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Jahresheft 2003 - Murg Stiftung

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an Bücher, die man in billigen Buchhandlungen sieht: «Wie kannich meinen IQ erhöhen?» Bei den Eltern, die Angst, ein dummesKind zu haben. «Das kann man sich heutzutage nicht mehr leisten.»Die Angst, dass das bisherige Erklärungsmodell («der Lehrerist schuld», «mein Kind ist begabt, aber es kann mit Peers nichtumgehen») nicht mehr gilt. Dann tritt eine genauere Informationüber Sinn einer solchen Abklärung in den Vordergrund. Diepsychologische Abklärung ist wie ein Startpunkt für die Therapie,wie beim Hausarzt, wo man fragt, wo es weh tut. UnterschiedlicheReaktionen werden gezeigt: Unruhe, Ärger, Kooperation, Streitzwischen Kind und Eltern («Sag doch dem Doktor, dass du zuHause nicht gehorchst . . .»), teilweise auch Beruhigung.Zweiter Schritt: das ganze Helfersystem einschalten: die Lehrerinanrufen, einen Besuch in der Schule planen, insbesondere beiKindern. Ein wichtiger Aspekt, mal einen Blick in das Milieu, indem das Kind sich bewegt, zu werfen. Eines Tages steht derPsychologe auf einem Schulhof. Kindergeschrei, komische Blickevon Kindern: «Wer ist das?» Die Schule, eine Institution, die ähnlichfunktioniert wie eine kleine Gesellschaft. Erster Kontakt mitder Lehrperson. Der Wunsch nach Kooperation ist vorhanden. Abund zu gibt es einen kühlen Empfang vom Schulleiter: Der Lehrerhat sich bewaffnet. Er sitzt schweigsam da, während der Psychologeeine kurze Zusammenfassung der bisherigen Kontakte mit demKind rapportiert. Solche Kontakte lösen je nach Situation unterschiedlicheGefühle aus. Meistens, wenn das Kind keine grossenSchwierigkeiten zeigt, ist die Motivation beim Lehrer vorhanden.Bemerkungen bezüglichder Erziehungsind nicht selten wie:«Wissen Sie, dieseFamilie ist bekannt.Die Mutter ist nichtstabil. Alle habenSchwierigkeiten. FragenSie meine Kollegen,die die Geschwisterals Schüler«Die psychologische Abklärungist wie ein Startpunktfür die Therapie,wie beim Hausarzt, woman fragt, wo es wehtut.»haben . . .» Wieder Situationen, die beschrieben werden . . . Inwiefernsolche Hinweise auf die Seele des Kindes eine Auswirkunghaben, ist ein anderes Thema. Idealerweise hat sich der Psychologeeine Schullektion angeschaut. Im Einzelkontakt stellt das Kindeinen Teil «seiner» Gesellschaft dar: Themen wie Scheidung, unsichereZukunft, immer mehr Stress in der Schule sind hier zu beobachten.Das Kind mit seiner Identität kann wie eine Mikrogesellschaftbetrachtet werden, wo ein Eltern- bzw. Helfersystem funktionierenmuss.Zwei Identitäten, die bei der Früherkennung einTeam bildenZwei unterschiedliche Ausbildungen, zwei Identitäten, zwei Möglichkeitenin unserer Gesellschaft, ein Kind zu erleben. Diese beidenIdentitäten durfte ich kennen lernen. Typische Beispiele inunserer Gesellschaft? Vielleicht.Beide Rollenbilder bilden Umstände in unserer Gesellschaft ab:Der Lehrer muss in unserer schnelllebigen Zeit flexibel sein, dieAutorität wird mehr hinterfragt. Beim Kinderpsychologen werdendie Bedürfnisse und die Entwicklung des Einzelnen in unsererGesellschaft betont. Im Sirnacher Alltag bedeutet es die Möglichkeit,zwei unterschiedliche Berufe besser zu verstehen, damit eineZusammenarbeit erreicht werden kann. Das Kind als Zentrum desInteresses, weg von Vorurteilen und Ängsten. In unserer kleinenambulanten Stelle, in einer Region, wo der persönliche Kontaktseine Bedeutung hat, gehört diese Zusammenarbeit zum Alltag.Dank Helferkonferenzen zwischen Eltern, der Schule und Behördenwar es oft möglich, eine optimale Betreuung anzubieten, beider nicht nur reaktiv gehandelt wurde, sondern auch präventiv.Die Früherkennung eines (prä)symptomatischen Störungsbildeswird also nicht nur in ambulanter Abklärung angestrebt, sondernauch im Alltag des Kindes und in seiner gesellschaftlichen Umgebung.Die Rolle des Therapeuten und des Lehrers findet auf dieserEbene eine Ähnlichkeit: eine Person zu verstehen, damit ein optimalerZugang erreicht werden kann.37

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