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Sparkasse Aachen - Fachbereich Luft- und Raumfahrttechnik - FH ...

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20 TITELTHEMA | STUdIUM | INTERNATIONAL | FORSCHUNG | PERSONEN | SERVICE<br />

<strong>FH</strong> AACHEN dIMENSIONEN 01/10<br />

Im Besprechungsraum hängt ein Clownskostüm.<br />

Rot mit gelben <strong>und</strong> blauen Flicken,<br />

inklusive Narrenkappe. „Auch das gehört<br />

zu meiner Arbeit“, sagt Michael doersch<br />

lächelnd. der 47-jährige diplom-Ingenieur<br />

<strong>und</strong> Master of Business Administration ist<br />

Geschäftsführer der sechs Caritas-Behindertenwerkstätten<br />

in der StädteRegion<br />

<strong>Aachen</strong>, mit Hauptsitz in Eschweiler. In den<br />

Werkstätten arbeiten Menschen mit geistiger<br />

Behinderung an professionell ausgestatteten<br />

Arbeitsplätzen in den Bereichen<br />

Metallverarbeitung <strong>und</strong> Automobiltechnik,<br />

Montage <strong>und</strong> Verpackung, Holzverarbeitung<br />

für Transportsysteme, Büroservice,<br />

Logistik <strong>und</strong> druckwesen. Im Klinikbereich<br />

werden medizinische Produkte wie Katheter,<br />

Spritzen <strong>und</strong> OP-Handtücher für den<br />

Einsatz in Krankenhäusern vorbereitet.<br />

Auch in Gartenbau <strong>und</strong> Landschaftspfl ege<br />

beschäftigt die Caritas Menschen mit<br />

geistiger Behinderung. „Insgesamt arbeiten<br />

in unseren Werkstätten 840 Mitarbeiter<br />

mit geistiger Behinderung, darunter auch<br />

Schwerstmehrfachbehinderte. Hinzu<br />

kommen 150 Menschen mit psychischer<br />

Behinderung.“<br />

das Clownskostüm hatte doersch bei der<br />

Karnevalsfeier an, als alle Mitarbeiter verkleidet<br />

kamen. „Wir machen hier viel an<br />

begleitendem Programm, natürlich gehört<br />

dazu Karneval, aber wir organisieren auch<br />

regelmäßige Freizeiten, eine Sportlehrerin<br />

bietet Walken an, es wird Theater gespielt<br />

– <strong>und</strong> wir haben sogar ein Musical auf die<br />

Beine gestellt!“<br />

„Wir beschäftigen<br />

glückliche menschen“<br />

„Wie spielt Alemannia am Wochenende?“<br />

<strong>FH</strong>-Absolvent Michael Doersch pfl egt einen herzlichen<br />

Kontakt zu seinen Mitarbeitern<br />

<strong>FH</strong>-Absolvent mit aufgesatteltem MBA-Studium ist heute Geschäftsführer<br />

des Caritas-Behindertenwerks. Zur <strong>FH</strong> zieht es ihn als Lehrbeauftragten<br />

immer wieder zurück.<br />

In den Werkstätten herrscht gute Stimmung.<br />

Hier wird konzentriert gearbeitet, aber<br />

auch geklatscht, getratscht <strong>und</strong> viel gelacht.<br />

Wer die Tätigkeit in den Behindertenwerkstätten<br />

für reine Beschäftigungstherapie<br />

hält, ein Placebo für diejenigen, die in einer<br />

an Leistung <strong>und</strong> Effi zienz orientierten<br />

Gesellschaft angeblich keinen so rechten<br />

Beitrag zu leisten vermögen, dem zeigt <strong>FH</strong>-<br />

Absolvent doersch eine Liste mit den namhaften<br />

Auftraggebern, die von den Werkstätten<br />

qualitativ erstklassige Produkte <strong>und</strong><br />

dienstleistungen erwarten. Und diese auch<br />

bekommen, wie die jahrelange erfolgreiche<br />

Zusammenarbeit beweist.<br />

Mehr noch: „Wir fertigen für einen Automobilzulieferer<br />

beispielsweise Heizglasanschlüsse<br />

<strong>und</strong> hatten bei der aktuellen<br />

Lieferung – im zweistelligen Millionenbereich<br />

– keinen einzigen Fehler drin“, sagt<br />

doersch mit unverkennbarem Stolz auf<br />

die Leistung seiner Beschäftigten.<br />

Es ist ganz klar eine repetitive Arbeit mit<br />

einfachen Arbeitsschritten. Sie erfordert<br />

aber auch eine ständige Konzentration<br />

<strong>und</strong> vor allem eines: durchhaltevermögen.<br />

„Ganz ehrlich? Nach dem zweih<strong>und</strong>ertsten<br />

Heizglasanschluss würde ich die ganze<br />

Palette an die Wand werfen“, sagt doersch.<br />

„Aber unsere Mitarbeiter sitzen da den<br />

ganzen Tag hochkonzentriert, denn sie<br />

wollen ein vernünftiges Produkt abliefern.“<br />

der engagierte <strong>FH</strong>-Absolvent übernahm<br />

im zweiten Semester seines MBA-Studiums<br />

die Stelle des Geschäftsführers bei den<br />

Behindertenwerkstätten der Caritas. Von<br />

Vorteil war seine Ingenieurausbildung in<br />

Kombination mit wirtschaftswissenschaftlichen<br />

Kenntnissen. der berufsbegleitende<br />

Studiengang Entrepreneurship/MBA, der<br />

in Zusammenarbeit des AcIAS e. V. (<strong>Aachen</strong><br />

Institute of Applied Sciences) <strong>und</strong> der <strong>FH</strong><br />

<strong>Aachen</strong> angeboten wird, ist praxisnah<br />

angelegt <strong>und</strong> gibt den Studierenden ein<br />

hervorragendes Rüstzeug für die Unternehmensführung<br />

mit auf den Weg.<br />

„der MBA war ganz klar ein Karrierebeschleuniger“,<br />

resümiert doersch.<br />

In den Werkstätten wird der gebürtige<br />

<strong>Aachen</strong>er stets mit großem Hallo von den<br />

Mitarbeitern begrüßt. Und stets will man<br />

eines von ihm wissen: „Wie spielt Alemannia<br />

am Wochenende?“ doersch tippt<br />

zuversichtlich auf drei Tore für Alemannia.<br />

„diese Herzlichkeit ist einfach ansteckend“,<br />

sagt doersch <strong>und</strong> fügt mit Blick auf die<br />

Zukunft hinzu: „Mit meiner Arbeit als Geschäftsführer<br />

möchte ich das Unternehmen<br />

zukunftsfest machen. denn jeder geistig<br />

behinderte Erwachsene hat einen Rechtsanspruch<br />

auf Werkstättenarbeit.“ | LL

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