Klönschnack
Wir sind online. Und wie! Ab sofort hat der HAMBURGER KLÖNSCHNACK eine neue Internetpräsenz. Wie man im Fachjargon sagt: Wir haben unsere Seite relauncht. Unter www.kloenschnack.de finden Sie, lieber Leser – und hoffentlich auch bald lieber User – Aktuelles und Interessantes aus unserem Verbreitungsgebiet. Unsere Redaktion hat sich mit Elan und Vergnügen auf dieses spannende neue Projekt gestürzt, mit dem wir in Zukunft auch online – und tagesaktueller als in Print möglich – über Wissenswertes aus den Elbvororten berichten.
Wir sind online. Und wie! Ab
sofort hat der HAMBURGER
KLÖNSCHNACK eine neue Internetpräsenz.
Wie man im Fachjargon
sagt: Wir haben unsere Seite relauncht.
Unter www.kloenschnack.de finden Sie,
lieber Leser – und hoffentlich auch bald
lieber User – Aktuelles und Interessantes
aus unserem Verbreitungsgebiet. Unsere
Redaktion hat sich mit Elan und
Vergnügen auf dieses spannende neue
Projekt gestürzt, mit dem wir in Zukunft
auch online – und tagesaktueller als in
Print möglich – über Wissenswertes aus
den Elbvororten berichten.
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HANSEATISCHES<br />
THEMA:<br />
Hobbys<br />
TIMS THESEN<br />
<strong>Klönschnack</strong> 4 · 2015<br />
64<br />
Tim Holzhäuser schreibt hier<br />
seine monatliche Glosse<br />
Haben Sie ein Hobby?<br />
Schnitzen? Radieschen<br />
züchten? Kotztüten sammeln<br />
(KLÖNSCHNACK 3/2015)?<br />
Einer meiner Freunde hat nebenberuflich<br />
Schneidern gelernt.<br />
Es langt nicht für ein Hochzeitskleid,<br />
mittlerweile aber für etwa<br />
50 Prozent seiner Garderobe.<br />
Normalerweise erwähnt er dieses<br />
Hobby nicht, da er ausschließlich<br />
für sich selbst schneidert.<br />
Seit Kurzem aber häufen sich die Reaktionen. Sie<br />
beginnen meist so: „Exakt diesen Anzug habe ich auch<br />
gesucht. Gab’s nirgends! Wo hast du den her?“<br />
„Selbst genäht.“<br />
„WASS?!?!?!?!?!“<br />
Nachdem sich der Fragesteller einigermaßen beruhigt<br />
hat, will er natürlich wissen, wie viele Stunden der<br />
Hobby-Schneider an einem Anzug sitzt, denn: „Das<br />
kann sich nicht lohnen!“<br />
„Muss es auch nicht“, sagt mein Freund. „Ich habe<br />
keine Stechuhr am Küchentisch.“<br />
„Wahnsinn! Die Zeit hätte ich nicht. Wenn ich mir vorstelle<br />
...“<br />
Dann kommt eine Lebensbeichte, die Charles Dickens<br />
zu Tränen gerührt hätte. Ein Arbeitstag wie auf der<br />
Bohrinsel, 20 Minuten Freizeit pro Halbjahr, Ferien ausgefüllt<br />
mit Aktivität, die Familie, der Sportclub ... Einige<br />
Fragesteller werden richtig sauer, finden das natürlich<br />
selbst unpassend, reißen sich zusammen, aber die Ader<br />
an der linken Schläfe will platzen vor Empörung über<br />
diese ... diese ...<br />
Wohlgemerkt, hier geht es nicht allein ums Schneidern.<br />
Der Dialog wird ambitionierten Golfern, Schachspielern<br />
und Bootsbauern nicht ganz unbekannt sein. Ich glaube,<br />
die Empörung entzündet sich nicht allein an der aufgewendeten<br />
Zeit, sondern eher am Grad der Qualifikation,<br />
die ein Mensch ohne berufliche Zwänge erreicht.<br />
Etwas beherrschen aus purer Lust am Tun, ohne Gehaltszettel,<br />
das setzt gnadenlose Prioritäten voraus.<br />
Mein Freund musste alles über Bord werfen, was der<br />
Mehrheit heilig ist: HBO-Serien, Mannschaftssport,<br />
infantile Katzenfotos auf Facebook, Heckenschnitt,<br />
stundenlange Vergleiche von Mobilfunkverträgen,<br />
Sport-Bild, Vintage-Porn-Collection auf Festplattenpartition<br />
D etc.<br />
Das heißt, wenn jemand in der Lage ist, ohne Stechuhr<br />
oder Werkvertrag etwas zustandezubringen, das Begehrlichkeiten<br />
weckt, dann könnte das auf fanatischen<br />
Irrsinn hindeuten. Es könnte aber auch ein Indiz sein<br />
für ein von Überflüssigem einigermaßen gereinigtes<br />
Leben. Wenn unser Empörter also Samstagnacht mit<br />
seinem Kumpel Smirnoff unterwegs war, den Sonntag<br />
dann vor der Beamerwand herumschimmelt und<br />
zwischen Klo und Chipstüte versucht, seine Pläne vom<br />
letzten Jahr zu rekonstruieren, dann will er natürlich<br />
nicht an so einen Mist erinnert werden wie selbst<br />
geschneiderte Dreiteiler.<br />
Hoffentlich bemerkt er nicht, dass mein Freund die<br />
Vorlage für jenen Dreiteiler aus der vierten Staffel von<br />
„Boardwalk Empire“ geklaut hat ...