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Vogelmonitoring in Sachsen-Anhalt 2009 - Ornithologenverband ...

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Berichte des Landesamtes<br />

für Umweltschutz <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong><br />

Halle, Sonderheft 1/2010: 39–53<br />

Gebietsbeschreibung<br />

Das EU SPA „Vogelschutzgebiet Dröml<strong>in</strong>g“ bef<strong>in</strong>det<br />

sich im Landkreis Börde sowie im Altmarkkreis<br />

Salzwedel. Es hat e<strong>in</strong>e Größe von 15.265 ha, erstreckt<br />

sich von Nordwesten nach Südosten auf<br />

e<strong>in</strong>er Länge von ungefähr 26 km und liegt zwischen<br />

den Orten Oebisfelde im Südwesten, Kunrau<br />

im Nordwesten, Calvörde im Südosten und<br />

Rätzl<strong>in</strong>gen im Süden. Die Ortschaften Miesterhorst<br />

und Buchhorst s<strong>in</strong>d die größten Siedlungen <strong>in</strong>nerhalb<br />

des Vogelschutzgebietes. Das EU SPA ist<br />

Bestandteil e<strong>in</strong>er ausgedehnten Niederungslandschaft.<br />

Der etwa 320 km² große Dröml<strong>in</strong>g bildet<br />

e<strong>in</strong>e eigenständige Landschaftse<strong>in</strong>heit entlang von<br />

Mittellandkanal und Ohre und reicht westlich bis<br />

nach Niedersachsen h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>. Etwa 260 km² liegen<br />

auf sachsen-anhaltischer Seite.<br />

Der Dröml<strong>in</strong>g stellt e<strong>in</strong> vielfältiges Flächenmosaik<br />

aus Wiesen, Weiden, e<strong>in</strong>gestreuten Wäldern und<br />

Brüchen dar (Abb. 1 bis 5 sowie Titelbild). Diese<br />

Niederung war bis <strong>in</strong> das 18. Jahrhundert e<strong>in</strong> unzugängliches<br />

Sumpfgebiet und ist noch heute<br />

dünn besiedelt. Erst auf Anordnung des Preußenkönigs<br />

Friedrich II. erfolgte ab 1782 unter der Leitung<br />

von He<strong>in</strong>rich August Riedel die Regulierung<br />

der Ohre. Diese ersten Meliorationsarbeiten dauerten<br />

bis 1801 (ZAHN 1905). Charakteristisch für<br />

die Dröml<strong>in</strong>gslandschaft s<strong>in</strong>d die l<strong>in</strong>earen Weidensäume<br />

der Moordammkultur, die zeitgleich mit der<br />

zweiten großen Meliorationsetappe Mitte des 19.<br />

Jahrhunderts entstanden ist. Sie besteht aus beidseitig<br />

von Gräben umgebenen Dämmen von etwa<br />

25 m Breite und bis zu 1.300 m Länge. E<strong>in</strong> dichtes,<br />

von Baumreihen begleitetes Grabennetz dient<br />

der Entwässerung, um den Boden landwirtschaftlich<br />

nutzbar zu machen. Der Wasserhaushalt wurde<br />

weiterh<strong>in</strong> wesentlich durch den Bau des Mittellandkanals<br />

<strong>in</strong> den 1930er Jahren bee<strong>in</strong>flusst,<br />

da über ihn Hochwässer abgeführt werden können.<br />

Zudem wurden am Ende des 20. Jahrhunderts<br />

im Zuge der Intensivierung der Landwirtschaft<br />

die Vorfluter ausgebaut, Pumpwerke errichtet<br />

sowie breite Teichgräben angelegt. Während<br />

<strong>in</strong> den zentralen Bereichen Grünlandflächen dom<strong>in</strong>ieren,<br />

werden die trockneren Randbereiche<br />

vorwiegend ackerbaulich genutzt (BÖNICKE 2005,<br />

LAU 1997).<br />

Als Umgrenzung der naturräumlichen E<strong>in</strong>heit der<br />

Dröml<strong>in</strong>gsniederung gilt die 60 m-Höhenl<strong>in</strong>ie. Das<br />

