dass man sich in und für die<br />
Stadt und ihre Menschen einsetzt“, sagt Winfried Ripp, Leiter<br />
der Bürgerstiftung Dresden. Zehntausende Dresdnerinnen<br />
und Dresdner engagieren sich auf vielfältige Weise. Neben<br />
den Wohlfahrtsverbänden ist insbesondere auch die Bürgerstiftung<br />
Dresden, eine der ersten und heute eine der größten<br />
Bürgerstiftungen in Deutschland, zu einem zentralen Angelpunkt<br />
für Freiwillige geworden. Als <strong>Stiftung</strong> der Bürger für die<br />
Bürger der Stadt Dresden koordiniert sie einen großen Anteil<br />
des ehrenamtlichen Engagements der Menschen in Dresden.<br />
„Im Bereich des sozialen Engagements haben wir eine ganz<br />
eigene Tradition“, beschreibt es Ripp. „Teile des Dresdner Bürgertums<br />
waren zu DDR-Zeiten in einer Art innerer Emigration.<br />
Aber in den 80er Jahren haben sie angefangen, sich außerhalb<br />
der staatlichen Strukturen für ihre Stadt einzusetzen – auch<br />
unter dem Dach der Kirchen. Nach der Wende waren sie dann<br />
sofort da und haben eine große Projektszene in die Welt gesetzt<br />
und Dinge in Bewegung gebracht, die heute noch wirken.<br />
In anderen gesellschaftlichen Bereichen hat es dagegen etwas<br />
länger gedauert, bis die Menschen sich neu im Bereich des sozialen<br />
Engagements orientiert haben. Vor allem, weil bürgerschaftliches<br />
Engagement in der DDR von Staatsseite eher zu<br />
einer Art Pflichtveranstaltung gemacht worden war.“<br />
Rund 3.000 Dresdnerinnen und Dresdner organisieren sich<br />
heute über die ehrenamtliche Agentur der Bürgerstiftung in<br />
einer Vielzahl von Projekten. Die <strong>Stiftung</strong> kooperiert darüber<br />
hinaus mit über 1.000 sozialen Vereinen und Initiativen. Eines<br />
der jüngsten Erfolgsprojekte: das Lesepatenprojekt „Lesestark!<br />
DEUTSCHER LERNATLAS<br />
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