Outputorientierte Evaluierung
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Output‐orientierte <strong>Evaluierung</strong> öffentlich geförderter FTI‐Programme<br />
Box 13: Rückwirkung industriepolitischer Maßnahmen auf andere Unternehmen – ein stilisiertes<br />
Beispiel<br />
Während sich beispielsweise in der Medizin häufig ein positiver Nebeneffekt einstellt – wer<br />
aufgrund einer Impfung nicht krank wird, steckt daher andere nicht an –, dürften bei<br />
industriepolitischen Maßnahmen eher negative Begleiterscheinungen zu befürchten sein:<br />
Angenommen sei zum Beispiel, dass eine Stadt 100 Dienstfahrzeuge zu erwerben plant, davon 50<br />
der Marke A und 50 der Marke B. Aufgrund einer Krise bei Hersteller A entscheidet sich die Stadt,<br />
nunmehr 100 Fahrzeuge der Marke A zu erwerben – die Beschäftigung bei Hersteller A wird<br />
stabilisiert. Dies ist aber wiederum nur ein Bruttoeffekt, denn es wäre fahrlässig, den Umstand zu<br />
ignorieren, dass Hersteller B einen Rückgang seines Absatzes hinnehmen und gegebenenfalls<br />
ArbeitnehmerInnen entlassen muss. Der Nettoeffekt ist sogar negativ wenn man berücksichtigt,<br />
dass sich die Stadtverwaltung wohl nicht ohne Grund für die ursprünglich hälftige Aufteilung der<br />
Fahrzeuge entschieden hatte.<br />
Sachverständigenrat Jahresgutachten (2009/10: 230).<br />
Letztlich manifestiert sich in dieser Annahme die Tatsache, dass mikroökonometrische Modelle auf<br />
der Vorstellung eines partiellen Gleichgewichts beruhen und kein allgemeines<br />
Gleichgewichtsmodell gleichsam automatisch „im Hintergrund“ mitgerechnet wird. Damit werden<br />
aber auch keine Interdependenzen zwischen den Märkten und Akteuren berücksichtigt und<br />
allgemeine Gleichgewichtseffekte unberücksichtigt gelassen. Diese können etwa auftreten wenn<br />
eine Maßnahme einen substanziellen Teil des Unternehmenssektors eines Staates oder einer<br />
Region betrifft. Es könnte z.B. folgender, durchaus realistische Fall eintreten: Eine<br />
innovationspolitische Maßnahme wird zunächst in einer Pilotregion eingeführt. Nachdem die<br />
Evaluation positive Effekte auf den Absatz der Unternehmen gezeigt hat, wird die Maßnahme<br />
nunmehr auf die gesamte Volkswirtschaft ausgeweitet. Weil aber der relevante Markt im Aggregat<br />
für die geförderten Unternehmen weitgehend gesättigt ist, hat die Maßnahme bei breiter<br />
Implementierung wesentlich geringere Effekte als dies im Pilotstadium der Fall war. Hier konnten<br />
die geförderten Unternehmen ihren Absatz auf Kosten der nicht‐geförderten Unternehmen<br />
ausdehnen.<br />
Damit wird die wichtige Funktion von allgemeinen Gleichgewichtsmodellen deutlich. Diese sind –<br />
jedenfalls theoretisch – in der Lage, alle Interdependenzen zwischen den Märkten zu<br />
berücksichtigen. Ein Beispiel für eine F&E‐bezogene Anwendung ist das australische Monash‐<br />
Model, ein dynamisches allgemeines Gleichgewichtsmodell, welches zur Evaluation der<br />
Förderungen des „Australien Research Council“ verwendet wird (OECD 2008).<br />
5.2.3 Fundamentale Identifikationsstrategien und Sample Selection Bias<br />
Die Diskussion des Evaluationsproblems hat deutlich gemacht, dass die Beantwortung der Frage<br />
nach kausalen Programmeffekten nicht ohne weiteres möglich ist, weil sie die Formulierung einer<br />
kontrafaktischen Situation notwendig macht, die nicht beobachtet werden kann. Damit ist<br />
zunächst einmal klar, dass eine exakte Bestimmung oder gar Messung von Programmeffekten<br />
unmöglich ist. Das ist bereits eine sehr wichtige Erkenntnis, die sich aus der Formulierung des<br />
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