Vogelmonitoring in Sachsen-Anhalt 2009 - Ornithologenverband ...
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aufgrund der teilweise vielgestaltigen Kulturlandschaft<br />
im Umfeld des Waldes und der <strong>in</strong> ausreichender<br />
Zahl vorhandenen Bäume zur Horstanlage<br />
als gut zu betrachten.<br />
Der Neuntöter dürfte im Gebiet eher e<strong>in</strong>e Ausnahme<br />
bleiben. Besseren Lebensraum f<strong>in</strong>det er <strong>in</strong> der<br />
umgebenden strukturreichen Offenlandschaft.<br />
Insgesamt lässt sich der Süppl<strong>in</strong>g als bedeutendes<br />
Brutgebiet des Mittelspechts bezeichnen. Die<br />
hohe Bestandsdichte sollte unbed<strong>in</strong>gt erhalten und<br />
gefördert werden. Zur Verbesserung des Erhaltungszustands<br />
von Kranich und Schwarzstorch<br />
sollten Maßnahmen ergriffen werden, die <strong>in</strong>sbesondere<br />
mit e<strong>in</strong>er Anhebung des Grundwasserstands<br />
und der Ausweisung von störungsarmen<br />
Bereichen verbunden s<strong>in</strong>d.<br />
4. FFH-Gebiet Tangelnscher Bach und<br />
Bruchwälder<br />
Gebietsbeschreibung<br />
Das FFH-Gebiet Tangelnscher Bach und Bruchwälder<br />
liegt mit e<strong>in</strong>er Flächengröße von 443 ha<br />
im Nordwesten <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong>s im Altmarkkreis<br />
Salzwedel. Der nördliche Teil bef<strong>in</strong>det sich zwischen<br />
den beiden Orten Beetzendorf und Rohrberg<br />
und umschließt die als Naturschutzgebiet<br />
gesicherten Wälder Dränick und den Beetzendorfer<br />
Bruchwald, <strong>in</strong> dem reich gegliederte Erlen-<br />
Eschenwälder und alte Eichenwälder verbreitet<br />
s<strong>in</strong>d. Nach Süden erstreckt sich das FFH-Gebiet<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Streifen entlang des Tangelnschen Bachs<br />
bis zum Ort Mell<strong>in</strong>.<br />
Die Landschaft ist geprägt durch e<strong>in</strong>e feuchte Niederung,<br />
die von e<strong>in</strong>em Bach mit guter Wasserqualität<br />
durchflossen wird. Die naturnahe Bachniederung<br />
be<strong>in</strong>haltet u. a. struktur- und altholzreiche<br />
Feuchtwälder mit unverbauten Fließgewässern<br />
und natürlichen Quellgebieten sowie auf den<br />
Tab. 4: Übersicht über die <strong>2009</strong> ermittelten Revierzahlen<br />
der wertgebenden Vogelarten im FFH-Gebiet Tangelnscher<br />
Bach und Bruchwälder im Vergleich zu den Daten<br />
im Standarddatenbogen. Angegeben ist auch der Anteil<br />
des Bestandes im FFH-Gebiet am Gesamtbestand im<br />
Land <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> (ausgedrückt als Prozentsatz am<br />
geschätzten Maximalbestand nach DORNBUSCH et al. 2007).<br />
Art Revierzahl<br />
<strong>2009</strong><br />
64<br />
Anteil am<br />
Landes-<br />
bestand<br />
(%)<br />
Revierzahl<br />
Standard-<br />
Datenbogen<br />
(2004)<br />
Anhang I-Arten<br />
Schwarzstorch 0 - 1-5<br />
Rotmilan 0 - 1-5<br />
Schwarzmilan 0 - 1-5<br />
Kranich 2 0,9 -<br />
Eisvogel 1 0,2 -<br />
Schwarzspecht 3 0,1 -<br />
Mittelspecht 26 0,7 1-5<br />
Neuntöter 1 0,01 -<br />
Heidelerche 1 0,01 -<br />
Sperbergrasmücke 0 - 1-5<br />