nahezu ebene Gebiet ist mit 55–58 m über NN<br />

gegenüber den umgebenen pleistozänen Hochflächen<br />

um 10–30 m e<strong>in</strong>gesenkt. Der Dröml<strong>in</strong>g ist<br />

von der Entstehung her sowohl glazial als auch<br />

Brutvorkommen wertgebender<br />

Vogelarten im EU SPA Vogelschutzgebiet<br />

Dröml<strong>in</strong>g im Jahr <strong>2009</strong><br />

Lukas Kratzsch und Uwe Patzak<br />

postglazial geprägt. E<strong>in</strong> bis zu 2 m mächtiges Niedermoor<br />

überdeckte großflächig die Talsande des<br />

Breslau-Magdeburger Urstromtals. Durch Erosion<br />

entstanden Talsand<strong>in</strong>seln, die heute als Horste<br />

bezeichnet werden. Durch Melioration, Waldrodungen,<br />

<strong>in</strong>tensive Weide- und Ackernutzung sowie<br />

E<strong>in</strong>satz schwerer Technik kam es <strong>in</strong> den letzten<br />

200 Jahren selbst <strong>in</strong> den Kernbereichen des<br />

Dröml<strong>in</strong>gs zum Moorschwund, weshalb die Niedermoordecke<br />

heute großflächig nur noch<br />

Mächtigkeiten von 30–80 cm aufweist (BRAUMANN<br />

1993).<br />

Das Gebiet liegt im subatlantisch-subkont<strong>in</strong>entalen<br />

Übergangsbereich des B<strong>in</strong>nentieflandklimas.<br />

Der nach Südosten h<strong>in</strong> abnehmende subatlantische<br />

E<strong>in</strong>fluss wird unter anderem im Verbreitungsbild<br />

e<strong>in</strong>iger atlantischer Pflanzenarten deutlich, die<br />

hier ihre östliche Verbreitungsgrenze f<strong>in</strong>den. Die<br />

Jahresdurchschnittstemperatur liegt bei 8,4°C, die<br />

mittlere Jahresniederschlagssumme erreicht Werte<br />

zwischen 549 (Mieste) und 592 mm (Kunrau).<br />

E<strong>in</strong>e geländeklimatische Besonderheit stellen die<br />

sich regelmäßig bildenden Kaltluftseen dar, die<br />

noch bis Anfang Juni Spätfröste herbeiführen können.<br />

Charakteristisch s<strong>in</strong>d auch die gegenüber der<br />

Umgebung höheren Temperaturschwankungen<br />

zwischen Tag und Nacht, die mit der schlechten<br />

Wärmeleit- und -speicherfähigkeit des Moorbodens<br />

zu begründen s<strong>in</strong>d. Zudem ist die Nebelhäufigkeit<br />

ganzjährig relativ hoch (BRAUMANN 1993).<br />

Die moorigen und anmoorigen Standorte des<br />

Dröml<strong>in</strong>gs werden von Grünlandvegetation beherrscht.<br />

Als natürliche Vegetation kommen hier<br />

kle<strong>in</strong>flächig Walzenseggen-Erlenbruchwälder und<br />

weiter verbreitet Traubenkirschen-Eschenwälder<br />

vor. In Bereichen mit tiefer werdenden Grundwasserflurabständen<br />

und fehlender Moordecke treten<br />

Sternmieren-Stieleichen-Ha<strong>in</strong>buchenwälder h<strong>in</strong>zu.<br />

Auf den höher gelegenen Talsandflächen werden<br />

Honiggras-Eichenwälder angetroffen, <strong>in</strong>nerhalb<br />

derer vere<strong>in</strong>zelt Drahtschmielen-Rotbuchenwälder<br />

zu f<strong>in</strong>den s<strong>in</strong>d. Während die Erlen-Eschenwälder<br />

oft <strong>in</strong> Erlenforsten umgewandelt wurden, s<strong>in</strong>d auf<br />

den nicht so stark grundwasserbee<strong>in</strong>flussten<br />

Standorten durch frühere Mittelwaldbewirtschaftung<br />

flattergrasreiche Birken-Stieleichenwälder<br />

und teilweise Nadelholzforsten entstanden (REICH-<br />

HOFF & RATTEY 1993).<br />

Seit der Nutzungserschließung des Dröml<strong>in</strong>gs ist<br />

nach Rodung der Wälder Ersatzvegetation <strong>in</strong> Form<br />

von Ackerland, Wiesen und Staudenfluren entstanden,<br />

die heute den überwiegenden Teil des EU<br />

SPA ausmacht. Auf den grundwassernahen Stand-<br />

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