Bauhaus- und Tessenow-Schülerinnen - KOBRA - Universität Kassel
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5 Im WS 1932/33 sind im Bau/Ausbau 54 Studierende <strong>und</strong> 4 Hospitierende<br />
immatrikuliert. (2. Semester: 6 S[tudierende], 1 H[osp-tant];<br />
3. Semester: 11 S, 1 H; 4. Semester: 11 S, 1 H; 5. Semester:<br />
13 S, 1 H; 6. Semester: 13 S, 2 H; 7. Semester: 6 S)<br />
6 Sommersemester 1928: 121 männliche, 45 weibliche, 129 inländer,<br />
37 ausländer (bauhauszeitschrift 2/3, 1928, S.32)<br />
7 Obwohl ForscherInnen seit den 1960er Jahren mehrfach Zahlen<br />
<strong>und</strong> Namen der <strong>Bauhaus</strong>studentInnen rekonstruierten, steht eine<br />
einheitliche <strong>und</strong> differenzierte Statistik der ‘besterforschtesten’<br />
Schule immer noch aus. Auch nach einer Erfassung aller<br />
Studierenden aus Einschreibebuch <strong>und</strong> veröffentlichten Listen<br />
bleibt nach Abgleich von Heiratsnamen die Schwierigkeit, dass<br />
häufig keine Angaben zur Studiendauer ermittelbar sind. In Abhängigkeit<br />
des Einschreibebuches - hier trugen sich die StudentInnen<br />
i.d.R. selbst ein -, <strong>und</strong> des von der Verwaltung geführten<br />
Immatrikulationsbuches resp. den Prüfungs- <strong>und</strong> Werkstattlisten<br />
unterliegen die jeweils ermittelten Zahlen erheblichen Schwankungsbreiten.<br />
Diese Differenzen basieren auf unterschiedlich gehandhabten<br />
Erfassungsmodalitäten (u.a. bei Außensemestern,<br />
Praktika u.ä., bei Übertritten von HospitantInnen zu HörerInnen).<br />
Außerdem fanden die Ein- <strong>und</strong> Austritte nicht immer deckungsgleich<br />
mit den Semestern statt. Wingler behauptete, dass nicht<br />
mehr als 1250 Studierende insgesamt am <strong>Bauhaus</strong> studierten -<br />
600 in Weimar, 650 in Dessau <strong>und</strong> Berlin. Wingler, Hans Maria:<br />
Das <strong>Bauhaus</strong>, Bramsche, 1963, S.151<br />
8 Rechnerisch sind dies 37%. Dietzsch, Folke: Die Studierenden<br />
am <strong>Bauhaus</strong>, Dissertation Weimar, 1990, Anlage 6, S.293 -<br />
Dietzsch führt 29 Studierende „nach Abschluß der Datenbank“<br />
<strong>und</strong> 108 Studierende „ohne genaue Quellen“ auf, ibid. II, S.290-<br />
292. Hierin sind Doppelnennungen (u.a. Heiratsnamen) <strong>und</strong> Verwechslungen<br />
enthalten.<br />
9 Damit wurden weniger als 20% aller Diplome, weniger als 5%<br />
der Bau-/Ausbau-Diplome an Studentinnen vergeben. Hier wurden<br />
die von Folke Dietzsch ermittelten Zahlen zugr<strong>und</strong>e gelegt.<br />
Da Annemarie Wimmer jedoch schlussendlich kein Diplom erhielt,<br />
wurde ihr - als Nr.101 geführtes - Diplom abgezogen.<br />
10 Nach dem Weggang Ittens (1923) wird der Vorkurs 1924 auf<br />
zwei Semester verlängert.<br />
11 Brief von Mara Auböck an M. Hassiminski, vgl. FN 3<br />
12 Moholy-Nagy, László: Vom Material zur Architektur, (<strong>Bauhaus</strong>buch)<br />
Passau, 1929, reprint (Neue <strong>Bauhaus</strong>bücher) Mainz, 1968.<br />
Zur Illustration verwendet er überwiegend Erstsemesterarbeiten.<br />
Die Datierung dieser Arbeiten zeigt, dass Studentinnen diese<br />
räumlichen Aufgabenstellungen ab 1923 bearbeiteten. Dabei<br />
werden auch Studentinnen genannt, die in offiziellen Dokumenten<br />
des <strong>Bauhaus</strong>es nicht nachweisbar sind.<br />
Das <strong>Bauhaus</strong>gebäude in Weimar. Blick auf die Ateliers<br />
Diese Magnete hießen zunächst Wassily Kandinsky<br />
(1866-1944), Lyonel Feininger (1871-1956), Johannes<br />
Itten (1888-1967) <strong>und</strong> Oskar Schlemmer (1888-1943);<br />
in späteren Jahren auch Paul Klee (1866-1944), Josef<br />
Albers (1888-1976) <strong>und</strong> László Moholy-Nagy (1895-<br />
1946). Damit unterrichteten am <strong>Bauhaus</strong> mehrheitlich<br />
freie Künstler. Architektur gehört zunächst nicht zu<br />
den angebotenen Studienfächern. Architektur wird jedoch<br />
bereits im Gründungsmanifest als die führende,<br />
