16mer wieder am Anschlag, neue Lösungsansätze und ein Gegenpolzum «Schneller-besser-mehr» müssen gefunden und von den Führungspersonenlegitimiert und vorgelebt werden.Die wirtschaftliche und politische Unsicherheit hat interessanterweiseeinen stabilisierenden Effekt auf die Stellenbesetzung.Pflegenotstand ist keine aktuelle Gefahr mehr, die Stellen sindkompetent besetzt, es gibt wenig Fluktuation. Dies ermöglichtpositive Teamprozesse und eine konstante, gute Qualität derArbeit. Schwieriger wird es, für Innovationskräfte Raum zu lassen.Stabilisierung wird zur Notwendigkeit, wenn rundherum «keinStein mehr auf dem andern bleibt».Konsequenzen/Chancen der FührungDie Führungskultur in der Klinik hat grossen Einfluss auf dieBehandlungskultur. Positive und entwicklungsorientierte Erfahrungensind wichtig für zufriedene, ernst genommene Mitarbeiterund Patienten. Eine Pflegeforschungsarbeit hat bestätigt, dass Beziehungenund die Anerkennung der Kompetenz der Pflegendendurch die Patienten als besonders befriedigend erlebt werden.Im 6. Kondratieff werden psychosoziale Fähigkeiten eine grosseRolle spielen. In unserer Klinik und unsern Berufen haben wirgrosse Erfahrung damit.Fortbildungen, die für die Entwicklung von Einzelnen, Bereichenoder der Institution wichtig sind, werden grosszügig bewilligtund unterstützt.Selbsterfahrung oder Therapie für Mitarbeiter des Behandlungsteamsgelten als wertvolle Bereicherung der Professionalität.Eigene Schwächen, Störungen sollen nicht schambesetzt sein, dasEinholen kompetenter Hilfe ist eine Schlüsselqualifikation. So istauch gewährleistet, dass der Arbeitsplatz nicht zum Therapieplatzwird. Supervision und Coaching sind wertvolle Hilfsmittel zurReflektion und der Suche nach neuen Lösungswegen in belastendenSituationen.Gute Konfliktkultur, Konfliktmanagement wird geschult undim Alltag umgesetzt. Dies ist auch das wichtigste Element zur Verhinderungvon Mobbing.Eine Optimierung des Informationsflusses wird angestrebt.Bereits wird eine Ausbildung zur Informationsträgerin/Bewirtschafterinfür grössere Betriebe angeboten. Die Riesenfülle anErfahrungen und Wissen einer Institution droht zu zerfallen, sichaufzusplittern. Auch das Bewahren dieser Schätze ist Aufgabeeiner Führungsperson.Die Sowohl-als-auch–Logik wird an BedeutungzunehmenProjekte mit ungewissem Ausgang fachkompetent zu unterstützenund zu steuern, wird für Führungspersonen zunehmend an Bedeutunggewinnen.Das heisst, Vorgaben sind bekannt und werden von Mitarbeiternin einem laufenden Prozess möglichst autonom und kreativverwirklicht.Führung muss im Balanceakt zwischen Erhalten und Erneuern,zwischen Halten und Aufbruch für Sicherheit sorgen und wederdas eine noch das andere verhindern. Beides ist notwendig.Nicht für alles sind schlüssige Antworten erhältlich, nicht alleProbleme lassen sich lösen. «Radikale Akzeptanz» ist ein Schlüsselbegriffder Dialektisch Behavioralen Therapie, dessen Anwendungauch bei der täglichen Arbeit weiterhelfen kann.Führung hat die Aufgabe, für Sicherheit und Vertrauen zusorgen, um solch komplexe Prozesse gelassen angehen zu können.Think healthDieser Slogan der Weltgesundheitsorganisation sieht das gesundheitsorientierteDenken als ersten Schritt um Gesundheitsförderung/Salutogeneseumsetzen zu können.Seit einigen Jahren engagiert sich unsere Klinik sehr im BereichGesundheitsförderung für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Esherrscht die Überzeugung, dass dies schliesslich auch den Patientenzugute kommt. Gesundheit soll im Alltag Thema sein. Führungspersonenfühlen sich dafür verantwortlich und unterstützenneue Angebote. Hier einige Beispiele, die laufend umgesetzt werden:■ Ruheraum, Meditationsraum, Bewegungsmöglichkeiten■ Schmackhaftes und gesundes Essen, Esskultur■ Pausen und Feste mit Arbeitskollegen■ Angstfreie Konfliktkultur zur Verbesserung der zwischenmenschlichenBeziehungenOb Nefiodows Thesen zutreffen, werden wir erst in einigen Jahren(oder Jahrzehnten) schlüssig beantworten können. Vieles weistdarauf hin. Wie auch immer: Es lohnt sich heute für psychosozialeGesundheit mit all ihren Facetten einzustehen.
