Ergebnisbericht 2011 - Bertelsmann Stiftung

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soziales lernen Ländliche Gebiete weisen bessere Ergebnisse im „Sozialen Lernen“ auf als städtische Ballungsräume „Soziales Lernen“ ist in ländlichen Regionen deutlich besser ausgeprägt als in dichter besiedelten Gebieten und v. a. in großen Städten. Dieses Ergebnis ist primär auf ein höheres soziales Engagement zurückzuführen, das in der ländlichen Fläche stärker verbreitet ist als in städtischen Gebieten (siehe Abbildung 18). In ländlichen Regionen ersetzt freiwilliges soziales Engagement oftmals ein fehlendes institutionelles oder kommerzielles Angebot, leistet aber gerade deswegen einen relevanten Beitrag zum gesellschaftlichen Wohlergehen (vgl. Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend 2010). Neben einem auch gut verbreiteten sozialen Engagement ist im verdichteten Umland insbesondere die politische Teilnahme ausgeprägt. Weiterhin zeigt sich, dass die politische Teilhabe in kreisfreien Kleinstädten unter 100.000 Einwohnern im Durchschnitt sehr gering ist, was sich hier vor allem in einer geringen Mitgliedschaft in politischen Parteien manifestiert. 46 DEUTSCHER LERNATLAS
soziales lernen Indikatoren und Kennzahlen der Dimension „Soziales Lernen“ Diese Lerndimension beinhaltet die Indikatoren Soziales Engagement, Politische Teilnahme sowie Soziale Integration. Indikator: Soziales Engagement Wie sind die Bedingungen und Gelegenheiten zum sozialen Lernen durch das freiwillige soziale Engagement In diesen Indikatorenbereich werden Kennzahlen einbezogen, die unterschiedliche Formen des bürgerschaftlichen Engagements abbilden. Die Kennzahlen „Engagierte Bürger (allgemein)“, „Engagierte Bürger für Kinder und Jugend“, „Engagierte Bürger für Ältere“ und „Engagierte Bürger im Bereich Kirche und Religion“ stammen aus Befragungsergebnissen. Auf der Grundlage von Mitgliedschafts- bzw. Mitwirkungsquoten fließen darüber hinaus die Zahlen „Engagierte Bürger in der Freiwilligen Feuerwehr“, „Engagierte Bürger im Deutschen Roten Kreuz“ sowie die „Bereitschaft zur Knochenmarkspende“ in den Lernatlas ein. Hintergrund Nicht wenige Kommunen stehen angesichts des demographischen Wandels und knapper Haushaltsspielräume vor der Frage, welche Aufgaben sie dauerhaft noch übernehmen können. Gerade im ländlichen Raum kann gesellschaftliches Engagement aber beitragen, die sonst schwer zu erhaltende kulturelle und soziale Infrastruktur zu sichern. Daher wurden in den Lernatlas Kennzahlen zum gesellschaftlichen Engagement unter anderem für Ältere einbezogen. Dabei ist ehrenamtliches Engagement nicht nur Lückenbüßer im ausdünnenden Sozialsystem, sondern bringt oft „sogar höhere Qualität und mehr menschliche Wärme“ mit sich, wie beispielsweise im Pflegedilemma mit seinen knapp bemessenen Betreuungszeiten (Dienel 2010, S. 13). Aber nicht nur in der Pflege allein – Untersuchungen haben auch gezeigt, dass Laien oftmals besser für die Menschen- und Bürgerrechte Pflegebedürftiger und Älterer eintreten können, da sie im Gegensatz zu professionellen Dienstleistern nicht ihre eigenen ökonomischen Interessen berücksichtigen müssen (ebd., S. 15). Jedoch sind ältere Menschen nicht nur Adressaten gesellschaftlichen Engagements, sondern auch ihre aktiven Gestalter. „Sie sind so gut gebildet, so wohlhabend und so fit und gesund wie keine Generation zuvor. Und viele von ihnen haben das Bedürfnis, ihrem immer länger werdenden Leben einen Sinn zu geben“ (Kröhnert et al. <strong>2011</strong>, S. 5). Ebenso wichtig wie anderen zu helfen ist es den befragten Freiwilligen aber, „mit sympathischen Menschen“ zusammenzukommen (ebd., S. 105). Wie stark sich bürgerschaftliches Engagement in einer Region entfalten kann, hängt unter anderem vom Einkommen und sozialen Status der Bewohner ab, von den regionalen Traditionen ehrenamtlicher Arbeit, aber auch von regionalpolitischen Entscheidungen, der Verkehrsanbindung und Bevölkerungsdichte (ebd.). Erkenntnisse über seine regionale Ausprägung lassen sich einerseits aus Repräsentativbefragungen ableiten. Im Lernatlas wird darum der Anteil der ehrenamtlich engagierten Bürger basierend auf Daten des Engagementatlas 2009 der Prognos AG ausgewiesen. Zur Erhebung dieser Daten wurde ein Ansatz gewählt, der gegenüber dem Freiwilligensurvey, der seit 1999 alle fünf Jahre im Auftrag des BMFSFJ durchgeführt wird, ein deutlich reduziertes Fragenset umfasst. Mit 44.000 Telefoninterviews zieht er jedoch eine wesentlich größere und in höherem Maße bevölkerungsrepräsentative Stichprobe. Die Prognos-Engagementquote weist – ähnlich wie die Ergebnisse der Freiwilligensurveys aus den Jahren 1999 und 2004 – darauf hin, dass das Engagement im Zeitablauf auf vergleichbarem Niveau geblieben ist. Im bundesdeutschen Durchschnitt engagiert sich ein Drittel (34,3 %) der Bevölkerung (Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend 2010, Prognos 2009). Einen weiteren Ansatzpunkt für die Frage, wie sich Menschen engagieren und dabei soziale Fähigkeiten erwerben bzw. soziale Einstellungen zeigen, bieten Mitgliederzahlen bzw. die Teilhabequoten an Hilfsorganisationen. Aus diesem Grund wurde die Anzahl der Mitglieder bei der Freiwilligen Feuerwehr und beim Deutschen Roten Kreuz mit in den Lernatlas aufgenommen. In den meisten Städten Deutschlands wird der Brandschutz hauptsächlich durch freiwillige Kräfte sichergestellt. Lediglich in 104 deutschen Städten (v. a. in Großstädten) existieren Berufsfeuerwehren, immer jedoch zu deren Unterstützung DEUTSCHER LERNATLAS 47
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