Ergebnisbericht 2011 - Bertelsmann Stiftung
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Häufig gestellte Fragen<br />
1. Was kann der Deutsche Lernatlas leisten<br />
Wo liegen seine Grenzen<br />
Lernen ist mehr als nur Schule: Der Deutsche Lernatlas bietet<br />
die einzigartige Möglichkeit, Lernbedingungen auf der regionalen<br />
Ebene in Deutschland greifbar und vergleichbar zu machen.<br />
Er gibt so einen Impuls zur Weiterentwicklung der Bildungspolitik,<br />
da Lernen in allen Lebensphasen und -bereichen<br />
transparenter wird.<br />
Transparenz und Verfügbarkeit von Daten zum Lernen sind<br />
allerdings ein zentrales Problem in Deutschland: Die Grenzen<br />
des Lernatlas bestehen deshalb insbesondere darin, dass nur<br />
Lernkennzahlen berücksichtigt werden, die bundesweit für<br />
nahezu alle Regionen verfügbar sind. Viele planungsrelevante<br />
Daten können hingegen nicht verwendet werden, weil sie<br />
gar nicht oder nur in einzelnen Kommunen erhoben werden.<br />
Somit ist der Lernatlas ein Instrument, das kontinuierlich mit<br />
neuen und verlässlicheren Datensätzen weiterentwickelt werden<br />
muss.<br />
Der Deutsche Lernatlas ist kein Steuerungsinstrument für<br />
Bildungsplanung und -management: Er will und kann eine<br />
kommunale Bildungsberichterstattung nicht ersetzen und liefert<br />
deswegen keine Handlungsempfehlungen. Der Lernatlas<br />
ist auch deswegen nur begrenzt steuerungsrelevant, da viele<br />
Kennzahlen sich auf Faktoren beziehen, die außerhalb des<br />
Kompetenzbereichs der Kreise und kreisfreien Städte liegen.<br />
2. Worin liegt der Unterschied zwischen dem Deutschen Lernatlas<br />
und einer kommunalen Bildungsberichterstattung<br />
Der Deutsche Lernatlas ermöglicht – wie aus einer Vogelperspektive<br />
– einen ganzheitlichen Blick auf die Lernbedingungen<br />
einer Region. So wie ein Thermometer das Fieber<br />
anzeigt, aber nicht die gründliche Untersuchung durch den<br />
Arzt oder gar eine Medikamentenauswahl ersetzt, so geben<br />
die Ergebnisse des Deutschen Lernatlas zunächst einen Hinweis<br />
darauf, für welche Arten des Lernens die Kommune<br />
ihren Bürgern gute Möglichkeiten und Bedingungen bietet.<br />
Der Deutsche Lernatlas will Entscheidungsträger und Bürger<br />
für mögliche Stärken und Schwächen sensibilisieren, ersetzt<br />
aber eine tiefer reichende Analyse des Bildungsgeschehens<br />
vor Ort nicht. Im Idealfall geben seine Ergebnisse den Anstoß,<br />
sich eingehender mit den Gegebenheiten vor Ort zu<br />
beschäftigen. Als nächster Schritt kann dann der Einstieg in<br />
ein kommunales Bildungsmonitoring folgen, bei dem auch<br />
Daten berücksichtigt werden, die nur vor Ort vorliegen bzw.<br />
zu beschaffen sind. Um den Kommunen die Erstellung eines<br />
kommunalen Bildungsberichts entsprechend den vier Lerndimensionen<br />
des Deutschen Lernatlas zu erleichtern, entwickelt<br />
die <strong>Bertelsmann</strong> <strong>Stiftung</strong> ein Konzept des Kommunalen<br />
Lernreports (Veröffentlichung im Dezember <strong>2011</strong>).<br />
3. Welche Hinweise und Anhaltspunkte bietet der Deutsche<br />
Lernatlas kommunalen Entscheidern, um bessere<br />
Lernbedingungen vor Ort zu schaffen<br />
Der Deutsche Lernatlas kann kommunalen Entscheidern zwar<br />
erste Hinweise auf Stärken und Schwächen geben, aber er<br />
ersetzt nicht eine kommunale Bildungsberichterstattung, die<br />
die Grundlage für die Erarbeitung konkreter Handlungsempfehlungen<br />
schafft. Die Ergebnisse des Deutschen Lernatlas<br />
setzen die Lernbedingungen, die in einer Region anzutreffen<br />
sind, in Bezug zu anderen Regionen. Regionen mit eher schwachen<br />
Ergebnissen haben mit dem Lernatlas erstmalig einen<br />
Anhaltspunkt für einen Vergleich mit anderen Regionen. Das<br />
schafft die Basis für das Lernen voneinander. Lohnenswert ist<br />
auch der Blick in die Einzeldimensionen, bei denen die spezifischen<br />
Stärken und Schwächen einer Region zum Tragen<br />
kommen. Eine Region wird nicht in allen vier Lerndimensionen<br />
gleichermaßen gut sein.<br />
4. Kann ich mit Hilfe des Deutschen Lernatlas eine Rangliste<br />
aller 412 Kreise und kreisfreien Städte erstellen<br />
Nein – der Deutsche Lernatlas bietet nicht die Möglichkeit,<br />
eine Rangliste mit allen Kreisen und kreisfreien Städten zu<br />
erstellen. Der Grund hierfür ist, dass dieser Vergleich – ähnlich<br />
wie ein Vergleich von Äpfeln und Birnen – nicht sinnvoll<br />
ist. Aus der Gegenüberstellung der Ergebnisse einer Großstadt<br />
und einer ländlichen Region etwa können wegen ihrer<br />
unterschiedlichen Bevölkerungs- und Infrastruktur nur sehr<br />
eingeschränkt aussagekräftige Schlussfolgerungen abgeleitet<br />
werden.<br />
Der Deutsche Lernatlas bietet stattdessen eine Vergleichsmöglichkeit<br />
innerhalb von sechs Regionstypen, denen die 412<br />
Kreise und kreisfreien Städte entsprechend ihrer Einwohnerzahl<br />
und -dichte sowie der Nähe zu einem Ballungsraum zugeordnet<br />
wurden. Diese Einteilung orientiert sich an den Kreistypen<br />
des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung.<br />
5. Wie wurden die Kennzahlen ermittelt und ausgewählt<br />
Die Auswahl von geeigneten Lern- und Bildungskennzahlen<br />
für die Lerndimensionen gestaltete sich als besondere Herausforderung,<br />
da es vor allem auf kommunaler Ebene kaum vergleichbare<br />
und bundesweit verfügbare Kennzahlen gibt, die<br />
den direkten Effekt von Lernleistungen in Form von tatsächlich<br />
erworbenen Kompetenzen (wie z. B. bei PISA) messen.<br />
Deshalb muss häufig auf vergleichbare „indirekte“ Kennzahlen<br />
zurückgegriffen werden. Diese beziehen sich dann entweder<br />
auf das Angebot oder die Verfügbarkeit von Lernmöglichkeiten,<br />
auf die Teilnahme an diesen Lernprozessen oder auf<br />
Verhaltensweisen, Einstellungen und Überzeugungen, die unmittelbar<br />
mit diesen Lernprozessen in Verbindung gebracht<br />
90 DEUTSCHER LERNATLAS