Zwergschnäpper 1 5,0 -<br />
grundwasserfernen Standorten altholzreiche Buchen-<br />
und Eichen-Buchenwälder (Abb. 13-17).<br />
Grünland- und Feuchtgrünlandkomplexe bilden<br />
42 % der Gesamtfläche. Weitere 53 % s<strong>in</strong>d Waldflächen,<br />
wobei der größte Teil (49 %) aus Laubwaldkomplexen<br />
besteht. Im Untergrund bef<strong>in</strong>den<br />
sich holozäne Flussauensedimente auf saalekaltzeitlichen<br />
glazifluviatilen Sedimenten.<br />
Ergebnisse<br />
Es wurden sieben nach Anhang I der Vogelschutzrichtl<strong>in</strong>ie<br />
geschützte Arten im Gebiet kartiert.<br />
Allerd<strong>in</strong>gs konnte für die beiden Arten Kranich und<br />
Zwergschnäpper ke<strong>in</strong> Bruterfolg gemeldet werden.<br />
Kranich, Eisvogel, Schwarzspecht, Neuntöter,<br />
Heidelerche und Zwergschnäpper waren neu gegenüber<br />
dem Standarddatenbogen. Rotmilan,<br />
Schwarzmilan und Sperbergrasmücke konnten<br />
dagegen nicht nachgewiesen werden. Auch der<br />
über Jahre bis 2008 besetzte Brutplatz des<br />
Schwarzstorchs war <strong>2009</strong> verwaist.<br />
Weitere Arten der Roten Liste der Kategorien 1<br />
und 2 wurden im Gebiet nicht gefunden.<br />
Gemessen am Anteil am Gesamtbestand <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong><br />
(DORNBUSCH et al. 2007) hat das Untersuchungsgebiet<br />
e<strong>in</strong>e größere Bedeutung für<br />
Zwergschnäpper (5,0 % des Landesbestandes),<br />
Kranich (0,9 %) und Mittelspecht (0,7 %) (Tab. 4).<br />
Der Flächenanteil des FFH-Gebietes an der Gesamtfläche<br />
des Landes liegt bei 0,02 %.<br />
Arten des Anhangs I der EU-Vogelschutzrichtl<strong>in</strong>ie<br />
Kranich (Grus grus): Es konnte ke<strong>in</strong> Brutnachweis<br />
des Kranichs erbracht werden. Das Fehlen<br />
wurde auch von anderen Experten bestätigt.<br />
Allerd<strong>in</strong>gs wurde im Beetzendorfer Bruchwald und<br />
im Waldgebiet Dränick regelmäßig e<strong>in</strong> Paar beobachtet.<br />
Aufgrund des deutlichen Revierverhaltens<br />
wurden die Kraniche als Revierpaare e<strong>in</strong>gestuft,<br />
die <strong>2009</strong> im Gebiet nicht oder nicht erfolgreich<br />
gebrütet haben.<br />
Eisvogel (Alcedo atthis): E<strong>in</strong> Brutpaar wurde am<br />
Tangelnschen Bach am Südrand des Beetzendorfer<br />
Bruchwaldes nachgewiesen.<br />
Schwarzspecht (Dryocopus martius): Der<br />
Schwarzspecht konnte mit <strong>in</strong>sgesamt drei Revieren<br />
kartiert werden. E<strong>in</strong> Revier war im nördlichen Wald<br />
Dränick zu f<strong>in</strong>den, e<strong>in</strong> weiteres konnte im Beetzendorfer<br />
Bruchwald kartiert werden. Das Dritte befand<br />
sich im südlichen Bereich südwestlich des Schlosses<br />
Neumühle. Bezogen auf die Waldfläche von 235<br />
ha liegt die Siedlungsdichte bei 1,3 Brutpaaren/km 2 .<br />
Diese ist im Vergleich zu anderen Gebieten sehr<br />
hoch. Höchste Dichten werden für Europa mit bis<br />
zu 0,83 Brutpaaren/km 2 angegeben (BAUER et al.<br />
2005). Allerd<strong>in</strong>gs sei an dieser Stelle darauf h<strong>in</strong>gewiesen,<br />
dass der südliche Abschnitt des Schutzgebietes<br />
von ausgedehntem Wald umgeben ist.