[Inhaltsverzeichnis]Thomas Meder rezensiert 1BlicktricksUwe Stoklossa: Blicktricks. Anleitung zur visuellen Verführung. Mainz[Hermann Schmidt] 2005Uwe Stoklossa hat seine Blicktricks ursprünglich als Diplomarbeit eingereicht. Die fiel seinemProfessor auf, dann einem Mainzer Verlag, der das Ganze nun in großer Aufmachung (und kleinenBeischriften) herausbringt. Blicktricks ist randvoll, ein Konzentrat, ja eine Überdosis dessen, wasgedruckte Werbung aufregend macht, und schon deshalb sei das Buch all denen nahe gelegt, dieüber diese Alltäglichkeit die Nase rümpfen.Werbung kann obszön sein, und sie schert sich keinen Deut darum, ob sie sexualpolitisch korrektist. Sie soll einfach um jeden Preis auffallen. Da hilft in der Regel eine ausgetüftelte Gestaltung– das industrialisierte ›Machen‹ einer Kunst, deren Etats so manchen Kulturminister erbleichenließen. Unter anderem braucht es dazu auch eine Dosis Empirie. Theorie ist freilich in der Regeldie Sache von Gestaltern nicht: Zugespitzt gesagt, existieren genau so viele Designer wie Design-Theoretiker, weil Praktiker zur Verabsolutierung der eigenen Erfahrung neigen. Hier gibt Stoklossa,der in seiner Vita das kreative Entwerfen vor der Hochschullaufbahn anführt, einen entscheidendenAnstoß.Er hat zigtausend Anzeigen gesichtet, und eine Hauptquelle seiner Inspiration, ein großes Archiv,ist in gegenseitiger Dankbarkeit sogar zum Werbekunden in seinem Buch geworden. Er hat seineFunde in zehn Kapitel angeordnet, die zwischen Aktivitäten des Absenders und des Adressatenhin- und herspringen. Aus dem Werbedschungel ist auf diese Weise kein Garten Linnés geworden,aber hier wird ein passabler Weg durch den Dschungel gewiesen. Akademisch ordentlich hättedas Buch wohl eher ›Blicklenkung und Augentäuschung‹ heißen müssen. Stoklossa fügt den vie-1 Zuerst erschienen unter dem Titel Mit eigenen Augen die augenscheinlichen Tricks der Werbung sehen in: FrankfurterAllgemeine Zeitung, Nr. 287, 9. Dezember 2005, S. 37.IMAGE I Ausgabe 4 I 7/2006 108
THOMAS MEDER, REZENSION: UWE STOKLOSSA: BLICKTRICKS. ANLEITUNG ZUR VISUELLEN VERFÜHRUNG.len Bildern dann doch einen längeren Textteil an, der mit der entwickelten Wahrnehmungspsychologieeines Rudolf Arnheim nicht mithalten kann, aber auf anregende Weise sehr deutlich macht:Unser Auge ist ein Organ, auf das wir uns gegen alle Evidenz besser nicht verlassen, sobaldSeheindrücke komplexer werden.Unter Gestaltern wird Blicktricks seinen Weg machen. Das Buch sollte aber auch noch andereBerufsstände interessieren, etwa die jungen Generalisten der sich formierenden <strong>Bildwissenschaft</strong>.Phänomenologisch sind die Anzeigen in Stoklossas Buch nicht zu unterscheiden vom herkömmlichenBild – im Gegensatz zum Objekt in der zeitgenössischen Kunst, das heute auf die plane Flächeund einen festgestellten Augenblick in aller Regel verzichtet. Wie ein gutes Gemälde erkenntman eine gute Anzeige nach wenigen Sekunden. Die Kunst ist wie seit je schon da, wo die Wissenschafterst mühsam hin muss in ihrem hermeneutischen Drang. Gestaltung, Botschaft, Sinnverstecken sich hinter dem Ding, das an den beworbenen Menschen oder die Zielgruppe gebrachtwerden soll. Die ›Menschenrechte des Auges‹ zu achten, dazu verpflichtet der Deutsche Werberat.Ansonsten gilt hier, was der Medientheoretiker Vinzenz Hediger jüngst in einen hübschen Satzgekleidet hat: Was dem einen ein Hinweis, ist dem anderen ein Fetisch.Angesichts der Sammelleistung seines Verfassers verblassen die Schwächen dieses Buches, allenvoran das hymnisch werbende Vorwort des betreuenden Professors. Seinem eigenen Satz:»Sämtliche Phänomene (der präsentierten Anzeigen) funktionieren ganz automatisch, ohne Vorbildungund ohne Hintergrundwissen«, widerspricht Stoklossa selbst andauernd. Was Roland Barthes›punctum‹ nennt, den subjektiven Blickfang, ist <strong>für</strong> den individuellen Betrachter ohne das›studium‹, das Aufrufen der eigenen Lieblingserinnerungen, nicht zu haben. Wir sehen Dinge, dienicht da sind, ein nur aus Menschenhänden geformtes Automobil etwa oder eine braune Glatzeals eine Kugel Schokoladeneis; wir neigen zur Negation von Faktischem zugunsten der Phantasie.Warum man über das Phänomen des Kippbildes hinaus auf ein Bildrätsel reagiert und auf einanderes nicht, lässt sich hier bestens überprüfen – an Bildern, die das bewusste Auge sonst ehermeidet. Ein Buch, das beim Durchblättern der eigenen, verbildeten Wahrnehmung zur Lehre werdenkann. Vielleicht lässt man sich dabei ja von einer werberelevanten Zielgruppe helfen: Einigesdarin bereitet auch großen Kindern Vergnügen.IMAGE I Ausgabe 4 I 7/2006 109
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