zusammenführende Disziplin <strong>und</strong> als „Endziel aller<br />
bildnerischen Tätigkeit“ proklamiert. Ein Architekturstudium<br />
wird am <strong>Bauhaus</strong> erst 1927 möglich. Die ersten<br />
<strong>Bauhaus</strong>-Diplome werden ab Herbst 1929, die<br />
meisten Diplome im Bereich Bau/Ausbau ab 1930<br />
unter dem Direktorat Mies van der Rohes ausgestellt.<br />
Im Verlauf der drei Direktorate entwickelt sich das<br />
<strong>Bauhaus</strong> von einer Kunstgewerbeschule mit Architekturanspruch<br />
zu einer Architekturschule mit weiteren<br />
Studienfächern: Im letzten Semester des <strong>Bauhaus</strong>es,<br />
im WS 1932/33 studieren mehr als die Hälfte der Studierenden<br />
- 66 von 114 - architektonische Fächer. 5<br />
Unter den Ausbildungsinstitutionen der Weimarer Republik<br />
ist das <strong>Bauhaus</strong> für Studentinnen offensichtlich<br />
besonders attraktiv: Hier immatrikulieren sich wesentlich<br />
mehr Frauen als an Technischen Hochschulen,<br />
zeitweilig sogar mehr als an Kunstgewerbeschulen.<br />
Der Studentinnenanteil liegt im ersten Jahr nach<br />
Gründung mit fast der Hälfte aller Studierenden (über<br />
45%) signifikant hoch. Um 1928 sind nur noch ein<br />
knappes Drittel der 166 Studierenden Studentinnen. 6<br />
An den Bauhäusern in Weimar, Dessau <strong>und</strong> Berlin<br />
studieren zwischen 1919 <strong>und</strong> 1933 - incl. der 278<br />
HospitantInnen - mehr als 1200 Studierende. 7 Folke<br />
Dietzsch legte 1990 eine Dokumentation der archivierten<br />
StudentInnendaten vor. Er dokumentierte die<br />
Namen von 465 Studentinnen zwischen 1919 <strong>und</strong><br />
1933 unter insgesamt 1258 Studierenden, was einem<br />
Anteil von mehr als einem Drittel entspricht. 8<br />
58 Architekturinteressierte Studentinnen<br />
Bildrechte für online-Ausgabe nicht verfügbar<br />
Von den zwischen September 1929 <strong>und</strong> April 1933<br />
insgesamt 131 verliehenen <strong>Bauhaus</strong>-Diplomen wurden<br />
25 an Studentinnen vergeben, davon 17 im Bereich<br />
Weberei, nur vier im Bereich Bau/Ausbau. Insgesamt<br />
waren jedoch fast zwei Drittel aller vergebenen<br />
<strong>Bauhaus</strong>-Diplome, nämlich 81, Diplome im Bereich<br />
Bau/Ausbau. 9 Nach offiziellen Quellen studieren<br />
zwischen 1927 <strong>und</strong> 1933 lediglich 16 Studentinnen<br />
im Bereich Bau-/Ausbau. Von den insgesamt über<br />
450 Studentinnen interessieren sich jedoch mehr als<br />
50 - <strong>und</strong> damit weitaus mehr als Listen <strong>und</strong> Statistiken<br />
ausweisen - für die räumliche Gestaltung. Darüber<br />
hinaus wenden sich etliche Bewerberinnen an<br />
das <strong>Bauhaus</strong> in der Absicht Architektur zu studieren.<br />
Am <strong>Bauhaus</strong> werden Studierende im Hinblick auf ein<br />
neuartiges Verständnis von Gestaltung unterwiesen.<br />
Im Sinne dieser Suche nach dem Neuen sollten sie in<br />
einem obligatorischen Vorkurs ein Semester lang ihre<br />
Wahrnehmung schulen, sich selbst <strong>und</strong> ihre gestalterischen<br />
Fähigkeiten erproben. 10 Im Vorkurs unter Leitung<br />
von Johannes Itten betreiben Studierende Naturstudien,<br />
analysieren Werke alter Meister. Dabei<br />
wird zumeist flächig gearbeitet.<br />
„Das Aufregendste aber waren die Vorkursstudien“,<br />
erinnert Mara Auböck die Vorlehre bei Itten: „Dieser<br />
Kurs hatte geradezu magische Wirkung - alle schlossen<br />
sich begeistert an. (..) Es lag pädagogische Geniaität<br />
in der Art des Lehrens, aus dem augenblicklichen<br />
Zusammentreffen neue Themen, neue Interessen<br />
anzuregen. (..) Das Wichtigste war diese Vielheit<br />
der Eindrücke.“ 11<br />
Als 1923 László Moholy-Nagy Leiter der Gr<strong>und</strong>lehre<br />
wird, erteilt er für das zweite Semester den Kurs<br />
„Material <strong>und</strong> Raum“. Die Aufgabenstellungen sind<br />
nun dementsprechend dreidimensional. In seinem<br />
Buch „Vom Material zur Architektur“ (1929) betont<br />
Moholy-Nagy die Wichtigkeit der Vermittlung elemen-