Ergebnisbericht 2011 - Bertelsmann Stiftung
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erufliches lernen<br />
Indikatoren und Kennzahlen der Dimension „Berufliches Lernen“<br />
Die Dimension beinhaltet die Indikatoren Berufliche Ausbildung,<br />
Berufliche Weiterbildung und Lernförderliche<br />
Arbeitsumgebung.<br />
Indikator: Berufliche Ausbildung<br />
Wo bestehen gute Aussichten für junge Menschen, einen<br />
qualifizierenden Berufsabschluss zu erreichen Der Indikator<br />
beinhaltet mit der Kennzahl „Erfolg beim Abschluss der<br />
Berufsausbildung“ einerseits Daten zum erfolgreichen Lernen<br />
junger Menschen im berufsbildenden Zweig des formalen Bil-<br />
dungssystems. Im Gegensatz hierzu werden mit der Kennzahl<br />
„Junge Menschen ohne Aussicht auf einen Ausbildungsplatz“<br />
auch die jungen Menschen einer Region betrachtet, die kaum<br />
noch Chancen auf einen Ausbildungsplatz haben.<br />
Hintergrund<br />
Im Rahmen einer Berufsausbildung erwerben junge Menschen<br />
Qualifikationen, die für ihre erfolgreiche Beteiligung im Berufsleben<br />
entscheidend sind und sie für Unternehmen zu wertvollen<br />
Mitarbeitern machen. Wo Ausbildungsplätze fehlen, wandern<br />
junge, aktive Menschen ab, und die Region läuft Gefahr, so ihre<br />
Fachkräfte der Zukunft dauerhaft zu verlieren.<br />
Die deutsche duale Ausbildung zeichnet sich durch ihre Nähe<br />
zum Arbeitsmarkt aus und genießt aufgrund der mit ihr verbundenen<br />
Einkommens- und Aufstiegsmöglichkeiten eine hohe<br />
Anerkennung. So haben junge westdeutsche Männer mit Ausbildung<br />
ein dreimal niedrigeres Risiko, arbeitslos zu werden, wie<br />
mit Realschulabschluss, aber ohne Berufsausbildung (Funcke et<br />
al. 2010, S. 17 ff.). Eine Studie der <strong>Bertelsmann</strong> <strong>Stiftung</strong> zeigt jedoch,<br />
dass ein überproportionaler Anteil der jungen Erwachsenen<br />
vom Erwerbsleben ausgeschlossen ist, da sie keine Ausbildung<br />
abschließen konnten. Für viele junge Menschen gestaltet sich<br />
der Übergang von der Schule zum Beruf schwierig. „Die Gruppe<br />
der Realschulabsolventen ohne Ausbildung ist […] heute fast<br />
genauso groß wie die der Hauptschulabbrecher“ (<strong>Bertelsmann</strong><br />
<strong>Stiftung</strong> <strong>2011</strong>, S. 8). Im Jahr 2008 konnten 560.000 Jugendliche<br />
eine duale Ausbildung und 211.000 eine Berufsschulausbildung<br />
aufnehmen. 397.000 junge Menschen wechselten in das Übergangssystem,<br />
das im Gegensatz zu den anderen beiden Wegen<br />
nicht zu einem vollqualifizierenden Berufsabschluss führt (Autorengruppe<br />
Bildungsberichterstattung 2010, S. 7, 95). Gleichzeitig<br />
blieben 2008 10 Prozent aller verfügbaren Ausbildungsstellen<br />
offen. Die Ergebnisse des Ausbildungsmonitors des BIBB<br />
zeigen, dass der Grund dafür nicht allein die Qualifikationen der<br />
Jugendlichen sind, sondern auch das teilweise einseitige, wenig<br />
planvolle Anwerbungsverhalten der Ausbildungsunternehmen<br />
(Gericke et al. 2009, S. 9).<br />
„Evaluationsstudien zu einzelnen Maßnahmen des Übergangssystems<br />
zeigten, dass nur in 50 Prozent der Fälle und mit einem<br />
großen Zeit- und Personalaufwand der Übergang in eine vollqualifizierende<br />
Ausbildung stattfand“ (Erdmann et al. <strong>2011</strong>, S. 101).<br />
Die im Lernatlas verwendete Kennzahl „Junge Menschen ohne<br />
Aussicht auf einen Ausbildungsplatz“ umfasst jedoch nur den<br />
Teil der Ausbildungsstellenbewerber, der nicht einmal in eine<br />
Maßnahme im Übergangssystem vermittelt werden konnte.<br />
Denn trotz seiner eingeschränkten Wirksamkeit und mangelhafter<br />
Maßnahmensystematik sind nicht alle Instrumente des<br />
Übergangssystems als negativ zu bewerten. Ihr Inhalt und ihre<br />
Trägerschaft unterscheiden sich zudem zwischen den Bundesländern<br />
maßgeblich, und die statistische Erfassung überschneidet<br />
sich teilweise mit dem Schulberufssystem, sodass eine Verwendung<br />
im Index nicht sinnvoll ist.<br />
Die zweite im Indikator verwendete Kennzahl, der „Erfolg beim<br />
Abschluss der Berufsausbildung“, nimmt Bezug auf die Problematik<br />
im Bereich der Abbrecherquote derjenigen Jugendlichen,<br />
die einen Ausbildungsplatz gefunden haben. 20 Prozent der Jugendlichen<br />
brechen ihre Berufsausbildung vorzeitig ab. Die Zahl<br />
unterscheidet sich dabei je nach Schulabschluss und Berufsfeld<br />
stark. So liegt sie im Gastgewerbe, bei angehenden Köchen und<br />
Restaurantfachleuten, bei über 35 Prozent, während eine Ausbildung<br />
zum Bankkaufmann oder Versicherungsfachangestellten<br />
in weniger als 5 Prozent der Fälle abgebrochen wird (Robert<br />
Bosch <strong>Stiftung</strong> 2008, S. 42). Besonders häufig kommen Abbrüche<br />
vor, wenn Jugendliche keinen Platz in ihrer Wunschausbildung<br />
bekommen und vor Ausbildungsstart kein Praktikum geleistet<br />
haben, das es ihnen ermöglichte, sich ein genaueres Bild<br />
von der Tätigkeit zu machen, die sie erwartet. Eine Prognose der<br />
Robert Bosch <strong>Stiftung</strong> geht davon aus, dass durch eine Senkung<br />
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