Chronik von RAD-Rennsportveranstaltungen in Mecklenburg ...

22.10.2001: OSTSEE-ZEITUNG/Wolgast
Gekaufte Siege machen nicht wirklich stolz
Autobiografische Erzählungen mit Rennfahrer-Idol Täve Schur
Rad-Rennsportchronik - Mecklenburg-Vorpommern
Kölpinsee (OZ) Wer kann schon von sich sagen, dass er zu seinem 70. Geburtstag 5000 Gäste hatte, die für die Feier 12 Mark
Eintritt bezahlten und mit Freuden nach Bockwurst und Bier anstanden? Gustav Adolf Schur kann das. Die Geburtstagsfeier im
Februar dieses Jahres hatte genau so viele Gäste. Seine Freunde hatten heimlich die riesige Feier für ihn organisiert, auf der
Prominente der DDR-Musikszene ohne Gage auftraten. Darüber zu reden, erfüllt den ansonsten so bescheidenen Sportsmann
augenscheinlich mit Stolz.
Am Sonnabend stellte er im Kölpinseer Hotel "Seerose" seine Autobiografie vor. ?Lesen können Sie das Buch zu Hause selbst, ich
erzähl ihnen lieber etwas, was da nicht drin steht?, sagte er dem Publikum. Täve zeigte sich ihm als ein Mann, der sich verpflichtet
fühlt, die Nachwendebetrachtungen zur DDR dann und wann zu korrigieren. "Man muss doch wissen, wie wir wirklich gelebt haben."
Schwärmerisch erzählt er von den Friedensfahrten, bei denen alle Radsportler unter gleichen Bedingungen gelebt haben und jedem
Teilnehmer gratuliert wurde, dem dabei herrschenden Teamgeist und den Begegnungen mit anderen Sportlern. Geschichten um
Rennen, das Geheimnis des Sattels Marke Eigenbau, die Anschaffung eines modernen Rennradlenkers aus Westberlin für 150 Mark
West in den Jahren, als Täve monatlich 30 Mark Lehrlingsgeld erhielt und Erzählungen aus seiner heutigen Arbeit als PDS-
Bundestagsabgeordneter ließen die Zeit wie im Fluge vergehen.
Täve, für den Popularität Ausdruck des Erfolgs und der Verbundenheit mit den Fans und stets Verpflichtung zum Vorbild ist, beklagt
die heutige Moral des Sports. "Es fehlt der Stolz auf den Erfolg, weil Siege nur noch zusammengekauft werden." sagt er. "Rauf aufs
Siegerpodest, die Werbemütze richtig ins Bild gerückt und das war's". Die Rückkopplung von den Erfolgen der Großen bei
Meisterschaften und Olympiaden fehle. Das habe schlimme Folgen für die Jugend, die eine sportliche Betätigung um der Gesundheit
Willen kaum noch reize.
"Deshalb krankt der Schulsport, Schulkinder haben bereits erschreckende gesundheitliche Probleme und sind körperlich nicht mehr
leistungsfähig". Unterstützt von dem Turn-Olympiasieger von 1972 Klaus Köste tritt er deshalb als Abgeordneter des Bundestages, in
dem er noch Alterspräsident werden will, für mehr Sport an deutschen Schulen ein.
Weil er findet, dass er im Bundestag mehr als genug verdiene, spendet Täve jährlich einen bedeutenden Betrag für wohltätige
Zwecke. Dafür muss er seiner Ansicht nach nichts entbehren. Ohnehin hat ihn das Leben Bescheidenheit gelehrt. "Wenn ich weiß,
dass es neben uns Menschen gibt, denen es nicht so gut geht, weiß ich mich doch wohl zu benehmen."
A.G.
23.10.2001: OSTSEE-ZEITUNG/Stralsund
Täve plauderte aus seinem Leben
Bekanntester DDR-Sportler stellte seine Autobiographie vor
Stralsund (OZ) Einen vergnüglichen Abend erlebten am Sonntag etwa 120 Besucher, die in der Alten Brauerei an der Sundlesung mit
Täve Schur teilnahmen. Mit dem legendären Radsportler war auch der Olympiasieger von 1972 im Pferdsprung, Klaus Köste, nach
Stralsund gekommen.
Täve empfahl seinen Zuhörern, seine soeben erschienene Autobiographie zu lesen, aus der er anschließend Episoden der
langjährigen Rennfahrergeschichte zum Besten gab.
Der 70-jährige Gustav Adolf Schur stellte sein Buch plaudernd vor und schwelgte häufig in Erinnerungen. Doch sein Freund und
Mitarbeiter im Bundestag, Klaus Köste, brachte ihn immer wieder auf die richtige Linie. Schurs aktive Laufbahn als Radsportler
erstreckte sich von 1949 bis 1964. Bekanntlich hat er vor allem Friedensfahrtgeschichte geschrieben. So manche Erinnerung stand
da im Raum, denn zu den Erfolgen des zweimaligen Weltmeisters zählt die Bronzemedaille bei den Olympischen Spielen 1956 und
die Silbermedaille im Mannschaftsrennen 1960.
Auch heute noch engagiert er sich für den Sport, so seit 1998 als Bundestagsabbgeordneter der PDS. Als eine seiner wichtigsten
Aufgaben sieht Täve im Sportausschuss des Bundestages die Stabilisierung des Breiten- und Schulsports. Wie er sich äußerte, steht
er noch für eine weitere Periode als Abgeordneter zur Verfügung und glaubt sogar, dann Alterspräsident zu werden.
Ein Anwesender stellte die Frage, welches Verhältnis er heute zu Ex-DDR-Coach Wolfram Lindner habe, der ins Profigeschäft
eingestiegen ist. Täve bedauerte, dass man sich nicht mehr so oft sieht.
Nach der Sundlesung interessierte er sich sofort für das Ergebnis der Wahlen in Berlin und freute sich über das Abschneiden seiner
Partei.
W. D.
Radsprtverband Mecklenburg-Vorpommern e.V., Christian Herzog
02.01.2011 21:57:27
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