Vogelmonitoring in Sachsen-Anhalt 2009 - Ornithologenverband ...
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Erhaltungszustand der Arten und H<strong>in</strong>weise zur<br />
Gebietsentwicklung<br />
Das FFH-Gebiet Tangelnscher Bach und Bruchwälder<br />
stellt mit se<strong>in</strong>en naturnahen alten Eichen-, Erlen-<br />
und Eschenwäldern e<strong>in</strong> Optimalhabitat für den<br />
Mittelspecht dar und ist daher für den Erhalt der<br />
Art von großer Bedeutung. Die extensive Bewirtschaftungsform<br />
sollte unbed<strong>in</strong>gt beibehalten werden,<br />
e<strong>in</strong>e Intensivierung der forstwirtschaftlichen Nutzung<br />
muss ausgeschlossen werden. Auch der Schwarzspecht<br />
profitiert vom hohen Alter der Bäume, die<br />
buchenarmen Bestände entsprechen aber nicht<br />
se<strong>in</strong>em Optimallebensraum. E<strong>in</strong>e Verschlechterung<br />
des Erhaltungszustands der beiden Spechtarten ist<br />
unter o. g. Voraussetzung nicht zu erwarten.<br />
Ungünstiger stellt sich die Situation für den Kranich<br />
dar. Während im zeitigen Frühjahr der nasse<br />
Bruchwald noch gute Ansiedlungsmöglichkeiten<br />
bietet, ist das schnelle Abfließen des Wassers im<br />
Laufe der Brutsaison wohl Grund für die ger<strong>in</strong>ge<br />
Siedlungsdichte und die erfolglosen Brutversuche<br />
des Kranichs. Maßnahmen zur Anhebung des<br />
Grundwasserstandes würden die Art begünstigen.<br />
Der Eisvogel f<strong>in</strong>det am Tangelnschen Bach relativ<br />
gute Bed<strong>in</strong>gungen vor. Die ger<strong>in</strong>ge Besiedlungsdichte<br />
im Untersuchungsjahr dürfte eher mit<br />
dem langen und kalten W<strong>in</strong>ter 2008/<strong>2009</strong> zusammenhängen.<br />
Abb. 18: Revierverteilung der Anhang I-Arten im FFH-<br />
Gebiet Tangelnscher Bach und Bruchwälder: Kranich<br />
(▲), Eisvogel (�), Schwarzspecht (�), Mittelspecht (�),<br />
Neuntöter (�), Heidelerche (�), Zwergschnäpper (�).<br />
66<br />
Die Heidelerche besiedelt den höher gelegenen,<br />
trockenen Rand des Schutzgebietes. Sie ist ke<strong>in</strong><br />
typischer Bewohner der von Feuchtigkeit geprägten<br />
Niederungslandschaft und brütet im kiefernreichen<br />
Umfeld des Untersuchungsgebietes.<br />
Im Frühjahr <strong>2009</strong> und <strong>in</strong> den Vorjahren wurde regelmäßig<br />
e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnes s<strong>in</strong>gendes Männchen des<br />
Zwergschnäppers beobachtet. Die Habitatbed<strong>in</strong>gungen<br />
s<strong>in</strong>d günstig, weshalb durchaus mit e<strong>in</strong>er<br />
dauerhaften und erfolgreichen Ansiedlung gerechnet<br />
werden kann.<br />
Die Siedlungsdichte des Neuntöters ist trotz der<br />
hohen Zahl an Hecken und Saumbiotopen ungewöhnlich<br />
ger<strong>in</strong>g. Eventuell fehlen dornenreiche<br />
Sträucher für e<strong>in</strong>e dichtere Besiedlung. Auch die<br />
teils <strong>in</strong>tensive landwirtschaftliche Nutzung des<br />
Grünlandes dürfte negative Auswirkungen auf den<br />
Bestand haben.<br />
Insgesamt lässt sich sagen, dass das FFH-Gebiet<br />
Tangelnscher Bach und Bruchwälder aufgrund<br />
des naturnahen Zustands des Laubwaldes e<strong>in</strong>e<br />
große Bedeutung für Arten wie den Mittelspecht<br />
hat. H<strong>in</strong>gegen wird das angrenzende Grünland <strong>in</strong><br />
vielen Bereichen sehr <strong>in</strong>tensiv genutzt. Durch e<strong>in</strong>e<br />
Extensivierung und Anhebung des Grundwasserstandes<br />
könnte die Zahl der wertgebenden Brutvogelarten<br />
quantitativ und qualitativ steigen.<br />
Literatur<br />
BAUER, H.-G., E. BEZZEL & W. FIEDLER (2005): Das Kompendium<br />
der Vögel Mitteleuropas. Wiebelsheim.<br />
DORNBUSCH, G., S. FISCHER, K. George, B. NICOLAI, A. PSCHORN<br />
(2007): Bestände der Brutvögel <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong>s – Stand<br />
2005. Ber. Landesamt Umweltsch. <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong>. Sonderh.<br />
2: 121-125.<br />
DORNBUSCH, G., K. GEDEON, K. GEORGE, R. GNIELKA & B. NICO-<br />
LAI (2004): Rote Liste der Vögel (Aves) des Landes <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong>.<br />
Ber. Landesamt Umweltsch. <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> 39:<br />
138-143.<br />
FISCHER, S. & G. DORNBUSCH (2010): Ersterfassungen wertgebender<br />
Brutvogelarten <strong>in</strong> ausgewählten FFH-Gebieten <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong>s.<br />
Ber. Landesamt Umweltsch. <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong>.<br />
Sonderh.1: 55-56.<br />
SÜDBECK, P., H. ANDRETZKE, S. FISCHER, K. GEDEON, T. SCHIKORE,<br />
K. SCHRÖDER & C. SUDFELDT (2005): Methodenstandards zur<br />
Erfassung der Brutvögel Deutschlands. Radolfzell.<br />
Anschrift des Verfassers<br />
Sebastian Schöne<br />
Ingenieur- und Planungsbüro Lange GbR<br />
Wermsdorfer Str. 17<br />
04758 Oschatz<br />
sebastian.schoene@langegbr.de<br />
Diese Untersuchungen wurden mit Mitteln des Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung<br />
des ländlichen Raums f<strong>in</strong>anziert.