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Zeitschrift Mühlstein mit Bericht zur Bockwindmühle im Lönspark

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nach Einführung der Gewerbefreiheit in<br />

den 1860er Jahren zu einem regelrechten<br />

Windmühlen-Bauboom. Kornkammern<br />

wie die Hildeshe<strong>im</strong>er Börde wurden <strong>mit</strong><br />

Holländermühlen oder nach neuesten Erkenntnissen<br />

umgebauten <strong>Bockwindmühle</strong>n<br />

regelrecht überschwemmt. Es ist so<strong>mit</strong><br />

verständlich, dass sich in der zweiten Hälfte<br />

des 19. Jahrhunderts in der Region zwischen<br />

Hannover, Hildeshe<strong>im</strong> und Braunschweig<br />

mehrere große Mühlenbaufi rmen<br />

gründeten, die den Markt der Wind- und<br />

Wassermühlen bedienten. Zum Teil haben<br />

sie <strong>mit</strong> großen Anzahlen von Mühlenneubauten<br />

oder spektakulären Entwicklungen<br />

für Aufsehen gesorgt. Aus der Hand der<br />

bekannten Mühlenbaufi rma Tiedt in Peine<br />

(gegründet 1858 durch Ludwig Tiedt,<br />

geboren aus Alt-Sam<strong>mit</strong> bei Goldberg i.<br />

Meckl.) entstammen in dieser Region so<br />

etwa 60 Windmühlen.<br />

Alleine Wolfenbüttel konnte um die Mitte<br />

der 1860er Jahre vier Mühlenbaufi rmen<br />

nachweisen: Neben Luther & Peters waren<br />

dies die Firmen Theodor Burgdorff und<br />

Kissel sowie die spätere <strong>Mühlstein</strong>fabrik<br />

von Greiner & John.<br />

Der erstere Mühlenbauer, Theodor Burgdorff,<br />

wurde später zu einer berühmten<br />

Persönlichkeit in diesem Gewerbe in der<br />

Hildeshe<strong>im</strong>er Börde. Er stammte ursprünglich<br />

aus der Wassermühle „Lauensteiner<br />

Mühle“ bei Gadenstedt (Lankreis Peine)<br />

und lernte be<strong>im</strong> Vater Leopold das Müller-<br />

und Mühlenbauerhandwerk. Von 1860<br />

bis 1863 absolvierte er seine Gesellenzeit<br />

bei Luther & Peters in Wolfenbüttel.<br />

In dieser Zeit entwickelte er zusammen<br />

<strong>mit</strong> dem Kreidefabrikanten Carl Behrens<br />

die erste Holländermühle <strong>zur</strong> Herstellung<br />

von Schlemmkreide, die <strong>zur</strong> technischen<br />

Revolution der Kreideindustrie in Söhlde<br />

(Landkreis Hildeshe<strong>im</strong>) beigetragen hat.<br />

Um 1900 standen nicht weniger als zwölf<br />

Windmühlen nach diesem System an diesem<br />

heute noch für seine Kreideindustrie<br />

bekannten Ort. Mit dem Bau einer großen<br />

34<br />

Holländermühle für den Müller Friedrich<br />

Wrede <strong>im</strong> Braunschweiger Vorort Broitzem<br />

erhielt Burgdorff 1863 die Konzession für<br />

die Gründung eines eigenen Mühlenbaubetriebes<br />

<strong>im</strong> Bezirk Wolfenbüttel. Diese<br />

Windmühle steht seit 1912 in Steinhude<br />

und ist heute eine der letzten Windmühlen<br />

<strong>im</strong> Umland von Hannover, die noch regelmäßig<br />

mahlen. 1865 gründete Burgdorff in<br />

Hoheneggelsen in der Hildeshe<strong>im</strong>er Börde<br />

eine große Mühlenbaufi rma und wurde zum<br />

„Hofl ieferanten“ aller Windmüller der Gegend.<br />

Aufsehen erregte Burgdorff ab ca.<br />

1880 durch die gelegentliche Anbringung<br />

von Windturbinenrädern an Stelle der herkömmlichen<br />

vier Flügel. Im Hildeshe<strong>im</strong>er<br />

Umland drehten sich solche Windradmühlen<br />

als Holländermühlen in Feldbergen,<br />

Gadenstedt und Salzgitter-Lichtenberg, etwas<br />

weiter entfernt in Baarsen und Bakede<br />

bei Hameln. In Hoheneggelsen stattete er<br />

sogar eine Bockmühle 1888 <strong>mit</strong> einer solchen<br />

Windturbine aus. Burgdorff gilt weiterhin<br />

als der erste, der in Niedersachsen<br />

eine Bockmühle <strong>zur</strong> Paltrockmühle umbaute,<br />

als er 1894 für den Müller Klostermann<br />

eine zwischen Schliestedt und Klein-Dahlum<br />

(Landkreis Wolfenbüttel) abgebaute<br />

Mühle in Asel vor Hildeshe<strong>im</strong> auf eine Rollenbahn<br />

stellte.<br />

Die Paltrockmühle in Asel.

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