Ergebnisbericht 2011 - Bertelsmann Stiftung
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soziales lernen<br />
Indikatoren und Kennzahlen der Dimension „Soziales Lernen“<br />
Diese Lerndimension beinhaltet die Indikatoren Soziales Engagement,<br />
Politische Teilnahme sowie Soziale Integration.<br />
Indikator: Soziales Engagement<br />
Wie sind die Bedingungen und Gelegenheiten zum sozialen<br />
Lernen durch das freiwillige soziale Engagement In diesen<br />
Indikatorenbereich werden Kennzahlen einbezogen, die unterschiedliche<br />
Formen des bürgerschaftlichen Engagements<br />
abbilden. Die Kennzahlen „Engagierte Bürger (allgemein)“,<br />
„Engagierte Bürger für Kinder und Jugend“, „Engagierte Bürger<br />
für Ältere“ und „Engagierte Bürger im Bereich Kirche<br />
und Religion“ stammen aus Befragungsergebnissen. Auf der<br />
Grundlage von Mitgliedschafts- bzw. Mitwirkungsquoten fließen<br />
darüber hinaus die Zahlen „Engagierte Bürger in der Freiwilligen<br />
Feuerwehr“, „Engagierte Bürger im Deutschen Roten<br />
Kreuz“ sowie die „Bereitschaft zur Knochenmarkspende“ in<br />
den Lernatlas ein.<br />
Hintergrund<br />
Nicht wenige Kommunen stehen angesichts des demographischen<br />
Wandels und knapper Haushaltsspielräume vor<br />
der Frage, welche Aufgaben sie dauerhaft noch übernehmen<br />
können. Gerade im ländlichen Raum kann gesellschaftliches<br />
Engagement aber beitragen, die sonst schwer zu erhaltende<br />
kulturelle und soziale Infrastruktur zu sichern. Daher wurden<br />
in den Lernatlas Kennzahlen zum gesellschaftlichen Engagement<br />
unter anderem für Ältere einbezogen. Dabei ist ehrenamtliches<br />
Engagement nicht nur Lückenbüßer im ausdünnenden<br />
Sozialsystem, sondern bringt oft „sogar höhere Qualität<br />
und mehr menschliche Wärme“ mit sich, wie beispielsweise<br />
im Pflegedilemma mit seinen knapp bemessenen Betreuungszeiten<br />
(Dienel 2010, S. 13). Aber nicht nur in der Pflege allein<br />
– Untersuchungen haben auch gezeigt, dass Laien oftmals<br />
besser für die Menschen- und Bürgerrechte Pflegebedürftiger<br />
und Älterer eintreten können, da sie im Gegensatz zu professionellen<br />
Dienstleistern nicht ihre eigenen ökonomischen Interessen<br />
berücksichtigen müssen (ebd., S. 15).<br />
Jedoch sind ältere Menschen nicht nur Adressaten gesellschaftlichen<br />
Engagements, sondern auch ihre aktiven Gestalter.<br />
„Sie sind so gut gebildet, so wohlhabend und so fit und gesund<br />
wie keine Generation zuvor. Und viele von ihnen haben<br />
das Bedürfnis, ihrem immer länger werdenden Leben einen<br />
Sinn zu geben“ (Kröhnert et al. <strong>2011</strong>, S. 5). Ebenso wichtig<br />
wie anderen zu helfen ist es den befragten Freiwilligen aber,<br />
„mit sympathischen Menschen“ zusammenzukommen (ebd.,<br />
S. 105).<br />
Wie stark sich bürgerschaftliches Engagement in einer Region<br />
entfalten kann, hängt unter anderem vom Einkommen und<br />
sozialen Status der Bewohner ab, von den regionalen Traditionen<br />
ehrenamtlicher Arbeit, aber auch von regionalpolitischen<br />
Entscheidungen, der Verkehrsanbindung und Bevölkerungsdichte<br />
(ebd.). Erkenntnisse über seine regionale Ausprägung<br />
lassen sich einerseits aus Repräsentativbefragungen ableiten.<br />
Im Lernatlas wird darum der Anteil der ehrenamtlich<br />
engagierten Bürger basierend auf Daten des Engagementatlas<br />
2009 der Prognos AG ausgewiesen. Zur Erhebung dieser<br />
Daten wurde ein Ansatz gewählt, der gegenüber dem Freiwilligensurvey,<br />
der seit 1999 alle fünf Jahre im Auftrag des<br />
BMFSFJ durchgeführt wird, ein deutlich reduziertes Fragenset<br />
umfasst. Mit 44.000 Telefoninterviews zieht er jedoch eine<br />
wesentlich größere und in höherem Maße bevölkerungsrepräsentative<br />
Stichprobe. Die Prognos-Engagementquote weist –<br />
ähnlich wie die Ergebnisse der Freiwilligensurveys aus den<br />
Jahren 1999 und 2004 – darauf hin, dass das Engagement im<br />
Zeitablauf auf vergleichbarem Niveau geblieben ist. Im bundesdeutschen<br />
Durchschnitt engagiert sich ein Drittel (34,3 %)<br />
der Bevölkerung (Bundesministerium für Familie, Senioren,<br />
Frauen und Jugend 2010, Prognos 2009).<br />
Einen weiteren Ansatzpunkt für die Frage, wie sich Menschen<br />
engagieren und dabei soziale Fähigkeiten erwerben bzw. soziale<br />
Einstellungen zeigen, bieten Mitgliederzahlen bzw. die<br />
Teilhabequoten an Hilfsorganisationen. Aus diesem Grund<br />
wurde die Anzahl der Mitglieder bei der Freiwilligen Feuerwehr<br />
und beim Deutschen Roten Kreuz mit in den Lernatlas<br />
aufgenommen.<br />
In den meisten Städten Deutschlands wird der Brandschutz<br />
hauptsächlich durch freiwillige Kräfte sichergestellt. Lediglich<br />
in 104 deutschen Städten (v. a. in Großstädten) existieren<br />
Berufsfeuerwehren, immer jedoch zu deren Unterstützung<br />
DEUTSCHER LERNATLAS<br />
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