Dr. med. Jörg Wunderwald, Oberarzt Stationäre PsychotherapieDie Seele im digitalen ZeitalterDie Beschäftigung mit der Seele ist neuerdingswieder in Mode. Bücher mit Titelnwie Seelenhunger, Seelenfinsternis, Seelenmordbezeugen dies. Die Seelsorge war überJahrhunderte die Domäne der christlichen Kirche, bevor diePsychoanalyse als Wegbereiterin von Psychotherapieschulen dieseTradition in den Hintergrund drängte.Die frühgriechischen Philosophen, denen aufgrund ihrer Nähezum Meer das berühmte Lebensprinzip «panta rhei» (alles fliesst)zugeschrieben wird, hatten Sinn für Bewegung, Wandel und Dialektik,verstanden dies vor allem auch als Durchdringung vonGegensätzen. In ihren Gedanken über die Ethik befassten sie sichbereits mit seelischen Zuständen und Eigenschaften wie Ataraxia(Seelenruhe), aber auch Seelenstärke des Menschen als Gegenstückzur Körperkraft der Lasttiere.Eigentlich entzieht sich die Seele einer Definition, da sie einZustand ist, der sich nicht zum Gegenstand machen lässt. Wirnehmen sie allenfalls wahr als Urquell subjektiven Erlebens inForm von Liebe zum Menschen, zu Landschaften, Kunstwerken,aber auch scheinbar unbelebten Dingen. Seelische Schwingungensind unserem Erlebnisbereich zugänglich durch unsere Fähigkeitvon Wahrnehmen, Verstehen, Erklären, Wiedererkennen; Letzteresermöglicht die Entstehung von Vertrautheit, die es erst möglichmacht, einer seelischen Erlebnisqualität eine Wertschätzungund eine Bedeutung zu geben. Der Begründer der Lehre von derPathologie der Zellen, Rudolf Virchow (1821–1902), warbekanntlich ein Wegbereiter eines positivistischen Mechanismusin der Betrachtung der menschlichen Natur. Jede Spekulation, wiesie damals naturphilosophischem Denken entsprang, wollte erauskehren und baute auf verbesserte Mikroskope und reproduzierbarechemische Reaktionen. So verkündete er eines Tages, dass erbei seinen tausend Sektionen nie eine Seele gefunden habe. Mitdiesem Befund schloss er letztendlich ihre Existenz aus. Er begabsich damit in einen völligen Widerspruch zu seinen romantischenZeitgenossen, vor allem Dichter, Maler und Komponisten, dieerfüllt waren von seelischen Erlebnisinhalten in Wechselwirkungmit der Natur, aber auch von einem aus der griechischen Mythologiegespeisten, hochidealisierten Menschenbild. So schrieb derArzt, Maler und Philosoph C. G. Carus, der mit Goethe befreundetwar, eine Entwicklungsgeschichte der Seele und hielt auchVorlesungen darüber. Daneben malte er, wie sein Vorbild C. D.Friedrich, ausgeprochene Seelenlandschaften. Letztere sind übrigenskeineswegs auf die Romantik beschränkt. Ich möchte hiernur an den Nagel-Künstler G. Uecker erinnern, der 1980 in unsererKlinik 138 Werke im Kleinformat schuf, die zwei Jahre späterals «Littenheider Aquarelle» in der Berliner Nationalgalerie ausgestelltwurden und internationale Beachtung fanden. Sie wurdenin der Fachpresse als «Seelenlandschaften in Grenzverhältnissen»,aber auch als «Ready-made-Fundstücke» gedeutet.Seele – Psyche – SchmetterlingDie Griechen bildeten ihre Vorstellungen von Psyche (gleichbedeutendmit Schmetterling) auf ihren Vasenmalereien als kleinegeflügelte Wesen ab, die um den Toten oder das Grabmal flattern.Noch waren es körperlose Bildseelen. Erst in der plastischen Kunstnahmen sie Gestalt an als Mädchen mit Vogel- oder Schmetterlingsflügeln.Der Schmetterling, dieses zauberhafte filigraneWesen, das aus den Vorstufen Ei, Raupe, Puppe hervorgeht, stehtfür Wandel (Metamorphose) und Vergänglichkeit schlechthin.Vincent van Gogh schrieb Ende Juni 1888 an seinen MalerfreundEmil Bernard: «Ich möchte gerne ungefähr wissen, von was ichselbst vielleicht die Larve bin.» Ende Juli des gleichen Jahres gab ersich gewissermassen selbst die Antwort, indem er sich mit einemMaler-Schmetterling identifizierte. Es war für ihn eine Möglichkeit,unter höheren Bedingungen und in einem anderen Dasein zumalen, das sich vielleicht ähnlich verwandelt wie eine Raupe ineinen Schmetterling. Diese Existenz des Maler-Schmetterlingswürde sich auf einem der zahllosen Sterne abspielen, die wir nachdem Tode vielleicht ebenso orten und erreichen könnten wiebeliebige Stellen auf einer Landkarte. Van Gogh hatte also seineganz persönliche Vorstellung von einer Seelenwanderung.Amor und PsycheMärchen, Mythen und Träume sind erzählerische Ausdrucksmittelder Seele in Form von Narrativen als Gleichnis und Spiegel. Derlateinische Schriftsteller Apuleius schuf in seinem Märchen «Amorund Psyche» eine Personifikation zwischenmenschlicher seelischerotischerRegungen und Affekte. Psyche erscheint hier als eineKönigstochter, die durch ihre Schönheit den Neid der GöttinAphrodite (Venus) erweckt. Diese sendet ihren Sohn Eros (Amor)aus, um Psyche zu demütigen. Doch Eros verliebt sich in Psycheund entführt sie mit Hilfe des Zephyros in seinen Märchenpalastund macht sie zu seiner Frau. Aber er gibt sich ihr nicht zu erkennenund kommt nur nachts zu ihr, da er von ihr nicht gesehen werden17
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