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Schon wieder ein
Quereinsteiger
Wer heute ein großes touristisches Unternehmen leiten will,
sollte offenbar nicht mit dem Makel behaftet sein, aus der
Branche zu kommen. Die Neubesetzung des Chefpostens bei
der TUI AG mit Vodafone-Mann Friedrich Joussen folgt – wie
zuvor bei Thomas Cook – der Philosophie, dass Detailkenntnisse
für die Führung des Großen, Ganzen eher hinderlich
sind. Nun könnte man sagen, schon Joussens Vorgänger
Michael Frenzel beweise, dass Quereinsteiger nicht immer
den besseren Überblick haben. Schließlich sind die Strategien
des ewigen Vorsitzenden, der 1988 von der West LB
zur Preussag stieß, seit Jahren höchst umstritten. Oder
man könnte die Sündenregister branchenfremder Überflieger
wie Thomas Middelhoff oder Thomas Holtrop in der Touristik
aufzählen, um dann zu schwärmen, wie der ehemalige
Reiseleiter Wolfgang Beeser Thomas Cook aus den Irrungen
und Wirrungen der Pichler-Ära errettete. Und nun dieser
Elektrotechniker...
Aber das ist müßig, schließlich gibt es genügend erfolgreiche
Quereinsteiger. Jenseits der Polemik werden Erfolg und
Misserfolg davon abhängen, ob Joussen die Fachkenntnisse
der Touristiker in seinem Unternehmen intensiv nutzt, um
die richtigen Entscheidungen zu treffen. Denn die Regeln der
Branche sind zwar keine Geheimwissenschaft, aber trivial
sind sie auch nicht. Und um sie in ein branchenübergreifendes
Korsett zu zwängen, ist die Touristik zu kleinteilig. Über
Joussen heißt es, er habe es gerne einfach. Wenn es ihm
gelänge, das Konstrukt aus TUI AG, TUI Travel und den ungeliebten
Anteilen an der Containerschifffahrt zu entwirren,
hätte er in Hannover das Zeug zum Helden.
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c.schmicke@travel-one.net
ausgabe fünfzehn 2012.editorial
Christian Schmicke
Chefredakteur
travel.one 10.8.2012 3