Vogelmonitoring in Sachsen-Anhalt 2009 - Ornithologenverband ...

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Berichte des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt Halle, Sonderheft 1/2010: 85–88 Einleitung Als „Seegelände“ wird ein Gebiet zwischen den Orten Aschersleben, Wilsleben und Frose benannt. Hierbei handelt es sich um eine abflusslose Senke eines ehemaligen Sees zwischen Aschersleben und Gatersleben. Im vorigen Jahrhundert wurde im Bereich zwischen Nachterstedt, Schadeleben, Königsaue und Frose großflächig Braunkohle in zwei Tagebauen abgebaut. Die Förderung wurde nach 1990 eingestellt und die Restlöcher zur Flutung vorbereitet. In der Folge gab es im oben beschriebenen und landwirtschaftlich genutzten Seegelände regelmäßig temporär vernässte Flächen. Daraufhin wurde ein Vorflutgrabensystem zum Tagebaurestloch „Neu-Königsaue“ ausgebaut. Davon nicht direkt betroffen ist ein Gebiet nördlich von Frose, das in den letzten Jahren eine überdurchschnittliche Bedeutung für den Artenschutz erlangte und im Folgenden vorgestellt wird. Lage Das Feuchtgebiet grenzt direkt an den nordöstlichen Ortsrand von Frose und wird im Westen von der Landstraße K2370 begrenzt. Die Größe beträgt etwa 900 x 850 Meter, was einer Fläche von etwa 75 Hektar entspricht. Zentral gelegen findet man ein Feldgehölz („Zuckerbusch“, ca. 120 x 60 Meter). Das Gebiet wird in der Mitte von einem landwirtschaftlich genutzten Weg gequert, der von Nordwest nach Südost verläuft. Entwicklung Direkt am Ortsrand wurde in der Vergangenheit Torf gewonnen. Diese kleinen Restlöcher liefen bereits kurz nach Einstellung der Wasserhaltung in den Braunkohlegebieten mit Wasser voll. Je nach Niederschlagsmenge wurden in diesem Bereich Ackerflächen überflutet und es bildeten sich Röhrichtflächen. Bereits in den Jahren 2007 und 2008 blieb dann das gesamte Gebiet im Frühjahr überschwemmt und eine landwirtschaftliche Nutzung war nicht mehr möglich. Erst im Juni trocknete es soweit ab, dass große Flächen wieder befahren werden konnten. Im Jahr 2009 waren dann bis in die Sommermonate Wasser- und Schlammflächen vorhanden und das gesamte Gebiet vorrangig mit Rohrkolben bestanden. Im Gegensatz zum südlichen Teil trocknete der nördliche Bereich soweit ab, dass diese Fläche im Herbst wieder gemäht wurde. Im Frühjahr 2010 war wiederum das gesamte Gebiet überflutet (Abb. 1–5). Der Wasserstand blieb bis in den September Das „Seegelände“ bei Frose – Ein neues Feuchtgebiet von überregionaler Bedeutung im Salzlandkreis Uwe Nielitz hinein (Zeitpunkt der Manuskriptabgabe) relativ konstant. Neben der ausgeprägten Struktur des Gebietes, war es dieser gleichbleibende Wasserpegel (0–100 cm), auch zur Brutzeit, der zu einer Vielfalt an seltenen Brutvogelarten führte. Pflanzen- und Tierwelt Die Röhrichte setzen sich vor allem aus Schilf, Rohrglanzgras, Rohrkolben sowie verschiedenen Simsen- und Seggenarten zusammen. Hervorzuheben ist der „Zuckerbusch“ als einziger Feuchtwaldrest. Dieser Gehölzbestand hat durch das Absterben einer großen Zahl von Bäumen einen hohen Auflichtungsgrad erreicht. Eine zweite Baumschicht ist kaum ausgebildet. Dadurch wird bei gleichzeitig starker Hypertrophie die stickstoffliebende Staudenflur im Unterbewuchs begünstigt. Neben der ausführlicher dargestellten Vogelwelt konnte 2010 ein Massenvorkommen (mind. 200 Rufer) der Wechselkröte im Gebiet festgestellt werden. Nachweise gelangen weiterhin von der Knoblauchkröte. Sehr zahlreich sind Teichmolch und die häufigen Froscharten. Artenreich, aber noch nicht untersucht ist die Libellenfauna. Zahlreich ist auch die Zebraspinne vertreten. Vogelwelt Auf Grund seiner vielfältigen Struktur (Schlammund Wasserflächen mit unterschiedlicher Tiefe, verschiedene Pflanzengesellschaften) hat das Gebiet in kürzester Zeit eine hohe Bedeutung als Brut- und Rastgebiet erreicht. Die 2010 ermittelten Brutvogelbestände sind in Tab. 1, die Rastbestände in Tab. 2 dargestellt. Bei allen Bestandszahlen ist von Minimalbeständen auszugehen. Das Gebiet ist in großen Bereichen schwer einsehbar. Aus Schutzgründen wurden die Röhrichtbestände zur Brutzeit nicht betreten. Besonders hervorzuheben sind das Vorkommen aller sieben heimischen Rallenarten, Brutzeitbeobachtungen von Moorente, Rotschenkel und Uferschnepfe sowie die hohen Dichten von Graugans, verschiedenen Entenarten, Drosselrohrsänger und Blaukehlchen. Angaben zu den einzelnen Arten Rohrdommel: Rohrdommeln wurden zur Brutzeit rufend und auf Nahrungsflügen ständig festgestellt. Auf Grund der Größe des Gebietes sind die geschätzten 2 BP realistisch. 85
1 2 3 4 5 Graureiher: Das Gebiet stellt ein wichtiges Nahrungsgebiet der in der Nachbarschaft (Tagebau Neu-Königsaue) bestehenden Kolonie dar. Weißstorch: 2010 wurde Frose von einem Paar wieder besiedelt. In diesem Jahr blieb das Paar noch ohne Bruterfolg. Das Seegelände diente zur Nahrungssuche. Schwimmenten: Auf Grund der schlechten Sichtbedingungen, waren Weibchen mit Jungenten kaum zu beobachten. Nachweise gelangen in der Regel erst, wenn die Jungenten flugfähig waren. Moorente: Anfang Juli beobachtete S. Herrmann (Blankenburg) ein Paar in der Nähe des Zucker- 86 Abb. 1: Seegelände bei Frose im Winter. Abb. 2: Seegelände (Blick in Richtung Frose). Abb. 3: Seegelände (Blick vom Mittelweg in Richtung NE). Abb. 4: Seegelände (Blick vom Mittelweg in Richtung N). Abb. 5: Der überschwemmte Zuckerbusch. Fotos: U. Nielitz. busches. Das Gebiet entspricht den Ansprüchen dieser Art. Leider sind in diesem Bereich einige größere Wasserstellen nicht einsehbar, so dass keine weiteren Beobachtungen bekannt wurden. Rot- und Schwarzmilan: Beide Arten brüten in mehreren BP in der Umgebung. Das Gebiet dient als Nahrungsgebiet. Seeadler: Das Gebiet ist ein wichtiger Lebensraumbestandteil eines Brutpaares, das sich 2010 in der näheren Umgebung neu angesiedelt hatte. Baumfalke: Das Gebiet ist ein wichtiges Nahrungsgebiet von einem Brutpaar.
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